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Kardiovaskuläre Erkrankungen

Thiazide schneiden bei kardiovaskulären Ereignissen am besten ab

11.9.2023

Eine retrospektive, niederländische Kohortenstudie hat jetzt die langfristige Wirksamkeit von antihypertensiven Monotherapien bei der Primärprävention kardiovaskulärer Ereignissen über einen Zeitraum von 25 Jahren untersucht. Die Ergebnisse der langfristigen „Real-World“-Analyse zeigte, dass Hypertoniker, bei denen die antihypertensive Behandlung mit einer Thiazid-Monotherapie begonnen worden war, eine geringere Inzidenz kardiovaskulärer Ereignisse hatten als Patienten unter initialer Betablockertherapie, besonders jene, die zudem eine medikamentöse Diabetesbehandlung erhielten.

Weitere signifikante Unterschiede bei der Wirksamkeit antihypertensiver Monotherapien bei der primären Prävention von kardiovaskulären Ereignissen betrafen Patienten unter initialer Kalziumkanalblockerbehandlung, die eine höhere Inzidenz kardiovaskulärer Ereignisse zeigten als Betablocker-Verwender. Bezüglich der übrigen anderen Monotherapien gab es keine großen Unterschiede, auch nicht hinsichtlich Geschlecht, Alter, anderer Medikamente gegen Komorbiditäten oder die untersuchte Dekade.

Das Ziel der retrospektiven Kohortenstudie war es, die langfristige Wirksamkeit von antihypertensiven Monotherapien bei der primären Prävention von kardiovaskulären Ereignissen zu untersuchen. Die Studie basierte auf Daten aus der IADB-Apothekenverordnungsdatenbank der Universität Groningen (siehe Hintergrund) und umfasste insgesamt 33.427 Patienten. Die Studie erstreckte sich über einen Zeitraum von 25 Jahren und schloss Patienten ein, die älter als 18 Jahre waren und keine kardiovaskuläre Erkrankung hatten, bevor sie eine antihypertensive Monotherapie begannen (Arzneimittelgruppen: Angiotensin-Converting-Enzym (ACE)-Hemmer, Angiotensin-II-Rezeptor-Antagonist, Betablocker, Kalziumkanalblocker resp. Thiazid).

Bei Behandlungsbeginn mit einem Thiazid bestand ein geringeres CDT-Risiko  als bei Betablockern

Von den 33427 eingeschlossenen Hypertoniepatienten wurde bei 5205 (15,6%) Patienten eine akute Behandlung mit herzwirksamen Medikamenten notwendig (acute cardiac drug therapy – CDT), was als Maß für ein erstes relevantes kardiovaskuläres Ereignis definiert worden war. Die durchschnittliche Nachbeobachtungszeit betrug 7,9 ± 5,5 Jahre. Die 25-Jahres-Inzidenzrate pro 1000 Personenjahre betrug 25,3, 22,4, 18,2, 24,4 oder 22,0 bei Therapiestart mit jeweils ACE-Hemmer, Angiotensin-II-Rezeptor-Antagonist, Betablocker, Kalziumkanalblocker oder einem Thiazid. Die inverse Wahrscheinlichkeit der behandlungsgewichteten Cox-Regressionsanalyse zeigte, dass bei einem Behandlungsbeginn mit einem Thiazid ein geringeres CDT-Risiko bestand als bei Betablockern (HR: 0,88, 95%-KI: 0,81-0,95). Auch bei Patienten unter Antidiabetika war das Risiko deutlich geringer (HR: 0,49, 95%-KI: 0,28-0,85). Patienten, bei denen die antihypertensive Behandlung mit Kalziumkanalblockern begonnen worden war, hatten ein deutlich höheres Risiko akuter kardiovaskulärer Ereignisse als unter Betablockern (HR: 1,21, 95 %-KI: 1,07 bis 1,36). Die geschätzte Anzahl der notwendigen Behandlungen (number needed to treat; NNT) um ein akutes kardiovaskuläres Ereignis in 25 Jahren zu verhindern, betrug bei Thiaziden im Vergleich zu Betablockern 26, bei Patienten, die Diabetesmittel verwendeten, 4.

Auch nach statischer Störfaktor-Bereinigung zeigte sich, dass Patienten unter einer Thiazid-Monotherapie eine geringere CDT-Inzidenz hatten als Patienten, bei denen die Therapie mit Betablockern begonnen worden war, insbesondere bei Patienten, die Diabetesmedikamente einnahmen. Umgekehrt kam es bei Patienten, die mit einer Kalziumkanalblocker-Monotherapie begonnen hatten, häufiger zu behandlungsbedürftigen kardiovaskulären Ereignissen als bei Patienten, die mit Betablockern begonnen hatten. Andere Monotherapien hatten im Vergleich zu Betablockern eine vergleichbare Inzidenz von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Hinweis: In einem aktuellen Cochrane-Review kommt eine kanadische Gruppe zu dem Schluss, dass Thiazide resp. Thiazid-artige Antihypertensiva wahrscheinlich weder die Gesamtmortalität im Vergleich zu Betablockern, Kalziumkanalblockern, ACE-Hemmer und Alpha-Blockern verändern. Und zudem vermutlich auch die Hypertoniemorbidität z. B. durch kardiovaskulärer Ereignisse oder Nebenwirkungen der Therapie, reduzieren.

Hintergrund: IADB (iadbl.nl, „InterAction database“) ist eine longitudinale Datenbank, die Informationen zu in öffentlichen Apotheken in den Niederlanden verschriebenen Medikamenten enthält. Die Datenbank umfasst ab 1999 eine Bevölkerung von ca. 700.000 Personen. Teilweise reichen die Daten bis ins Jahr 1994 zurück.

Li X et al.: Long-term comparative effectiveness of antihypertensive monotherapies in primary prevention of cardiovascular events: a population-based retrospective inception cohort study in the Netherlands. BMJ Open. 2023 Aug 9;13(8):e068721 (DOI 10.1136/bmjopen-2022-068721).
* Reinhart M et al.: First-line diuretics versus other classes of antihypertensive drugs for hypertension. Cochrane Database Syst Rev. 2023 Jul 13;7(7):CD008161 (DOI 10.1002/14651858.CD008161.pub3).

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