Eine Forschungsgruppe hat in einer experimentellen Studie untersucht, ob das gleichzeitige Betrachten von verschiedenen Bildern die Schmerzwahrnehmung von Kindern lindern kann. Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung von vertrauten und positiven sozialen Reizen bei der Schmerzbewältigung im Kindesalter und bieten eine evidenzbasierte Grundlage für nicht-pharmakologische Ansätze zur Schmerzreduktion bei Kindern in der klinischen Praxis.
Für die Studie wurden Kindern im Alter von 8 bis 13 Jahren in ein Labor eingeladen, wo sie leichte, aber länger andauernde Hitzereize auf ihrem Unterarm spürten. Gleichzeitig betrachteten sie verschiedene Fotos: Gesichter ihrer Mutter mit neutralem Gesichtsausdruck, Gesichter fremder Frauen, die entweder lächelten oder neutral blickten, angenehme Szenen – etwa mit Delfinen –, aber auch unangenehme Szenen (z. B. Angst einflößende oder traurige Bilder). Die Kinder bewerteten sowohl die Fotos als auch die Intensität der Schmerzen, die sie während des Experiments empfanden.
Das Betrachten bestimmter Bilder konnte die Schmerzempfindung der Kinder nachweisbar beeinflussen: Bilder der neutral schauenden Mutter, einer lächelnden Fremden oder angenehme Szenen reduzierten die wahrgenommene Schmerzintensität. Unangenehme Bilder führten zu einer Verstärkung der Schmerzreaktionen, die sich besonders in psychophysiologischen Werten wie zum Beispiel der Hautleitfähigkeit oder der Aktivität der Stirnmuskulatur zeigte.
Die Ergebnisse der Studie zeigen nicht nur, dass schon das Betrachten eines Fotos der Mutter, einer lächelnden fremden Person oder einer positiven Szene spürbar zur Schmerzlinderung bei Kindern beitragen kann. Diese Erkenntnisse haben auch praktische Bedeutung: Wenn Eltern bei einem schmerzhaften Ereignis ihres Kindes, wie zum Beispiel einer Impfung oder einem Vorfall in der Kindertagesstätte, nicht anwesend sein können, können solche Bilder eine einfache und wirksame Möglichkeit sein, dem Kind zu helfen, den Schmerz besser zu bewältigen. Die Ergebnisse eröffnen also neue Wege, wie Bilder als emotionale Unterstützung für Kinder genutzt werden können.
Empfehlung: In schmerzhaften Situationen (z. B. Impfungen, Blutabnahmen) kann das Einbeziehen vertrauter Bezugspersonen oder das Bereitstellen positiver visueller Reize (z. B. Bilder von Angehörigen oder angenehme Szenen) hilfreich sein, um die Schmerzempfindung bei Kindern zu modulieren. Die Berücksichtigung individueller Unterschiede, wie z. B. das Ausmaß an Katastrophisieren oder die Qualität der Eltern-Kind-Beziehung, kann die Effektivität solcher Interventionen beeinflussen und sollte in die Planung einbezogen werden.
Pressemitteilung „Wie Bilder Schmerzen lindern können“. Universität Gießen, 10.2.2025 (https://www.uni-giessen.de/de/ueber-uns/pressestelle/pm/pm22-25schmerzempfinden).
* Hillmer K et al.: Affective and social pain modulation in children-Experimental evidence using picture viewing. PLoS One. 2024 Dec 19;19(12):e0313636 (DOI 10.1371/journal.pone.0313636).