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Allgemeinmedizin

Reanimation

Herz-Kreislauf-Stillstand: Optimierung lebensrettender Systeme könnte bis zu 10.000 Menschenleben pro Jahr mehr retten

22.6.2022

Bei einem Herz-Kreislauf-Versagen im präklinischen Umfeld ist die Laienreanimation unverzichtbar. Trotzdem gibt es in Deutschland bei mehr als 70.000 Herz-Kreislauf-Versagen jährlich nur eine Laienreanimationsquote von etwa 40%. Viel zu niedrig, kritisieren Intensivmediziner. Im Ausland geht das mit bis zu 80% Laienbeteiligung besser.

Die vom European Resuscitation Council (ERC) 2021 aktualisierten Reanimationsleitlinien messen den lebensrettenden Systemen eine zentrale Bedeutung bei und legen dabei einen Fokus auf die Wiederbelebung durch Laien. Die lebensrettenden Systeme betonen das Zusammenspiel zwischen allen an der Überlebenskette beteiligten Akteuren. So wird auch die Verbindung von Rettungsdienst und der Allgemeinbevölkerung konkretisiert. Das Konzept der lebensrettenden Systeme beschreibt das Zusammenspiel vieler verschiedener Faktoren, die in der Überlebenskette beteiligt sind. Dabei ist eine Vielzahl von Akteuren notwendig, um die Überlebensquoten von Betroffenen zu steigern. Die Maßnahmen der BIG-FIVE-Überlebensstrategien sind mit einer deutlichen Erhöhung des Überlebens assoziiert (mehr Laienreanimation, Telefonreanimation in allen Leitstellen (TCPR), flächendeckende Ersthelfersysteme, flächendeckende Advanced-Life-Support(ALS)-Versorgung, spezialisierte Kliniken, die Cardiac Arrest Centers [CAC]).

So wird etwa durch Projekte wie „Kids save lives“ eine Verbindung zwischen Bevölkerung und Rettungsdienst hergestellt. Neben vielfältigen Schulungsinhalten lernen Schulkinder auch, den Rettungsdienst zu alarmieren. Letzterer kann dann im Zuge der Telefonreanimation Anweisungen zum weiteren Vorgehen geben. Gleichzeitig sensibilisieren Kampagnen und Aktionstage die Allgemeinbevölkerung für das Thema Reanimation und Schüler geben ihr Wissen aus dem Unterricht innerhalb ihrer Familien weiter. Mithilfe von Ersthelfersystemen entstehen lokale Communitys mit dem Ziel, die Quote der Ersthelfer zu steigern und mehr Leben zu retten. Die Steigerung der Laienreanimationsquote erhöht das Überleben um den Faktor 3. Von TCPR, flächendeckenden ALS-Teams und Cardiac Arrest Centers wird eine Verdopplung des Überlebens erwartet. Der Ausbau von Ersthelfersystemen lässt den Faktor um 1,2 bis 2 steigen.

Um diese lebensrettenden Systeme weiter zu etablieren (v.a. auch die Laienreanimation), so fordern die Intensivmediziner, sind insbesondere die Politik und auch einzelne Kommunen gefordert, flächendeckende Ersthelfersysteme kontinuierlich auszubauen sowie die Einführung eines verpflichtenden Reanimationsunterrichts für Schüler durchzusetzen. Erfreulicherweise konnte die Laienreanimationsquote, die in Deutschland 2008 nur bei 16% lag, durch diverse Aufklärungsarbeiten bis 2021 auf etwa 40% gesteigert werden. Um diese Quote noch weiter zu steigern, sind zusätzliche Maßnahmen zur Förderung der Laienreanimation, klare und bundesweite gesetzliche Vorgaben sowie eine deutschlandweite Implementierung der lebensrettenden Systeme notwendig. Durch einen Ausbau von sich ergänzenden Maßnahmen sollen bis zu 10.000 Menschenleben jährlich gerettet werden können.

Horriar L et al., Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz 2022 Jun 20; DOI 10.1007/s00103-022-03557-4, PMID 35723698

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