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Pandemie

Depression: Verschlechterung bei zwei Millionen Erkrankten

11.2.2022

Publizierte Studienergebnisse der Stiftung Deutsche Depressionshilfe zeigen, dass die Pandemie und die damit einhergehenden Einschränkungen den Krankheitsverlauf bei mehr als zwei Millionen Menschen mit der schweren, oft lebensbedrohlichen Erkrankung Depression verschlechtert haben.

Diese negative Entwicklung hänge sowohl mit der pandemiebedingt schlechteren medizinischen Versorgung für depressiv Erkrankte zusammen als auch mit dem durch Corona veränderten Lebensstil. Das immense Leid muss, so betont die Stiftung, bei der Nutzen-Risiko-Abwägung von Pandemiemaßnahmen berücksichtigt werden.

Die Analyse basiert auf den Daten aus dem Deutschland-Barometer Depression einer repräsentativen Befragung der deutschen Bevölkerung im Alter von 18 bis 69 Jahren (5.135 Befragte, darunter 1.038 Personen, die an Depressionen litten) im Februar 2021 (t1p.de/xodx). 49% der Befragten mit diagnostizierter Depression gaben an, dass sich die Maßnahmen gegen die Pandemie negativ auf ihre depressive Erkrankung ausgewirkt haben (neue depressive Episode, Verschlimmerung der Symptome, Suizidimpulse, Suizidversuch und andere negative Folgen). Bei den Umfrageteilnehmern, die aufgrund einer aktuellen depressiven Krankheitsphase besonders behandlungsbedürftig waren, berichteten 56% von Einschränkungen in ihrer medizinischen Versorgung. Von ihnen gaben wiederum 70% auch eine Verschlechterung ihrer depressiven Erkrankung an.

Ruf nach neuen Angeboten

Dies war ein deutlich höherer Prozentsatz als bei denjenigen, die keine Beeinträchtigung des Zugangs zur medizinischen Versorgung feststellten (36%). Von denjenigen, die über Veränderungen im Lebensstil während der Pandemie berichteten, gaben 58% eine Verschlechterung ihrer depressiven Erkrankung an. Auch dies war ein deutlich höherer Prozentsatz als bei denjenigen, die keine Veränderungen im Lebensstil aufwiesen. Am häufigsten trat eine Verschlechterung der depressiven Erkrankung bei denjenigen auf, die eine fehlende Tagesstruktur oder verlängerte Zeiten im Bett angaben (67%). Personen, die Bewegungsmangel angaben, berichteten ebenso von einer Verschlechterung ihrer depressiven Erkrankung (59%).

Um die Beeinträchtigung der Versorgung von Menschen mit depressiven Erkrankungen zukünftig zu verringern, so schlagen die Autoren der Studie vor, sollten bessere Strukturen und Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Gesundheitsversorgung in vergleichbaren Situationen entwickelt werden. Vor allem sollte Menschen mit dringendem Behandlungsbedarf der Zugang zu einer leitliniengerechten Behandlung ermöglicht werden. Auch digitale Unterstützungsangebote, Stärkung der Selbsthilfe oder Anwendungen für ein verbessertes Selbstmanagement könnten dazu beitragen, den Zugang zu Behandlung und Gemeinschaft zu erleichtern, wenn der persönliche Kontakt reduziert werden muss. Schwieriger dürfte es sein, die negativen Nebenwirkungen von Lockdown und häuslicher Isolation abzumildern. Die Initiierung und Ausweitung von zusätzlichen Angeboten, etwa eine Outdoor-Bewegungstherapie, die sich an die am stärksten gefährdeten Gruppen richten, könnte das Risiko verringern, dass depressive Patienten in Pandemie- oder öffentlichen Krisensituationen in ein Verhalten mit ungünstigem Krankheitsverlauf verfallen.

Pressemitteilung: Stiftung Deutsche Depressionshilfe, Februar 2022
Czaplicki A. et al.: Front Psychol. 4 February 2022 (DOI 10.3389/fpsyg.2022.789173).

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