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Diabeteswissen von Fachpflegekräften ungenügend

13.5.2022

Pflegepersonal kenne sich nicht ausreichend mit der Volkskrankheit Diabetes aus, behauptet die Selbsthilfegruppe „Deutsche Diabetes-Hilfe“ und fordert diabetologische Weiterbildungen für pflegerisches Personal.

Mehr als eine halbe Million Menschen in Deutschland erkranken jährlich neu an Diabetes mellitus, aktuell sind mehr als 8,5 Millionen Bundesbürger betroffen. Sie sind auf diabetesgeschultes Pflegepersonal in stationären oder ambulanten Einrichtungen angewiesen. Gleichzeitig herrscht in Krankenhäusern und Pflegeheimen ein akuter Personalmangel. Bis zum Jahr 2030 werden 300.000 zusätzliche Pflegefachkräfte benötigt, betonte der Landesverband Nordrhein-Westfalen der Selbsthilfeorganisation „Deutsche Diabetes-Hilfe ‒ Menschen mit Diabetes“ (DDH-M NRW, nrw.menschen-mit-diabetes.de) bei einer Online-Pressekonferenz zum Internationalen Tag der Pflegenden am 12. Mai 2022. In einem Positionspapier fordert der Verband eine strukturiertere diabetologische Fort- und Weiterbildung von Pflegekräften sowie die Schaffung von Anreizsystemen.

Laut einer 2017 im Deutschen Ärzteblatt publizierten bundesweiten Analyse aller stationären Fälle mit und ohne Diabetes in den Jahren 2015 bis 2017 hat etwa jeder fünfte Patient im Krankenhaus einen Diabetes mellitus. „Trotz dieser hohen Prävalenz ist die Aus- und Weiterbildung von Pflegefachkräften zu Diabetes nicht ausreichend. In der Ausbildung zur Pflegefachkraft werden etwa 20 Stunden zum Thema Diabetes unterrichtet, eine verpflichtende Fortbildung zu diesem Thema nach dem Examen gibt es nicht“, kritisiert Claudia Lenden, Gesundheits- und Krankenpflegerin aus Köln.

Insgesamt reicht das diabetologische Fachwissen von Pflegepersonal, 2015 in einer multizentrischen Querschnittsanalyse erfasst, nicht aus: Nur etwa ein Drittel der Befragten konnte korrekte Antworten zum Thema Ernährung bei Diabetes und nur 16% zum Thema Insulindosisanpassung geben. Das bestätigen auch Diabetespatienten, die nach Aufenthalten in Kliniken und Pflegeeinrichtungen häufig davon berichten, dass sich die Pflegefachkräfte nicht mit ihrer Erkrankung auskennen. „Pflegenden fehlt es oft an differenziertem Fachwissen, zum Beispiel zur Behandlung von Unter- und Überzuckerungen oder zum Umgang mit technischen Geräten wie Insulinpumpen“, so Lenden. Weitere konfliktreiche Probleme treten bei alten Menschen mit Diabetes auf, die von Angehörigen zu Hause gepflegt werden, und die von ambulanten Pflegedienstangehörigen ‒ wegen deren geringen diabetologischen Wissens ‒ nicht die korrekten Fachinformationen vermittelt bekommen, z.B. von den Diabetesteams der Fachärzte. Der Verband fordert deshalb in einem Positionspapier eine strukturierte diabetologische Fort- und Weiterbildung von professionell Pflegenden in allen ambulanten und stationären Einrichtungen der Langzeit- und Akutpflege sowie in der Psychiatrie. Hierfür müssten zudem finanzielle Anreize geschaffen werden ‒ sowohl für die Pflegenden selbst als auch für die Einrichtungen.

Pressemitteilung der Deutschen Diabetes-Hilfe, Mai 2022
Auzanneau M et al., Dtsch Arztebl Int 2021 Jun 18; 118: 407‒412, DOI 10.3238/arztebl.m2021.0151, PMID 34369369

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