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Chronotherapie bei arterieller Hypertonie

Abendliche Antihypertensiva-Einnahme bessert Blutdruckkontrolle in der Nacht

10.10.2025

Erhöhte Blutdruckwerte in der Nacht sind oft schwer kontrollierbar. Mit einer abendlichen Einnahme der Blutdrucksenker gelang dies in einer chinesischen Studie besser als bei regulärer Einnahme am Morgen. Die Blutdruckwerte wurden tagsüber nicht schlechter, und ungewollte nächtliche Blutdruckabfälle blieben aus.

In einer 12-wöchigen randomisierten, kontrollierten Studie an 15 Zentren in China haben Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen 720 Patienten und Patientinnen mit Bluthochdruck ohne vorherige Therapie oder solche, die ihre Antihypertensiva mindestens 2 Wochen zuvor abgesetzt hatten, in 2 Gruppen unterteilt: 352 erhielten eine langwirkende Single-Pill-Kombination aus 20 mg Olmesartan und 5 mg Amlodipin zwischen 6 und 10 Uhr morgens, 368 bekamen sie abends zwischen 18 und 22 Uhr.

Die durchschnittlichen Ausgangswerte in der ambulanten 24-Stunden-Blutdruckmessung betrugen gerundet 148/91 mmHg in der Morgen-Gruppe und 152/94 mmHg in der Abend-Gruppe. Tagsüber waren die initialen Durchschnittswerte praktisch gleich, gerundet jeweils 152/94 mmHg, nachts war es mit 138/85 mmHg und 138/86 mmHg praktisch ebenso. Der jeweils in der Klinik gemessene Praxis-Blutdruck betrug 154/95 mmHg. Primärer Endpunkt war die Veränderung des nächtlichen systolischen Durchschnittswerts nach 12 Wochen. Die Differenz gegenüber dem Abfall nach morgendlicher Gabe betrug signifikante -3 mmHg. Diastolisch waren es -1,4 mmHg. Eine nächtliche Blutdruckkontrolle erreichten mit 79 % gegenüber 69,8 % mehr Personen in der Abend-Gruppe, und der Tagesrhythmus verbesserte sich. Der systolische Praxis-Blutdruck ließ sich bei 88,7 % in der Abend- und 82,2 % der Morgen-Gruppe unter Kontrolle bringen. In der Morgen-Gruppe bedurfte es häufiger einer Dosisanpassung.

Kein signifikanter Unterschied bei der Verträglichkeit

Nächtliche Hypotonien mit Werten unter 90/50 mmHg hatten jeweils 6 Personen – 1,7 % in der Morgen- und 1,6 % in der Abend-Gruppe. Werte unter 100/60 hatten 16,5 % und 20,4 %, der Unterschied war aber nicht statistisch signifikant. Das galt auch für Hypotonien allgemein und andere potenzielle Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen oder Oligurie sowie für die von den Patienten und Patientinnen selbstberichtete Adhärenz. Ältere Studien deuten hier eher auf Vorteile einer morgendlichen Einnahme, die Autoren und Autorinnen verweisen aber auf ein Durchschnittsalter von 55,5 Jahren in ihrer Studie und darauf, dass 75,8 % der Teilnehmerinnen und Teilnehmer jünger waren als 65 Jahre und somit noch mitten im Arbeitsleben standen. Wenn morgens alles schnell gehen müsse, sei die abendliche Einnahme womöglich praktischer.

Inwieweit sich die beobachteten Effekte auf eine Reduktion des kardiovaskulären Risikos auswirken, ist in größeren randomisierten, kontrollierten Langzeitstudien zu prüfen.

Da es sich um eine ausschließlich chinesische ­Kohorte handelte, sind die Ergebnisse nicht unbedingt generalisierbar, auch im Hinblick auf andere Antihypertensiva. Insgesamt ist die Evidenz zur antihypertensiven Chronotherapie sehr heterogen.

Ye R et al., JAMA Netw Open 2025; 8: e2519354

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