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Onkologie

CART-T-Zelltherapie erfolgreicher bei „robuster“ Statur

8.6.2023

Die CAR-T-Zelltherapie ist eine hochindividualisierte Immuntherapie, für deren Wirkung patienteneigene Faktoren mitentscheidend sind, wie jetzt Untersuchungen am LMU Klinikum in München bestätigen: Patienten, die von der Behandlung besonders profitierten, hatten überraschenderweise mehr Fett zwischen den Bauchorganen, zusätzlich mehr Muskelmasse und eine gute Ernährung, die vor allem zu einer ausbalancierten Darmflora führen sollte.

Ob und wie gut CAR T-Zellen gegen den Tumor (> Onkologie) kämpfen, hängt von vielen Faktoren ab: zum Beispiel von bestimmten Mutationen in den Tumorzellen oder biologischen Eigenschaften der CAR T-Zellen. „Aber offenbar auch von gewissen körperlichen Gegebenheiten der Patienten“, erklärt Dr. med. Kai Rejeski (München), einer der Autoren der Studie. Für die Untersuchung werteten die Forscher die Daten von über 100 Lymphom-Patienten aus, die am LMU Klinikum und am Moffitt Cancer Center in Tampa (Florida) mit einer CAR-T-Zelltherapie behandelt wurden. Alle Patienten erhielten vor Therapiebeginn ein (PET-)CT, anhand dessen exakt bestimmt worden war, wie sich das Fett im Körper verteilt und wie viel Muskelmasse vorhanden ist. Zudem erstellte das Team einen Indikator für den Ernährungszustand, der sich unter anderem aus Entzündungswerten wie CRP oder dem Proteingehalt im Blut berechnet.

Die Korrelation dieser Faktoren mit dem Therapieerfolg zeigte, dass Patienten mit kompakt-robuster Körperstatur mit nicht zu wenig Muskulatur, einem erhöhten viszeralen Körperfettanteil, niedrigen CRP-Werten und einem guten Ernährungszustand die besten Chancen auf einen erfolgreichen Ausgang der CAR-T-Zelltherapie hatten. Also, so Rejeski, der „rustikale Patient, der täglich drei Kilometer geht oder im Garten arbeitet, trotzdem gut isst und einige körperliche Reserven hat.“ Patienten mit einer Marathonläuferstatur - also wenig viszerales Fett und erhöhter Muskelmassenanteil - lagen beim Behandlungserfolg im Mittelfeld. Patienten schließlich, die eher sehr schlank und ausgehungert erschienen, also sowohl wenig Bauchfett als auch eine reduzierte Muskelmasse hatten, schnitten am schlechtesten bei dem Therapieerfolg ab.

Mögliche Ursache: Ein intaktes enterales Mikrobiom

Die Ergebnisse der Studie betonen, so resümieren die Autoren, dass Bewegung und Ernährung mit den entsprechenden körperlichen Reserven auch für moderne Therapien wie die CAR-T Zelltherapie wichtig sind. Vor allem Patienten unter laufender Chemotherapie sollten deshalb darauf achten, dass sie Therapiepausen für moderate Bewegungen nutzen und kein Gewicht verlieren - mit guter und ausgewogener Kost.

Letzteres gilt umso mehr, als eine weitere Studie bei über 170 Lymphom-Patienten, die in Deutschland und den USA mit einer CAR-T-Zelltherapie behandelt wurden, einen der ursächlichen Faktoren aufzeigt: Nämlich die Zusammensetzung und Verteilung des enteralen Mikrobioms im Darm der Patienten. In dieser Untersuchung zeigte sich, dass Patienten nach einer vorherigen Breitband-Antibiotika-Behandlung deutlich schlechter auf die CAR-T-Zelltherapie ansprachen und nicht so lange überlebten wie Studienteilnehmender ohne Antibiotika-Therapie. Bei Patienten ohne vorherige Antibiotika-Behandlung ergaben weitere Analysen mit KI-Unterstützung, dass vor allem enterale Bakterien der Gattungen Bacteroides, Ruminococcus,Eubacterium und Akkermansia der Lymphompatienten mit einem guten Ansprechen auf eine CAR-T-Zelltherapie assoziiert sind (vor allem nach Monat 6). „Das ist deshalb wichtig“, betont die beteiligte Forscherin Dr. med. Viktoria Blumenberg (München), „weil nach aktuellem Wissensstand nur noch wenige Patienten sechs Monate nach einer CAR-T-Zelltherapie noch einen Rückfall erleiden.“

Wenn aber der Lebensstil einen solch hochrelevanten Einfluss darauf hat, wie die Patienten auf die Therapie ansprechen, so betont Rejeski, „sollten wir in diesem Sinne früh ansetzen und bereits bei der Erstdiagnose eines Tumors ganzheitlich denken und Bewegungs- und Physiotherapie, Ernährungsberatung und psychoonkologische Begleitung in unsere Therapiekonzepte integrieren.“

Pressemitteilung „Die Bedeutung des Lebensstils für die Immunzelltherapie bei Krebs“. Medizinische Klinik III des LMU Klinikums, München, 22.5.2023 (https://www.lmu-klinikum.de/aktuelles/pressemitteilungen/die-bedeutung-des-lebensstils-fur-die-immunzelltherapie-bei-krebs/dd58aec3b4352797).
* Rejeski K et al.: Influence of adipose tissue distribution, sarcopenia, and nutritional status on clinical outcomes after CD19 CAR T-cell therapy. Cancer Immunol Res. 2023 Apr 11;CIR-22-0487 (DOI 10.1158/2326-6066.CIR-22-0487).
* Stein-Thoeringer CK et al.: A non-antibiotic-disrupted gut microbiome is associated with clinical responses to CD19-CAR-T cell cancer immunotherapy. Nat Med. 2023 Apr;29(4):906-916 (DOI 10.1038/s41591-023-02234-6).

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