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Neue antivirale Wirkstoffe

Nur geringe Risikoreduktion bei Corona

16.3.2022

Ärzteschaft und Öffentlichkeit wurden und werden in Fach- und Laienpresse überflutet mit positiven Nachrichten zu den beiden neuen, oral verfügbaren antiviralen Arzneimitteln, die bei symptomatischer, aber höchstens moderater COVID-19-Erkrankung einen schweren Verlauf verhindern sollen.

Das Bundesministerium für Gesundheit hat bereits vor der arzneimittelrechtlichen Zulassung Kontingente dieser Arzneimittel mit den Wirkstoffen Molnupiravir und Nirmatrelvir/Ritonavir bestellt. In einem patientenindividualisierten Verfahren können sie nun in Apotheken angefordert werden. In der wissenschaftlichen Welt rief dies Kopfschütteln hervor, da es für die Wirksamkeit keinerlei belastbare Evidenz gab – lediglich Pressemitteilungen der Hersteller behaupteten diese.

Vor dem Hintergrund der erst im Februar 2022 erschienenen Vollpublikationen der für die Zulassung relevanten klinischen Studien MOVe-OUT zu Molnupiravir bzw. EPIC-HR zu Nirmatrelvir/Ritonavir im New England Journal of Medicine wird die Bewertung der Experten kaum besser: Für die Wirkstoffe Nirmatrelvir/Ritonavir und Molnupiravir ist der therapeutische Stellenwert nicht ausreichend geklärt, um einen unkritischen Einsatz bei allen zur Zielpopulation gehörenden Patienten zu rechtfertigen, zu der beispielsweise alle Patienten mit einem Alter ab 60 Jahren unabhängig von Begleiterkrankungen zählen.

Die absoluten Werte der Risikoreduktion sind gering und die Nebenwirkungsprofile müssen besser definiert werden. Darüber hinaus ist die Wirksamkeit der Arzneimittel bei der zurzeit dominierenden Omikron (B.1.1.529)-Variante von SARS-CoV-2 vollkommen unklar, die ohnehin zu deutlich weniger schweren Krankheitsverläufen, einschließlich Hospitalisierung und Tod, führt, als beispielsweise die Delta-Variante. Auch zum Nutzen der Arzneimittel in der Behandlung von COVID-19 bei geimpften Patienten gibt es derzeit keine Erkenntnisse. Weitere klinische Studien sollten insbesondere untersuchen, welche Subgruppen von Patienten von den Arzneimitteln profitieren.

Mühlbauer B, Schott G, Ludwig W-D: Zum klinischen Nutzen von Molnupiravir und Nirmatrelvir in der Behandlung nicht hospitalisierter Patienten mit COVID-19 und einem Risiko für einen schweren Verlauf. AVP - Arzneiverordnung in der Praxis, online vorab, 11.3.2022

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