Zahlreiche Analysen aus jüngster Zeit haben versucht, die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf das Krebsgeschehen zu erfassen. So zeigte eine gerade publizierte, mehr als zwei Millionen Patienten umfassende Studie aus den USA, die zeigte, dass die Zahl der Untersuchungen und Krebsdiagnosen nach dem Beginn der Pandemie deutlich zurückgegangen ist (DOI 10.1002/cncr.34011). Die deutsche Untersuchung zeigte einen ähnlichen Trend. In die retrospektive Studie wurden Patienten im Alter von ≥18 Jahren mit mindestens einem Besuch in einer von 1.403 Allgemein- und Facharztpraxen in Deutschland im April 2020 bis März 2021 (n=3.804.596) und April 2019 bis März 2020 (n=3.913.386) eingeschlossen. Fachpraxen waren im Wesentlichen gynäkologische, dermatologische und urologische Praxen. Die erfassten Krebsdiagnosen umfassten alle entsprechend ICD-10, C00-C97, dokumentierten Krebsarten. Die Anzahl der in den beiden Zeiträumen neu diagnostizierten Krebspatienten pro Praxis wurde mittels Wilcoxon-Tests verglichen.

Im April 2020 bis März 2021 bezeihungsweise April 2019 bis März 2020 wurde bei 126.379 bzw. 138.996 Patienten Krebs diagnostiziert (ein Rückgang um 9%). Die Zahl der Patienten mit einer Krebsdiagnose nahm in allen Praxen ab, wobei dieser Rückgang in den Hausarztpraxen signifikant war (-7,1%, p=0,038). Bezogen auf die Tumorentitäten war der Rückgang bei Hautkrebs besonders ausgeprägt (-12,8%, p=0,025). Die Autoren fordern im Zusammenhang mit den COVID-19-assoziierten Ursachen für diesen Rückgang der Krebsdiagnosen dringende Maßnahmen im Bereich der öffentlichen Gesundheit, um die schädlichen Auswirkungen der Gesundheitskrise im Bereich der Krebsversorgung zu mildern.