- Anzeige -
Dermatologie

Sexuell übertragbare Erkrankungen

Infektiöse anogenitale Dermatosen

28.2.2023

Proktologische Beschwerden sind häufig und werden von den Patienten oft nicht angesprochen. Dahinter können aber sexuell übertragbare Erkrankungen (STI) stecken. Isabel Mordhorst, Dermatologin des WIR (Walk In Ruhr), Zentrum für Sexuelle Gesundheit und Medizin in Bochum, gibt einen Überblick über die nächsten Schritte.

Behandler sollten generell Präventionsmaßnahmen wie Intim- und Sexualhygiene und Impfungen von sich aus zur Sprache bringen und umsetzen, rät Mordhorst. Liegen proktologische Beschwerden vor, gilt die hochauflösende Anoskopie als diagnostischer Goldstandard, je nach Fragestellung in Kombination mit der Anozytologie. Sinnvoll sei es auch, Sexualanamnese und Testung auf STI in die proktologische Untersuchung einzubeziehen. Dabei sollten alle Lokalisationen – oral, genital, anal – berücksichtigt und die Partner in die Therapie eingeschlossen werden. Kontrolltestungen sind notwendig. Bei nicht heilenden Veränderungen müssen intraepitheliale Neoplasien bioptisch ausgeschlossen werden, Dysplasien sind regelmäßig zu kontrollieren.

Diagnostik und Therapie analer Infektionen

Die Diagnostik von Chlamydia trachomatis (ca. 300 000 Erkrankungsfälle/Jahr in Deutschland, 10 % davon bei 18- bis 25-Jährigen) erfolgt durch Abstrich, bei Lymphogranuloma venereum (LGV) ggf. auch über Gewebeproben. Die Inkubationszeit beträgt 7–42 Tage, häufig treten keine Frühsymptome auf. Als Therapie wird das günstige Antibiotikum Doxycyclin 100 mg 2 × tgl. gegeben, bei den Serotypen D–K über 7 Tage, bei L1–L3 über 21 Tage, alternativ das Makrolidantibiotikum Azithromycin.

Zweithäufigste STI mit über 100 000 Infektionen in der EU (2018) ist die klinisch stumme Gonorrhoe (Inkubationszeit 1–14 Tage, asymptomatisch bei  10–30 % der Männer und 50 % der Frauen). Leitsymptom ist eitriger Ausfluss, manchmal begleitet von analem Pruritus. Neisseria gonorrhoeae wird über Abstrichmaterial und möglichst Kultur dia­gnostiziert. Standardtherapie ist Ceftriaxon 2 g i. v. oder i. m. – bei guter Adhärenz und bekannter Erregerempfindlichkeit alleine, sonst kombiniert mit Azithromycin 1,5 g p. o.

Bei der Syphilis verläuft die Ulzeration schmerzlos, evtl. auch als Analfissur kupiert, und heilt langsam ab. Papulöse Syphilide wie Condylomata lata treten gelegentlich auf, ebenso Lymphadenopathien. Die Therapie: 2,4 Mio. IE Benzathin-Penicillin i. m. als Einmalgabe (zuvor 1 mg/kg KG Prednisolon zur Herxheimer-Prophylaxe). Je nach Stadium muss die Therapie ggf. verlängert werden. Laborwertkontrollen sollten nach 4 Wochen sowie 3, 6, 9 und 12 Monaten erfolgen. CAVE: Eine HIV-Koinfektion birgt ab dem Sekundärstadium ein erhöhtes Neuro­syphilis-Risiko.

Anale HPV-Infektionen treten bei 39 % der Frauen mit Analverkehr und 50 % derer mit genitaler HPV-Infektion auf, aber nur ca. 10 % der Immungesunden HPV-Träger entwickeln Condylomata acuminata. Die Lokaltherapie erfolgt mit Grüntee-Extrakt, ferner Imiquimod, Podophyllotoxin und 5-Fluorouracil. Auch die elektrokaustische Abtragung sowie die Verwendung von ­Trichloressigsäure sind wirksam. Alle Behandlungen können auch bei analen intraepithelialen Neoplasien (AIN I–III) angewendet werden. kd

Vortrag „Anogenitale Dermatosen mit Schwerpunkt Infektion“, 23. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft Infektiologie und Tropendermatologie, Berlin, Oktober 2022

Lesen Sie mehr und loggen Sie sich jetzt mit Ihrem DocCheck-Daten ein.
Der weitere Inhalt ist Fachkreisen vorbehalten. Bitte authentifizieren Sie sich mittels DocCheck.
- Anzeige -

Das könnte Sie auch interessieren

123-nicht-eingeloggt