Gebrechlichen Menschen werden neue Therapien oft vorenthalten, dabei ist das Nutzen-Risiko-Verhältnis bei ihnen nicht zwangsläufig schlechter. Das gilt auch für die Behandlung mit Finerenon bei Herzinsuffizienz mit erhaltener oder leicht reduzierter Ejektionsfraktion. Die Sekundäranalyse einer Phase-III-Studie belegt das.
Eine Auswertung von Daten aus dem placebokontrollierten Finerenone Trial to Investigate Efficacy and Safety Superior to Placebo in Patients With Heart Failure (FINEARTS-HF), an dem 6 001 Personen mit Herzinsuffizienz teilgenommen hatten, belegt, dass Wirksamkeit und Sicherheit des nicht steroidalen Mineralokortikoid-Rezeptor-Antagonisten Finerenon nicht vom Frailty-Status der Behandelten abhängen. Eingeschlossen waren Probanden mit HFmrEF (heart failure and mildly reduced ejection fraction) und HFpEF (heart failure and preserved ejection fraction).
Für 5 952 Studienteilnehmer und -teilnehmerinnen, mit einem Durchschnittsalter von 72 Jahren und einem Männeranteil von 54,4 %, ließ sich ein anhand des Rockwood Cumulative Deficits Approach ein Frailty-Index (FI) errechnen. Er basierte in der Studie auf 50 Funktionseinschränkungen und umfasste unter anderem auch Vitalzeichen und Laborparameter. 26,7 % hatten einen FI ≥ 0,21, entsprechend einer Klasse-I-Frailty, was de facto bedeutet, dass sie nicht gebrechlich waren. In Klasse II fielen 36 % mit Werten von 0,211 bis 0,310, und 37,3 % gehörten der gebrechlichsten Gruppe mit einem FI ≥ 0,311 an.
Frailty darf kein Therapiehindernis sein
Der Anteil gebrechlicher Personen in der Studie war somit groß. Tatsächlich war ihr Risiko für den primären Endpunkt – Tod aus kardiovaskulärer Ursache, Hospitalisierung oder Notfallvorstellung – gegenüber Frailty-Klasse-I in Klasse-II fast doppelt so hoch und in Klasse III nahezu vervierfacht. Gleichwohl blieb die Wirkung von Finerenon auf den primären Endpunkt vom Ausmaß der Gebrechlichkeit unbeeinflusst. Es ergab sich sogar ein Trend hin zu einer gegenüber Placebo besseren Wirkung bei gebrechlichen Personen. Auch änderte die Frailty-Klasse nichts an den Auswirkungen des Medikaments auf die Einzelkomponenten des primären Endpunkts, und auch nicht an den gegenüber Placebo beobachteten Verbesserungen im Gesamt-Symptomen-Score im Kansas City Cardiomyopathy Questionnaire (KCCQ). Auch die Häufigkeit von Nebenwirkungen unter Finerenon im Vergleich zu Placebo waren vom Frailty-Status unabhängig.
Die Autorengruppe betont, dass Frailty ein allgemeines Risiko darstellt, kein Hindernis für die Behandlung einer Herzinsuffizienz. Im Gegenteil: Eine Verschlechterung der Herzfunktion belastet gebrechliche Menschen erheblich und bringt sie schnell in einen Teufelskreis, der die Frailty nur verstärkt. Da die gebrechlichsten Personen in der Studie das höchste absolute Risiko hatten, profitierten sie letztlich umso mehr von der Behandlung.
Butt JH et al., JAMA Cardiol 2025; 18: e251775s