Die aktualisierte US-Leitlinie zur Prävention und Behandlung von Hypertonie betont die frühzeitige Intervention, eine individuelle Risikobewertung sowie die konsequente Integration nichtmedikamentöser Maßnahmen (Herausgeber American Heart Association (AHA) in Zusammenarbeit mit dem American College of Cardiology (ACC) und zahlreichen weiteren Fachgesellschaften). Fast die Hälfte der Erwachsenen in den USA erfüllt bereits die Kriterien für eine Hypertonie (≥130/80 mmHg), womit sie den bedeutendsten modifizierbaren Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen, chronische Nierenschäden und kognitive Beeinträchtigungen darstellt.
Ziel der Behandlung ist ein systolischer Blutdruck unter 130 mmHg – nicht nur zur Vermeidung von Herzinfarkt und Schlaganfall, sondern auch zum Schutz vor Demenz.
Eine zentrale Neuerung ist der Einsatz des PREVENT™-Risikorechners (Predicting Risk of CVD EVENTs), der das individuelle kardiovaskuläre 10-Jahres-Risiko unter Berücksichtigung von Alter, Geschlecht, Blutdruck, Nierenfunktion, metabolischer Gesundheit und sozialen Determinanten bewertet. Die auf dieser Grundlage getroffene Therapieentscheidung erlaubt ein differenzierteres Vorgehen insbesondere bei Personen mit Stadium-1-Hypertonie und intermediärem Risiko (≥7,5 % bzw. <7,5 % mit persistierendem Bluthochdruck nach Lebensstilintervention).
(Stramme) Lebensstilmodifikationen bleiben Eckpfeiler jeder Therapie
Lebensstilmodifikationen bleiben Eckpfeiler jeder Therapie: Empfohlen wird eine Reduktion der Natriumzufuhr auf unter 1.500 mg täglich, eine kaliumreiche Ernährung (z. B. DASH), regelmäßige körperliche Aktivität, Gewichtsmanagement, Stressbewältigung sowie ein moderater oder kompletter Alkoholverzicht. Wenn diese Maßnahmen nicht ausreichen oder bereits ein erhöhtes Risiko vorliegt, wird eine medikamentöse Behandlung empfohlen. Bei Hypertonie ab 140/90 mmHg soll diese bevorzugt mit einer initialen Kombinationstherapie aus zwei verschiedenen Wirkstoffklassen in Form einer Fixdosiskombination begonnen werden, um Adhärenz und Blutdruckkontrolle zu verbessern. Als Erstlinientherapien gelten ACE-Hemmer, AT1-Rezeptorblocker, Kalziumkanalblocker und Thiazid- bzw. thiazidartige Diuretika.
Erstmals Erwähnung des Schutzes der kognitiven Gesundheit
Erstmals wird der Schutz der kognitiven Gesundheit explizit adressiert: Ein systolischer Zielwert unter 130 mmHg wird empfohlen, um das Risiko für leichte kognitive Beeinträchtigungen und Demenz zu senken. Auch schwangerschaftsassoziierte Hypertonien erhalten mehr Gewicht. Hier sollen bereits ab 140/90 mmHg antihypertensive Maßnahmen eingeleitet werden. Bei Werten ≥160/110 mmHg wird eine rasche Senkung innerhalb von 30 bis 60 Minuten gefordert. Die Gabe von niedrig dosiertem Acetylsalicylsäure zur Präeklampsieprophylaxe wird bei Risikopatientinnen empfohlen. Gleichzeitig warnt die Leitlinie vor dem Einsatz potentiell teratogener Substanzen wie ACE-Hemmern, AT1-Blockern oder Mineralokortikoidrezeptor-Antagonisten während der Schwangerschaft.
Ein interprofessioneller, teamgestützter Versorgungsansatz mit starker Einbindung der Patient:innen wird nachdrücklich empfohlen. Heimblutdruckmessungen mit validierten Geräten, standardisierte Messprotokolle und gemeinsame Entscheidungsprozesse sollen die Adhärenz verbessern und die Prognose langfristig optimieren. Die Leitlinie spricht sich zudem klar gegen die alleinige Nutzung unvalidierter, manschettenloser Wearables zur Blutdruckmessung aus.
Hinweis: Der PREVENT™-Risikorechner der AHA steht online frei zur Verfügung unter https://professional.heart.org/en/guidelines-and-statements/prevent-risk-calculator
Daniel W Jones et al.: 2025 AHA/ACC/AANP/AAPA/ABC/ACCP/ACPM/AGS/AMA/ASPC/NMA/PCNA/SGIM Guideline for the Prevention, Detection, Evaluation and Management of High Blood Pressure in Adults: A Report of the American College of Cardiology/American Heart Association Joint Committee on Clinical Practice Guidelines. Circulation. 2025 Aug 14 (DOI 10.1161/CIR.0000000000001356).