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Feinstaubbelastung

Selbst geringe Luftverschmutzung erhöht Sterberisiko signifikant

Menschen, die über einen längeren Zeitraum auch nur geringer Luftverschmutzung ausgesetzt sind, haben ein erhöhtes Risiko, früher zu sterben. Diesen Zusammenhang haben Wissenschaftler im Rahmen des multinationalen Projektes „Effects of Low-Level Air Pollution: A Study in Europe“ (ELAPSE) unter der Leitung der Universität Utrecht (Niederlande) festgestellt, wie die Gruppe im „British Medical Journal“ nun berichtet.

Um die Frage nach den gesundheitlichen Auswirkungen von Feinstaubkonzentrationen unterhalb der festgelegten Grenzwerte zu beantworten, wurden Daten von acht bevölkerungsbasierten Kohorten aus sieben europäischen Ländern ausgewertet. Unter anderem anonymisierte Daten von rund 170.000 Personen der „Vorarlberg Health Monitoring and Prevention Programme“ der Uni Ulm. In Befragungen machten die Probanden, die alle in einer eher ländlichen, das heißt feinstaubärmeren Umgebung lebten, detaillierte Angaben zu ihrem Lebensstil. Zusätzlich wurde die Belastung mit Feinstaub (PM 2,5 = aerodynamischer Durchmesser < 2,5 µm), Stickstoffdioxid (NO2), Ozon (O3) und Rußpartikeln in der Luft der Wohnorte der Probanden erfasst. Die Daten zur Konzentration der Luftverschmutzung basieren auf Messungen, Satellitenbeobachtungen und Daten zur Landnutzung, beispielsweise hinsichtlich der Verkehrsdichte oder des Anteils an Industrie- oder Grünflächen.


Bei rund 325.000 Erwachsenen, die über einen Zeitraum von durchschnittlich 19,5 Jahren beobachtet wurden, konnte für eine Erhöhung der PM2,5-Feinstaubbelastung um 5 µg/m3 ein signifikanter Anstieg des Sterberisikos um 13 % beobachtet werden. Wurden nur die Personen betrachtet, die an Orten mit Konzentrationen von weniger als 12 µg/m3 (dem US-Grenzwert) wohnten, betrug der Anstieg pro 5 µg/m3 Feinstaubbelastung sogar 30 %. Auch geringe Feinstaubkonzentrationen waren mit einem signifikant erhöhten Sterberisiko verbunden – was ebenfalls für Stickstoffdioxid und Rußpartikel nachweisbar war.


Dr. Gudrun Weinmayr vom Institut für Epidemiologie und Medizinische Biometrie der Universität Ulm, eine Autorin der ELAPSE-Studie, stellt dazu fest: „Die meisten Studien zum Zusammenhang zwischen Feinstaub- und Stickoxidbelastung und erhöhter Sterblichkeit fanden in Städten mit relativ hohen Schadstoffkonzentrationen statt. Deshalb gab es bislang keine aussagekräftigen Erhebungen bei Personen, die nur niedrigen Konzentrationen ausgesetzt waren. In unserer Studie konnten wir nun zeigen, dass auch Feinstaubbelastungen unterhalb der gültigen Grenzwerte mit erhöhter Mortalität einhergehen. Luftverschmutzung trägt ursächlich zu vielen chronischen Erkrankungen bei, was maßgeblich zur erhöhten Sterblichkeit führt. Selbst bei niedrigen Verschmutzungswerten unterhalb der geltenden Grenz- und Richtwerte ist Luftverschmutzung also noch gefährlich“. Die Ergebnisse der Untersuchung werden von der Gruppe als wichtiger Beitrag zur Debatte rund um die Überarbeitung von Luftqualitätsgrenzwerten und zur Anpassung von Leitlinien und Normen sowie für die künftigen Bewertungen der globalen Krankheitslast gewertet.

1 Wolf K et al., Long-term exposure to low-level ambient air pollution and incidence of stroke and coronary heart disease: a pooled analysis of six European cohorts within the ELAPSE project. Lancet Planet Health  2021 Sep; 5: e620–e632; doi: 10.1016/S2542-5196(21)00195-9

2 Pressemitteilung „Wie sinnvoll sind die Feinstaub-Grenzwerte? Studie zeigt: Luftverschmutzung auch unterhalb des Limits gefährlich“ (Veranstalter: Universität Ulm), online, September 2021

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