- Anzeige -
NEWS

Kardiologie

Hohe Sterblichkeit bei Broken Heart-Syndrom

31.7.2025

Eine neue Analyse von US-Krankenhausdaten (Nationwide Inpatient Sample, NIS) aus den Jahren 2016 bis 2020 mit fast 200 000 Patientinnen und Patienten bestätigt die hohe akute Morbidität und Mortalität des Takotsubo-Syndroms (TTS, „Gebrochenes-Herz-Syndrom“, auch Stress-Kardiomyopathie). Besonders alarmierend: Männer sterben im Krankenhaus mehr als doppelt so häufig wie Frauen (11,2 % vs. 5,5 %).

Trotz Fortschritten in der Kardiologie blieb die Gesamtmortalität über 5 Jahre stabil bei 6,5 %. Die Inzidenz stieg leicht: von 39 015 Fällen (gewichtete Zahl) im Jahr 2016 auf 41 290 im Jahr 2020. Frauen machen weiterhin 83 % der Betroffenen aus, bei Männern ist die Prognose jedoch deutlich schlechter.

Ein auffälliger Inzidenzsprung zeigte sich ab einem Alter von 46 Jahren im Vergleich zur Altersgruppe 31-45 (2,6- bis 3,25-fach höher). Mögliche Ursachen: zunehmende Stressbelastung, hormonelle Veränderungen und kardiovaskuläre Risikofaktoren. Diese Schwelle könnte in der Differenzialdiagnostik gegenüber einem Akuten Koronarsyndrom (ACS) hilfreich sein.

Komplikationen: Hohe Risiken und negative Trends

Patientinnen und Patienten mit TTS erlitten signifikant häufiger schwere Komplikationen als andere Hospitalisierte. Die adjustierten Odds Ratios (OR) belegen ein teils drastisch erhöhtes Risiko:

  • Kardiogener Schock: OR 12,71
  • Herzstillstand: OR 4,79
  • Akute Herzinsuffizienz (CHF): OR 3,52
  • Myokardruptur: OR 5,79 (selten, 0,02 %)
  • Schlaganfall: OR 2,00
  • Vorhofflimmern: OR 1,43

Die Krankenhausmortalität lag bei 6,58 % (vs. 2,41 % ohne TTS; OR 2,86). Besonders kritisch: Die Raten für Mortalität, kardiogenen Schock, Herzstillstand, CHF und Schlaganfall stiegen von 2016 bis 2020 teils deutlich - z. B. Mortalität von 5,63 % auf 8,38 %. COVID-19 dürfte zum markanten Anstieg ab 2020 beigetragen haben. Am häufigsten waren akute Herzinsuffizienz (35,9 %) und Vorhofflimmern (20,8 %).

Klinische Konsequenzen für Praxis und Versorgung

Geschlechtsspezifisches Risikobewusstsein:  Männer mit TTS sind eine Hochrisikogruppe. Bei Verdacht auf TTS nach physischen Stressoren (z. B. OP, schwere Infekte) ist eine engmaschige Überwachung indiziert.

Fokus auf 45+:  TTS betrifft nicht nur Hochbetagte. Bei Patientinnen und Patienten ab 46 mit thorakalen Beschwerden nach Stresssituationen sollte TTS differentialdiagnostisch geprüft werden - auch ohne typische ACS-Merkmale.

Kein harmloser Herzinfarkt-Ersatz:  Die Vorstellung eines benignen Verlaufs ist widerlegt. Die akute Phase ist hochriskant. Diagnostik (Echo, EKG, Ausschluss signifikanter Koronarstenosen) und supportive Therapie (HF, Rhythmus, Schock) sind essenziell.

Alter als diagnostische Hilfe:  Der sprunghafte Inzidenzanstieg ab 46 kann bei atypischer ACS-Symptomatik (insbesondere bei Männern) als diagnostisches Kriterium dienen.

Strukturelle Nachsorge:  Auch bei systolischer Erholung: Die hohe Akutkomplikationsrate verlangt strukturierte Nachbetreuung mit Fokus auf Rhythmusstörungen und persistierende HF-Symptome.

Bestätigt wurde: Weiße Patientinnen und Patienten haben die höchste Inzidenz, gefolgt von Native Americans – die Ursachen sind unklar. Die Studie unterstreicht den Handlungsbedarf: TTS ist eine ernstzunehmende Herzerkrankung mit anhaltend hoher Mortalität – insbesondere bei Männern. Es braucht dringend optimierte Therapieregime und gezielte klinische Studien.

Movahed MR et al.: High Mortality and Complications in Patients Admitted With Takotsubo Cardiomyopathy With More Than Double Mortality in Men Without Improvement in Outcome Over the Years. J Am Heart Assoc. 2025 May 20;14(10):e037219 (DOI 10.1161/JAHA.124.037219).

No items found.
Lesen Sie mehr und loggen Sie sich jetzt mit Ihrem DocCheck-Daten ein.
Der weitere Inhalt ist Fachkreisen vorbehalten. Bitte authentifizieren Sie sich mittels DocCheck.
- Anzeige -

Das könnte Sie auch interessieren

123-nicht-eingeloggt