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Krankenhausreform

Sektorenübergreifender Streit zur Notfallversorgung

25.1.2023

Eine Blitzumfrage zum Thema Notfallversorgung bei über 100 Allgemeinkrankenhäusern im Auftrag der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) hat erwartbare Ergebnisse zu Tage gefördert. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) sieht dennoch Grund, deutlich zu protestieren.

Dass in der Notfallversorgung in Deutschland massiv der Wurm ist, ist hinlänglich bekannt. Eine Umfrage zeigte Anfang Januar, dass Menschen in Deutschland überwiegend Hilfe in den Notaufnahmen von Krankenhäusern suchen, die Kliniken aber ihre Notfallversorgung nicht annähernd kostendeckend betreiben können. Dr. Gerald Gaß, Vorstandsvorsitzende der DKG, wirft dem niedergelassenen Sektor vor, die Pflicht zur umfassenden Notfallversorgung nicht mehr erfüllen zu können. Dr. Andreas Gassen, KBV-Vorstandsvorsitzender bezeichnet diese Darstellung als „politische Nebelwand“, um von den internen Problemen der Krankenhäuser abzulenken.

Der Umfrage entsprechend werden sämtliche klinischen Notaufnahmen in Deutschland defizitär betrieben, kein befragtes Krankenhaus erreicht mit seiner Notfallversorgung auch nur ein ausgeglichenes Ergebnis. Hinzu kommen anhaltende Kapazitätsprobleme vor allem aufgrund des Personalmangels. So mussten 2022 77% der Krankenhäuser ihre Notfallambulanzen mindestens einmal komplett abmelden. „Die wirtschaftliche Lage der Notfallambulanzen ist desaströs und trägt zusammen mit einer fehlenden Patientensteuerung maßgeblich zur massiven ökonomischen Schieflage vieler Krankenhäuser und damit zur drohenden Insolvenzwelle bei. Hier besteht großer Handlungsbedarf. Wir erwarten, dass die Vorschläge der Regierungskommission zur Notfallversorgung genau diese Probleme adressieren“, erklärt der Vorstandsvorsitzende der DKG, Dr. Gerald Gaß (Berlin).

Notaufnahmen als Ersatz für den dysfunktionalen niedergelassenen Sektor

Gleichzeitig ergab die Umfrage, dass die Notaufnahmen für die Menschen in Deutschland der erste Anlaufpunkt sind, wenn es um Hilfe im Notfall oder um medizinische Hilfe außerhalb der Sprechzeiten der Praxen geht. Besondere Spitzen verzeichnen die Notaufnahmen während der üblichen Schließzeiten der Praxen. Der größte Teil der Patienten erreicht sie fußläufig oder mit eigenem Transport, die Hotline der Kassenärztlichen Vereinigungen 116 117 spielt praktisch keine Rolle. Drei Viertel der Krankenhäuser gaben zudem an, mit den Kassenärztlichen Vereinigungen nur mittelmäßig oder gar schlecht zusammenzuarbeiten. „Die Notaufnahmen sind vielerorts zum Ersatz der wegbrechenden Versorgung im niedergelassenen Bereich geworden. Wer abends und am Wochenende keine ärztliche Hilfe findet oder bei akuten Beschwerden auf Termine in weiter Zukunft vertröstet wird, wählt den Weg in die Notfallambulanzen und erhält in den Krankenhäusern nach wie vor umgehend und verlässlich kompetente Versorgung. Diese Realität muss die Politik anerkennen. Es gelingt dem niedergelassenen Bereich nicht, seine Pflicht zur ambulanten Notfallversorgung umfassend zu erfüllen“, sagte Gaß.

Dr. Andreas Gassen, KBV-Vorstandsvorsitzender (Berlin) hält dem entgegen, dass die DGK mit „ihrer sogenannten Blitzumfrage eine Nebelwand für Politik und Öffentlichkeit aufgebaut hat, um von den eigenen und hausgemachten Problemen abzulenken. Zu viele Krankenhäuser machen alles und das häufig nicht richtig. Die Notfallversorgung muss an weniger Standorten konzentriert und personell sowie mit Apparaten besser ausgestattet werden“.

Zudem sei nicht die ambulante ärztliche Versorgung das Problem, sondern die Kliniken: „Die Fallzahlen bei den Notaufnahmen der Krankenhäuser haben das Vorcorona-Niveau längst nicht erreicht. Im Gegenteil: Sie bleiben dauerhaft darunter. Wie die Berichterstattung des Robert-Koch-Instituts zeigt, setzt sich dieser Trend einer rückgehenden Inanspruchnahme des Notdienstes auch in diesem Jahr fort. Gleichzeitig werden mehr als die Hälfte der Fälle während der Einsatzzeiten des ärztlichen Bereitschaftsdienstes von den niedergelassenen Kollegen behandelt. Trotzdem bewältigen viele Notfallambulanzen an Krankenhäusern die Situation nicht. Eigentlich eine Bankrotterklärung“, sagte der stellvertretende KBV-Vorstandsvorsitzende Dr. Stephan Hofmeister.

Pressemitteilung Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG), Januar 2023
Pressemitteilung Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Januar 2023

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