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Kindeswohl

Wissenschaftler kritisieren Verwahrlosung von Kindern in Kitas

25.7.2022

Die Lage in Kindertagesstätten hat sich während der Pandemie weiter verschlechtert. Den Forschern zufolge sei das Wohl vieler Kinder derzeit gefährdet. Auch viele Betreuer stehen vor dem Burnout. Werde jetzt nicht eingegriffen, dann befinde sich das System in einer Abwärtsspirale.

Bereits in Vor-Corona-Zeiten zeigten 20% der Kinder aus 35 verschiedenen Berliner Kindertageseinrichtungen während einer wissenschaftlicher Beobachtungsstudie deutliche Anzeichen von Anspannung, Teilnahmslosigkeit und Niedergeschlagenheit im Kitaalltag oder traten kaum in sozialen Kontakt mit den Fachkräften oder anderen Kindern. Dies zeigte eine Studie der Alice Salomon Hochschule Berlin (ASH) zum Wohlbefinden von Kindern im zweiten und dritten Lebensjahr in Kindertageseinrichtungen. Seit der Pandemie hat sich die Situation dramatisch verschlechtert, bewertet die Studienleiterin Prof. Dr. Rahel Dreyer, Alice Salomon Hochschule Berlin (ASH) die aktuellen Zustände und spricht in einem Spiegel-Interview sogar von „verwahrlosenden Zuständen“ (19.7.2022). Aus ihrer Sicht scheint das Wohl zu vieler Kinder derzeit gefährdet.

Viele Fachkräfte sind aufgrund der durch Pandemie und Flüchtlingskrise weiter gestiegenen Belastungen emotional wie körperlich am Ende. Auch die Kinder zeigen zum Teil extreme Formen von Unwohlsein. Neben dem Personalmangel sind viele Gruppen überfüllt, was sowohl bei den Kindern als auch den Fachkräften den Stresspegel steigen lässt und sichtbar zur Erschöpfung führt. „Viele [Fachkräfte] stehen kurz vor einem Burnout, sie sind körperlich und emotional am Ende. Die desaströse Situation wird zu weiteren Personalausfällen führen“, so Dreyer.

In einer Pressemitteilung der ASH betonen Wissenschaftler, dass es an einer Lobby für die Kinder fehlt, also den Vulnerabelsten in unserer Gesellschaft, und für die Fachkräfte, die beide - nicht erst seit der Pandemie - Schlusslicht in der gesellschaftlichen Diskussion sind. Die Folgen für Kinder, Fachkräfte, Eltern und die gesamte Gesellschaft sind jetzt schon durch eine Zunahme psychischer Auffälligkeiten sowie einer wachsenden Bildungslücke insbesondere sozioökonomisch benachteiligter Kinder fast irreparabel.

Genau dies entspricht Einschätzungen und Forderungen von Ärzten: „Gerade junge Kinder, aber auch Schulkinder und Jugendliche weisen eine hohe Vulnerabilität auf und waren durch Schul- und Kitaschließungen, Schließung von Freizeitaktivitäten und durch häusliche Isolation besonders von den pandemischen Maßnahmen betroffen, die ihre Rechte auf Bildung und soziale Teilhabe stark einschränkten. Die daraus resultierenden langfristigen Folgeschäden sind nicht absehbar (Zunahme psychischer Erkrankungen, Adipositas, Essstörungen, Diabetes im Kindes- und Jugendalter)“, formulierte beispielsweise der 32. Sächsische Ärztetag.

Pressemitteilung Alice Salomon Hochschule Berlin, Juli 2022
Rahel Dreyer et al.; Studienbericht Alice Salomon Hochschule Berlin, 2018

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