Die koronare Herzerkrankung (KHK) stellt mit 119 800 Sterbefällen im Jahr 2023 die führende Todesursache in Deutschland dar. Bisher fehlen jedoch umfassende Analysen zu Langzeittrends in der KHK-Mortalität mit differenzierter Betrachtung des akuten Myokardinfarkts (AMI) sowie nicht-AMI-bezogener chronischer KHK. Jetzt vorgelegte Studienergebnisse zeigen, dass sich der jahrzehntelange Rückgang der KHK-Mortalität in Deutschland bereits seit den 2010er-Jahren abgeflacht bzw. sich für spezifische Geschlechts-, Alters- und ICD-Untergruppen zuletzt nivelliert hat.
Für die Studie des Robert Koch-Instituts, des Instituts für klinische Epidemiologie und Biometrie der Uni Würzburg und des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) wurden altersspezifische und altersstandardisierte KHK-Mortalitätsraten für den Zeitraum 1998-2023 auf Basis von Daten der Todesursachenstatistik des Statistischen Bundesamtes berechnet. Jährliche prozentuale Veränderungen (APC) und durchschnittliche jährliche prozentuale Veränderungen (AAPC) wurden mittels Joinpoint-Regressionsmodellen geschätzt.
Zwischen 1998 und 2023 lag die durchschnittliche jährliche Veränderung der altersstandardisierten KHK-Mortalitätsraten für Frauen bei -3,9 % ((-4,1) - (-3,7)) pro Jahr im Vergleich zu -3,2 % ((-3,3) - (-3,0)) bei Männern. Besonders ausgeprägt war die Trendabflachung bei 60- bis 74-Jährigen: Bei ihnen sank die Mortalität 2011-2023 nur noch um jährlich -1,6 % (Frauen) bzw. -1,1 % (Männer), nachdem sie 1998-2011 noch um -7,5 % bzw. -6,2 % gefallen war. Bei Männern <60 Jahren stagnierte die Mortalität ab 2018 (AAPC: -1,1 %), bei Frauen ≥75 Jahren ab 2016. In der Analyse nach ICD-Untergruppen sanken die Mortalitätsraten für chronische KHK insbesondere bei Männern deutlich schwächer (AAPC -2,3 %) als für AMI (AAPC -4,1 %). Ab 2019 zeigte die AMI-Mortalität bei beiden Geschlechtern keine signifikante Veränderung mehr.
Die starke Trendabflachung insbesondere im mittleren Altersbereich sowie der geringere Rückgang der chronischen KHK-Mortalität v. a. bei Männern bedürfen weiterer Abklärung. Dazu fordern die Autoren regelmäßige Surveys zu kardiovaskulären Risikofaktoren, da seit 2011 keine bundesweiten Daten mehr erhoben wurden. Zudem sollte der Einfluss der COVID-19-Pandemie auf die KHK-Mortalitätsentwicklung weiter erforscht werden.
Pressemitteilung „Neues von der Gesundheitsberichterstattung des Bundes: Zeitliche Entwicklung der Mortalität der koronaren Herzkrankheit in Deutschland von 1998 bis 2023“. Robert Koch-Institut, Berlin, 11.6.2025 (https://www.rki.de/DE/Aktuelles/Publikationen/Journal-of-Health-Monitoring/GBEDownloadsJ/Focus/JHealthMonit_2025_02_Koronare_Herzkrankheit_Mortalitaet.html).
* Steppuhn H et al.: Zeitliche Entwicklung der Mortalität der koronaren Herzkrankheit in Deutschland von 1998 bis 2023. J Health Monit. 2025;10(2):e 13127 (DOI 10.25646/13127).