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Kiwis helfen nebenwirkungsfrei bei chronischer Verstopfung

Etwa 10‒15 Millionen Menschen in Deutschland leiden immer wieder unter Obstipation, rund 5,5 Millionen nehmen Abführmittel. Randomisierte, kontrollierte Studien über die vielfach verwendeten „natürlichen“ Abführmittel gibt es nur sehr spärlich, und wenn, dann meist mit kommerziellen Fertigprodukten. Eine US-Studie untersuchte jetzt bei chronisch Verstopften (≤3 Spontanstuhlgänge mit vollständiger Entleerung/Woche, n=79 Patienten) die Wirkung einer vierwöchigen Einnahme von entweder 12g Flohsamenschalen (Plantago psyllium, in Deutschland medizinal), 100g getrockneten Pflaumen (Prunus domestica) oder zwei Kiwifrüchten (Actinidia deliciosa u.a.) pro Tag.
Bei allen Behandlungen zeigte sich erwartungsgemäß eine signifikante Zunahme der wöchentlichen Frequenz von Stuhlgängen mit vollständiger Entleerung (p≤0,003). Auch die Stuhlkonsistenz verbesserte sich signifikant, zumindest bei Aufnahme von Kiwis (p=0,01) und getrockneten Pflaumen (p=0,049). Die Anstrengung beim Stuhlgang (Pressen) verbesserte sich in allen drei Gruppen signifikant (Kiwi: p=0,003, Trockenpflaumen: p<0,001, Psylliumschalen: p=0,04). Hinsichtlich von Blähungen zeigte sich lediglich bei Verwendung von Kiwis eine signifikante Verbesserung (p=0,02). Unerwünschte Wirkungen gab es am häufigsten bei Einnahme von Flohsamenschalen (Bauchschmerzen, Blähungen) und am seltensten bei Kiwifrüchten (keine Bauchschmerzen, keine Flatulenz, nur selten Blähungen). Am Ende des Untersuchungszeitraums äußerten sich die Kiwi-Verwender signifikant seltener unzufrieden über die Behandlung als die anderen Probanden (p=0,02) ‒ ihre Zufriedenheit war am höchsten (68% Kiwi vs. 48% Trockenpflaumen bzw. Psyllium).
Die mittlerweile längst abgelaufene S2k-Leitlinie „Chronische Obstipation“ (AWMF-Registernummer 021/019) erwähnt weder den Verzehr von Trockenpflaumen (wohl eines der ältesten Hausmittel in Deutschland) noch von Kiwifrüchten. Der Hinweis auf die Wirkung von Ballaststoffen (zu denen auch Flohsamenschalen gehören) wird durch Erwähnung des Ballaststoff-Paradoxon bei Obstipation ergänzt. Dieses besagt, dass Ballaststoffe zwar verstopfungslindernd wirken, ihr Mangel aber keine pathogenetische Rolle spielt. Oder wie es in der Leitlinie heißt: „Obstipierte nehmen nicht weniger Ballaststoffe zu sich als Nichtobstipierte.“ Die Ursachen für die verstopfungsbessernden Effekte von Kiwifrüchten sind bislang nicht systematisch untersucht, wobei neuere Studien darauf hindeuten, dass Kiwis das enterale Mikrobiom als wesentlichen Verursacher von chronischer Obstipation im Sinne von Präbiotika verändern könnten [1,2].

1 Chey SW et al., Am J Gastroenterol 2021 Jun 1; 116(6): 1304‒1312, doi 10.14309/ajg.0000000000001149, PMID 34074830

2 Blatchford P et al., J Nutr Sci, 2017

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