Aktuelle Daten der vor Kurzem publizierten InspeCKD-Studie beleuchten eine kritische Versorgungslücke in der Primärversorgung. Die Analyse zeigt, dass die chronische Nierenerkrankung (CKD) bei Risikopatientinnen und -patienten deutlich unterdiagnostiziert und untertherapiert ist.
Die chronische Nierenerkrankung (CKD) ist eine folgenschwere Begleiterkrankung der Herzinsuffizienz. In Deutschland wird die Diagnose trotz einer hohen Prävalenz nur bei einem geringen Anteil der Patientinnen und Patienten frühzeitig gestellt. Insbesondere Personen mit Bluthochdruck, Diabetes mellitus und/oder kardiovaskulären Erkrankungen haben ein deutlich erhöhtes Erkrankungs- und Progressionsrisiko und sollten daher leitliniengerecht gescreent und überwacht werden.
InspeCKD-Studie: Defizite in der Früherkennung und Therapie
Neue Daten der InspeCKD-Studie von 1 244 Hausärztinnen und Hausärzten zeigen allerdings eine erhebliche Lücke zwischen tatsächlicher CKD-Prävalenz und ihrer Dokumentation [1]: Unter den Patienten und Patientinnen mit ausreichender Labordiagnostik (wiederholte eGFR / UACR) lag bei 18,8 % eine CKD vor; nur 16,5 % dieser CKD-Betroffenen waren auch als CKD (ICD-10) kodiert. Etwa 83,5 % blieben somit ohne Diagnose. Besonders betroffen sind Erkrankte mit Herzinsuffizienz: Hier betrug die CKD-Prävalenz 30,7 % – die höchste Risikogruppe der Analyse.
Diese Unterdiagnose hat unmittelbare therapeutische Konsequenzen: Innerhalb von 6 Monaten erhielten lediglich 9,7 % der ICD-10-kodierten CKD-Erkrankten die leitliniengerechte Kombination aus Renin-Angiotensin-System-Hemmer (RASi) und SGLT2-Inhibitor, um das Fortschreiten der Nierenfunktionsverschlechterung zu bremsen und kardiorenale Ereignisse zu reduzieren.
Aktives Screening der Nierenfunktion bei allen Betroffenen nötig
Die enge Beziehung zwischen den Organen Herz und Niere untermauert beispielsweise eine spanische Registeranalyse. Sie zeigte, dass von Herzinsuffizienz Betroffene mit fortgeschrittener CKD (eGFR ≤ 30 ml/min/1,73 m²) seltener eine optimale leitliniengerechte Therapie (GDMT) erhielten.
Darüber hinaus belegte eine japanische Kohorte, dass eine Verschlechterung der Nierenfunktion innerhalb eines Jahres nach überstandener akuter Herzinsuffizienz das Risiko für erneute Krankenhauseinweisungen signifikant erhöht.
Zusätzlich zeigte eine taiwanesische Kohorte, dass bereits eine Urinteststreifen-Proteinurie (Dipstick) bei akuter Herzinsuffizienz unabhängig mit erhöhter Langzeitmortalität assoziiert ist.
Diese Daten sprechen für ein aktives Screening der Nierenfunktion bei allen Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz und weiteren Risikokonstellationen – durch eGFR und Albumin-Kreatinin-Quotient (UACR) im Urin. Systematisches Monitoring, konsequente ICD-Kodierung und eine frühzeitige, leitliniengerechte kardiorenale Therapie sind essenziell, um die Versorgungslücke zu schließen.
Session „Kidney disease in patients with heart failure“