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Klimawandel

Extreme Kälte führt zu bedeutend mehr kardiovaskulären Todesfällen als Hitze

11.1.2023

Extreme Kälte führt zu einer 4,5-fach höheren kardiovaskulären Sterblichkeit als extreme Hitze. Daten aus einer multinationalen Studie aus 27 Ländern weißen darauf hin, dass extreme Kälte mit einer höheren Sterblichkeit als extreme Hitze assoziiert ist.

Die beteiligten Forscher verwendeten einheitliche Datenerfassungsprotokolle innerhalb des „Multi-Country Multi-City Collaborative Networks", um eine Datenbank mit täglichen Zählungen spezifischer kardiovaskulärer Todesursachen aus 567 Städten in 27 Ländern auf fünf Kontinenten in überlappenden Zeiträumen von 1979 bis 2019 zusammenzustellen. Stadt-spezifische tägliche Umgebungstemperaturen stammten von Wetterstationen und aus Klima-Reanalysemodellen. Zur Untersuchung der Assoziationen zwischen kardiovaskulärer Sterblichkeit und extremen heißen und kalten Temperaturen wurden für jede Stadt Case-Crossover-Modelle angewandt und dann eine Meta-Analyse mit gemischten Effekten durchgeführt, um die Schätzungen für die einzelnen Städte zusammenzufassen. Die Perzentile der Extremtemperaturen wurden mit der minimalen Sterblichkeitstemperatur an jedem Ort verglichen. Die überzähligen Todesfälle wurden für eine Reihe von Tagen mit extremen Temperaturen berechnet.

Die Analyse umfasste Todesfälle durch alle kardiovaskulären Ursachen (32.154.935), durch ischämische Herzkrankheiten (11.745.880), Schlaganfälle (9.351.312), Herzinsuffizienzen (3.673.723) und Arrhythmien (670.859). Bei extremen Temperaturperzentilen waren Hitze (99. Perzentil) und Kälte (1. Perzentil) mit einem höheren Risiko verbunden, an kardiovaskulären Ursachen, ischämischer Herzkrankheit, Schlaganfall und Herzinsuffizienz zu versterben, im Vergleich zur „minimalen Sterblichkeitstemperatur“, also der Temperatur mit der geringsten Sterblichkeit. Bezogen auf Extremtemperaturbereiche bedingten heiße Tage (über dem 97,5. Perzentil) bzw. kalte Tage (unter dem 2,5. Perzentil) 2,2 (95%-empirisches KI [eKI], 2,1–2,3) bzw. 9,1 (95%-eKI, 8,9–9,2) zusätzliche Todesfälle pro 1.000 kardiovaskulärer Todesfälle. Die Herzinsuffizienz hatte dabei mit 2,6 (95%-eKI, 2,4–2,8) bzw. 12,8 (95% eKI, 12,2–13,1) zusätzlicher Sterbefälle pro 1.000 Todesfälle durch Herzinsuffizienz den statistisch höchsten Anteil an der Überschussmortalität extrem heißer bzw. kalter Tage.

Die Evidenz der Studie, so fassen die Autoren zusammen, basiert auf dem wohl größten multinationalen Datensatz, der jemals zu kardiovaskulären Folgen und Umweltbelastungen zusammengestellt worden ist. Der Studie zufolge sind extreme Hitze und Kälte mit einem erhöhten Risiko für Tod aufgrund jeglicher kardiovaskulärer Ursache, ischämischer Herzkrankheit, Schlaganfall und Herzinsuffizienz assoziiert (von 1.000 kardiovaskulären Todesfällen wurden 2 bzw. 9 zusätzliche Todesfälle extrem heißen bzw. kalten Tagen zugeschrieben). Aus Sicht der Autoren könnten extreme Temperaturen neue Prioritäten für die öffentliche Gesundheit und die präventive Kardiologie setzen. Zudem sollten sich die kardiologischen Fachgesellschaften jetzt aufgerufen fühlen, wissenschaftliche Stellungnahmen zum Zusammenhang von extremer Temperaturbelastung und kardiovaskulärer Gesundheit zu initiieren.

Alahmad B et al.: Circulation. 2023 Jan 3;147(1):35-46 (DOI 10.1161/CIRCULATIONAHA.122.061832).
Filser, M. et al.: Dtsch Arztebl. 2022 Oct 28; 119(43): A-1851 / B-1539

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