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Wildpilze in Süddeutschland teils weiterhin mit radioaktivem Cäsium belastet

23.8.2022

Der Pilzbericht des Bundesamtes für Strahlenschutz gibt Hinweise darauf, welche Speisepilzarten in welchen Regionen Deutschlands hohe Cäsium-Werte aufweisen können.

Wildpilze können in Süddeutschland weiterhin oberhalb des Grenzwertes mit radioaktivem Cäsium belastet sein, wie der aktuelle Pilzbericht des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) zeigt. Für diesen untersucht die Behörde jährlich wildwachsende Speisepilze auf 137Cäsium. Das Cäsium stammt vor allem aus dem Reaktorunfall 1986 in Tschernobyl (das damals freigesetzte Isotop 137Cäsium hat eine Halbwertszeit von 30,1 Jahren). Ein geringer Anteil geht auf die oberirdischen Kernwaffentests der 1950er- und 1960er-Jahre zurück.

Für Pilze im Handel gilt ein Grenzwert von 600 Becquerel 137Cäsium pro Kilogramm Frischmasse. Wer im Wald sammelt, kennt jedoch die Strahlenbelastung dieser Pilze nicht. „Wer Pilze für den eigenen Verzehr sammelt, kann den Pilzbericht des Bundesamtes für Strahlenschutz zur Orientierung nutzen“, erläutert BfS-Präsidentin Inge Paulini. Der Bericht zeigt, welche Speisepilzarten hohe Cäsium-Werte aufweisen können und welche Regionen Deutschlands vom Reaktorunfall von Tschernobyl besonders betroffen sind. „In diesen Gebieten – etwa dem Bayerischen Wald, dem Alpenrand und dem Donaumoos südwestlich von Ingolstadt – sollte man selbst gesammelte Pilze nur in Maßen verzehren, um eine unnötige Strahlenbelastung zu vermeiden“, rät Paulini.

Enthalten sind Untersuchungsergebnisse von 2019 bis 2021

Der aktuelle Pilzbericht fasst die Untersuchungsergebnisse der Jahre 2019 bis 2021 zusammen. Besonders hohe Werte bis über 4.000 Becquerel 137Cäsium pro Kilogramm Frischmasse wiesen in diesem Zeitraum Semmelstoppelpilze und Rotbraune Semmelstoppelpilze auf. Über 1.000 Becquerel pro Kilogramm lagen die Messwerte von verschiedenen Schnecklingsarten, Gelbstieligen Trompetenpfifferlingen, Gemeinen Rotfußröhrlingen, Maronenröhrlingen, Mohrenkopfmilchlingen, Ockertäublingen, Rotbraunen Scheidenstreiflingen, Seidigen Ritterlingen, Violetten Lacktrichterlingen und Ziegenlippen.

Mit weniger als zehn Becquerel pro Kilogramm sehr gering belastet waren Beutelstäubling, Birnenstäubling, Blutender Waldchampignon, Blutroter Filzröhrling, Brauner Riesenscheidenstreifling, Braunroter Ledertäubling, Braunschuppiger Riesenchampignon, Faltentintling, Hasenröhrling, Honiggelber Hallimasch, Judasohr, Kurzstieliger Weichritterling, Mönchskopf, Riesenporling, Safran-Riesenschirmling, Schiefknolliger Anischampignon, Schopftintling, Schwarzblauender Röhrling, Sternschuppiger Riesenschirmling, Weißer Büschelrasling, Würziger Tellerling, Zitterzahn, Zweifarbiger Lacktrichterling und Zweifarbiger Scheidenstreifling.

Zuchtpilze wie Champignons und Austernseitlinge wurden für den Bericht nicht untersucht. Ihr 137Cäsium-Gehalt ist äußerst gering und mit dem anderer landwirtschaftlicher Produkte vergleichbar.

Hinweis: Ob der Ukraine-Krieg, z. B. durch Einbeziehung von Atomkraftwerken in die Kampfhandlungen, zur Freisetzung von radioaktiven Stoffen führen wird, ist unvorhersehbar. Zur „Dekorporation bzw. Verhinderung der Resorption von Radiocäsium“ ist ein oral verwendbares Präparat in Deutschland zugelassen (Zulassungsnummer: 6813163.00.00, ATC-Code: V03AB31). Der Wirkstoff Eisen(III)-hexacyanoferrat(II) (unlösliches Berliner Blau, „preußisch Blau“) wird nach oraler Zufuhr von der intakten Darmwand nicht resorbiert. Es bindet das im Darm befindliche Cäsium und verhindert dessen Resorption bzw. Rückresorption. Dadurch wird der enterohepatische Kreislauf von Cäsium unterbrochen. Zur Reduktion der Cäsiumbelastung von Lebensmitteln ist der Wirkstoff jedoch nicht vorgesehen.

Der Autor

Rainer H. Bubenzer

Pressemitteilung:„Wildpilze teils weiterhin mit radioaktivem Cäsium belastet“. Bundesamt für Strahlenschutz, Salzgitter, 22.8.2022.

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