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Wirtschaftliche Lage

Einkommen der Praxen sinkt zwischen 2017 – 2020

15.8.2022

Die Ausgaben von Praxen stiegen in den drei Jahren vor der Pandemie stärker als die Einnahmen. Das ergibt eine Analyse des Zi (Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland), bei dem sowohl die Einnahmen kassenärztlicher als auch privatärztlicher Tätigkeit berücksichtigt werden.

Das Zi erfasst mit dem ZiPP (Zi-Praxis-Panel) seit 2010 jährlich die Wirtschaftslage von niedergelassenen Ärzten und Psychotherapeuten und veröffentlicht dazu umfangreiche Berichte. Berücksichtigt werden die Einnahmen aus kassenärztlicher und aus privatärztlicher Tätigkeit. Die jetzt vorgelegten ersten Ergebnisse zur wirtschaftlichen Lage der Arzt- und Psychotherapiepraxen 2017-2020 zeigen, dass sich das in den letzten Jahren ohnehin eher schwache Einnahmenwachstum der 102.000 Arzt- und Psychotherapiepraxen zuletzt weiter abgeschwächt hat. 2020 lag es bei lediglich 2,6% im Vergleich zum Vorjahr. In den beiden Jahren zuvor hatte dieser Wert noch bei 3,8 bzw. 3,7% gelegen. Insgesamt sind die Praxiseinnahmen von 2017 bis 2020 um 10,5% gestiegen. Im gleichen Zeitraum sind jedoch die Gesamtaufwendungen um 13,3% angewachsen. Sie lagen damit systematisch über der Einnahmenentwicklung. So verwundert es nicht, stellt das Zentralinstitut in einer Pressemitteilung fest, dass die Entwicklung der Praxisüberschüsse im Jahr 2020 deutlich niedriger lag als in den Vorjahren. Inflationsbereinigt stiegen die Jahresüberschüsse in den Jahren 2017 bis 2020 nur um durchschnittlich 1,4% pro Jahr.

Der Kostenanstieg in den Praxen hat die Entwicklung der Verbraucherpreise, die im gleichen Zeitraum im Bundesdurchschnitt um 3,7% zunahmen, um nahezu das Vierfache überschritten. Größter Kostenfaktor für die Praxen sind die Ausgaben für Personal, die im Jahr 2020 fast 56% der Gesamtaufwendungen umfassten. Von 2017 bis 2020 nahmen die Personalaufwendungen um 19% zu. Die größten Kostensprünge gab es zudem bei Aufwendungen für Wartung und Instandhaltung (+38,4%), bei Material und Labor (+19%) sowie bei der Miete für Praxisräume (+3%). Die Kostenentwicklung der Praxen lag bisher systematisch über der allgemeinen Teuerungsrate.

Überholte Werte

„Dass die Niedergelassenen 2020 mit 1,6% real noch ein kleines Plus beim Jahresüberschuss verbuchen konnten, haben sie allein der extrem niedrigen Inflationsrate von damals 0,5% zu verdanken. Der gleiche nominale Zuwachs beim Jahresüberschuss würde bei der Verbraucherpreisentwicklung von 2021 (3,1%) zu realen Verlusten der Praxen führen. Für 2022 dürfen wir aufgrund der hohen Inflationsrate von bisher 7,5% massiv ansteigende Kosten und aufgrund von Sparmaßnahmen der Bundesregierung zugleich stagnierende, wenn nicht gar rückläufige Einnahmen erwarten“, sagte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried (Berlin).

Das Heranziehen von längst überholten Vergangenheitswerten ist eine denkbar schlechte Grundlage, um über die aktuelle wirtschaftliche Lage der Arzt- und Psychotherapiepraxen heute zu urteilen, so von Stillfried weiter: „Die Sicherstellung der ambulanten ärztlichen Versorgung gründet auf dem Fundament einer soliden wirtschaftlichen Basis der Niederlassung. Niederlassung muss sich lohnen. Auch nach Abzug der Geldentwertung muss ein Plus bleiben. Die Corona-Pandemie führt in den Praxen seit nunmehr zweieinhalb Jahren zu einer anhaltend hohen Arbeitsverdichtung für alle Praxismitarbeiter. Krisenversorgung und Regelversorgung sind eins geworden.

Wenn zu diesem Druck noch wirtschaftliche Unsicherheit kommt, ist das Sprengstoff für die ärztliche und psychotherapeutische Versorgung der gesetzlich Versicherten. Für die Praxen muss daher möglichst jetzt ein Inflationsausgleich kommen“. Angesichts der absehbar schwierigen Lage der rund 120.000 Praxisinhaber fordert der Zi-Chef: „Man darf nicht allein den Blick auf die Krankenhäuser richten, die Praxisinhaber aber einem beträchtlichen wirtschaftlichen Risiko überlassen. Gerade in Zeiten eines zunehmenden Personalmangels in der medizinischen Versorgung müssen die Praxen als Rückgrat der Regelversorgung geschützt und gefördert werden“.

Pressemitteilung Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland, August 2022
Leibner M et al.; Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland, August 2022

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