RKI-Forschende haben im Journal of Health Monitoring aktuelle Prognosen zur Entwicklung des diagnostizierten Typ-2-Diabetes in Deutschland bis 2050 veröffentlicht. Ausgangspunkt ist eine Prävalenz von 8,6 % (6,05 Mio. Personen) im Jahr 2022. Je nach Szenario steigt diese bis 2050 auf 12 bis 18 % (8,2 - 12,5 Mio. Betroffene). Selbst unter optimistischen Annahmen bleiben die Fallzahlen deutlich erhöht.
Entscheidend für die Dynamik ist vor allem die Entwicklung der Inzidenz: Nur bei einer nachhaltigen Abnahme durch wirksame Prävention lässt sich der Anstieg bremsen.
In Deutschland hat aktuell etwa jeder zehnte Erwachsene einen ärztlich diagnostizierten Diabetes. Typ-2-Diabetes ist mit einem Anteil von über 90 % unter allen an Diabetes erkrankten Personen am häufigsten und tritt vor allem im mittleren oder höheren Erwachsenenalter auf. Mit Diabetes und seinen Folge- und Begleiterkrankungen wie Nieren- und Augenerkrankungen oder Amputationen sind viel Leid und hohe Kosten verbunden. Zur Entstehung eines Typ-2-Diabetes können verhaltensbasierte Risikofaktoren (z. B. ungünstiges Ernährungs- und Bewegungsverhalten, Adipositas) sowie nachteilige Umwelt- und soziale Rahmenbedingungen (z. B. Luftverschmutzung, soziale Deprivation) beitragen. Um den Bedarf an Präventions- und Versorgungsleistungen einschätzen und Public-Health-Maßnahmen planen zu können, sind Prognosen zur Diabetes-Entwicklung unerlässlich.
Für die mathematische Modellierung wurden verschiedene Szenarien zur Entwicklung von Inzidenz und Übersterblichkeit verwendet. Gegenüber bisherigen Auswertungen berücksichtigen die Forschenden in den aktuellen Prognosen mehrere und stärker variierende Annahmen für die Veränderung von Inzidenz und Übersterblichkeit, um das Potenzial von möglichen Public-Health-Maßnahmen zu verdeutlichen. Die Berücksichtigung von Annahmen zur Inzidenz- und Mortalitätsentwicklung in der Modellierung der zukünftigen Prävalenz und Fallzahl erlaubt auch zuverlässigere Prognosen.
Steigender Versorgungsbedarf in der Bevölkerung
Bei einem der Szenarien zum Beispiel modellieren die Forschenden auf Grundlage einer Prävalenz von 8,6 % bzw. 6,05 Millionen betroffenen Personen im Jahr 2022. Bei Annahme einer gleichbleibenden Inzidenz und Übersterblichkeit prognostizieren sie einen Anstieg auf 16,1 % bzw. auf 11,01 Millionen Personen mit Typ-2-Diabetes für das Jahr 2050.
Das Fazit der RKI-Autorinnen und -Autoren: „Alle der hier dargestellten Szenarien prognostizieren steigende Fallzahlen von Personen mit Typ-2-Diabetes bis 2050. Daraus ergibt sich ein steigender Versorgungsbedarf für Diabetes in der Bevölkerung in Deutschland verbunden mit höheren Gesundheitsausgaben ... Trotz der in der Vergangenheit beobachteten Fortschritte in der Versorgungsqualität ... besteht weiterhin ein deutliches Verbesserungspotential in der Versorgungsqualität von Personen mit Typ-2-Diabetes in Deutschland ... Für eine nachhaltige Inzidenzabnahme sind jedoch verstärkt primärpräventive Maßnahmen erforderlich. Diese sollten nicht nur Aufklärungs- und Kommunikationsmaßnahmen für eine Verhaltensänderung auf individueller Ebene umfassen, sondern insbesondere verhältnispräventive gesundheitspolitische Maßnahmen berücksichtigen, wie z. B. eine Verstärkung der Tabakkontrollmaßnahmen“.
Pressemitteilung „Steigende Fallzahlen des diagnostizierten Typ-2-Diabetes, RKI-Prognosen im Journal of Health Monitoring“. Robert Koch-Institut (RKI), Berlin, 17.9.2025 (https://www.rki.de/DE/Aktuelles/Neuigkeiten-und-Presse/Meldungen/Archiv/2025-09-17_JHealthMonit-Diabetes-Prognose.html).
* Kuhnert R et al.: Entwicklung von Prävalenz und Fallzahl des diagnostizierten Typ-2-Diabetes in Deutschland: Prognosen bis 2050. J Health Monit. 2025;10(3):e 13352 (DOI 10.25646/13352).