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Allgemeinmedizin

Alpha-1-Antitrypsin-Mangel

Eine versteckte Ursache für COPD oder Lungenemphysem

Prof. Dr. med. Felix Herth

10.12.2025

Der Alpha-1-Antitrypsin-Mangel (A1AT-Mangel) ist eine genetisch bedingte, autosomal-rezessive Erkrankung, bei der der Körper aufgrund eines Gendefekts zu wenig Alpha-1-Antitrypsin (AAT) bildet. AAT ist ein wichtiges Proteaseinhibitor-Protein, das vor allem in der Leber produziert wird.

Der Alpha-1-Antitrypsin-Mangel ist die häufigste genetische Ursache für Lebererkrankungen bei ­Kindern und kann auch Erwachsene betreffen. Die Erkrankung betrifft etwa 1 von 1 500 bis 3 500 ­Personen europäischer Abstammung [1].

Ursachen und Pathophysiologie

Der Mangel entsteht durch einen Gendefekt, der die Produktion von funktionsfähigem Alpha-1-Antitrypsin (AAT) beeinträchtigt. Seine Hauptfunktion besteht darin, schädliche Enzyme wie Elastase zu hemmen, die im Zuge von Entzündungsprozessen freigesetzt werden. Wird AAT nicht in ausreichender Menge gebildet, kommt es zu einer unkontrollierten Aktivität dieser Enzyme, was vor allem das Lungengewebe schädigen kann. Das Ergebnis ist oft ein fortschreitendes Lungenemphysem, welches durch Zerstörung der Alveolarwände charakterisiert ist. Gleichzeitig lagert sich mutiertes AAT in der Leber ab, was dort zu einer Schädigung des Organs führt und eine Leberzirrhose begünstigt [2].

Symptome

Die Symptome des Alpha-1-Antitrypsin-Mangels ­variieren stark. In der Lunge äußert sich die Erkrankung durch:

  • chronische Atemnot
  • Husten und Auswurf, oder keuchen
  • erhöhte Anfälligkeit für Lungenerkrankungen wie chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD) und Lungenemphysem

In der Leber können folgende Symptome auftreten, besonders bei Kindern:

  • Gelbsucht
  • Appetitlosigkeit
  • Schwellungen in Bauch und Beinen durch Leberfunktionsstörung

Manche Betroffene entwickeln früh Symptome, andere erst im späteren Lebensalter [1,2].

Diagnose

Die Diagnose erfolgt über einen Bluttest, der die Alpha-1-Antitrypsin-Konzentration misst, sowie ­genetische Untersuchungen zur Identifikation von Mutationstypen. Weitere Untersuchungen wie ­Lungenfunktionstests und bildgebende Verfahren helfen, das Ausmaß der Organschädigung zu beurteilen. Da die Symptome unspezifisch sein können, wird der Mangel oft erst spät erkannt [3].

Prognose und Verlauf

Die Prognose des Alpha-1-Antitrypsin-Mangels hängt vom Schweregrad des Mangels und vom Zeitpunkt der Diagnosestellung ab. Ohne Behandlung führt der Mangel häufig zu Lungenschaden und Leberzirrhose. Eine frühzeitige Diagnose und konsequente Therapie können jedoch die Lebensqualität verbessern und das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen. Einige Betroffene bleiben asymptomatisch oder zeigen erst im höheren Alter Symptome [1].

Alpha-1-Antitrypsin-Mangel ist eine genetische Krankheit, die zu einem Mangel an einem schützenden Enzymhemmer führt, was vor ­allem Lunge und Leber schädigen kann. Sie manifestiert sich häufig in Form eines Lungenemphysems und Lebererkrankungen. Die ­Diagnose basiert auf Bluttests und genetischen Analysen. Die Therapie umfasst eine Substitution mit Alpha-1-Antitrypsin, medikamentöse und nicht-medikamentöse Maßnahmen. Eine frühzeitige Behandlung ist entscheidend für die Prognose.

Der Autor

Prof. Dr. med. Felix Herth
Chefarzt Pneumologie und Beatmungsmedizin
Thoraxklinik
Universitätsklinikum Heidelberg

Felix.Herth@med.uni-heidelberg.de

  1. Dasi F, Med Clin (Barc) 2024; 162: 336–42
  2. Sandhaus RA et al., Chronic Obstr Pulm Dis 2016; 3: 668–82
  3. Miravitlles M et al., Eur Respir J 2017; 50: 1700610
  4. Herth FJF et al., Int J Chron Obstruct Pulmon Dis 2021; 16: 2983–96
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Bildnachweis: privat

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