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Major Depression

Depressionsursache myofasziales Gewebe

Dr. rer. nat. Christine Reinecke

16.2.2022

Eine dysfunktionale Body-Mind-Dynamik könnte bei der Major Depression ursächlich sein. Darauf deutet die Steifheit und mangelnde Elastizität des myofaszialen Systems hin. Dieses beeinflusst auch Gedächtnis und Affekt.

In Zusammenhang mit einer Major Depression sind Grübeln, negative Wahrnehmung oder Konflikte gut dokumentiert. Doch auch Körperprozesse können für die Ätiologie eine Rolle spielen. So zeigten Studien eine Assoziation von Depression und stärkerer anteriorer Kopfneigung und Thorax-Kyphose. Chronischer Stress, der mit der Major Depression verbunden ist, könnte zu einer erhöhten Steifheit und reduzierten Elastizität in diesen Regionen führen.

In der Körpermechanik spielt das myofasziale System eine grundlegende Rolle bei der Regulierung der Körperspannung und als Ursache für chronischen Schmerz. Das myofasziale System besteht aus einem dreidimensionalen Geflecht von weichem, losem und dichtem, fasrigem, kollagenhaltigem Bindegewebe. Die kontraktilen Zellen werden durch Zytokine beeinflusst, wobei auch das autonome Nervensystem beteiligt ist. Ein Forschungsteam der Abteilung Psychologie und Psychotherapie der Universität Witten-Herdecke untersuchte das myofasziale Gewebe bei Patienten mit einer schweren depressiven Störung und wollte außerdem wissen, ob der Zustand dieses Gewebes pathophysiologische Prozesse bei der Depression kausal beeinflusst.  

In Studie 1 wurde die Steifheit und Elastizität des myofaszialen Gewebes bei 40 stationären, schwer depressiven Patienten im Vergleich zu 20 Teilnehmern, die nie eine Depression hatten, gemessen. Das geschah mit einem maßgeschneiderten elektronischen Gerät zur Messung der Gewebecompliance am rechten und linken Musculus trapezius sowie am rechten und linken Rücken.

In Studie 2 wurden 69 Patienten mit Major Depression zu einer Einzelsitzung mit selbständiger myofaszialer Entspannungsintervention (SMRI) oder Placebo randomisiert. Mit der Faszienrolle wurden Nacken und Rücken gepresst und gerollt; bei Placebo nur gepresst. Dazu wurden die Auswirkungen der Intervention auf psychologische Faktoren untersucht, in diesem Fall Gedächtnis-Bias und Affekt. Bei einem Gedächtnis-Bias ruft eine Person mit Depression bei Gedächtnisaufgaben tendenziell mehr negative als positive Informationen ab.

Höhere Nacken-Steifheit und verringerte Elastizität

Die Ergebnisse zeigten, dass die Patienten mit Major Depression eine erhöhte Steifheit und verringerte Elastizität des myofaszialen Gewebes aufwiesen. Unter der Entspannungsintervention zeigten sie einen reduzierten Gedächtnis-Bias und einen eher positiven Affekt als die Patienten unter Placebo-Bedingungen.

Im Vergleich zu Patienten unter Placebo erinnerten sich die Patienten in der Intervention an weniger negative Wörter und tendenziell an mehr positive Wörter. Die Patienten mit Major Depression in der Intervention hatten eine positivere Stimmung als die depressiven Patienten unter Placebo-Bedingungen  

Den Daten nach ist das myofasziale Gewebe in die Ätiologie einer Depression involviert. Es könnte Teil einer dysfunktionalen Körper-Psyche-Dynamik sein, die eine Major Depression unterhält. Mit dieser Studie wurde Neuland betreten, so dass die Ergebnisse als vorübergehend gelten sollten, bis sie bestätigt werden, so die Autoren. Dennoch könnte die Studie das Verständnis über die Major Depression vertiefen und innovative Ansätze für die Zukunft bieten.

Michalak J et al: Cogn Ther Res (2021). https://doi.org/10.1007/s10608-021-10282-w

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