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Hypertonie

Entspannungstechniken zeigen kurzfristige Effekte, aber unklare Langzeitwirkung

29.9.2025

Hypertonie betrifft weltweit rund ein Drittel der 30- bis 79Jährigen und zählt zu den führenden vermeidbaren Todesursachen. Obwohl medikamentöse Therapien verfügbar sind, ist die Adhärenz oft eingeschränkt, so dass nicht-pharmakologische Ansätze wie Entspannungstechniken zur Stressreduktion zunehmend in den Fokus rücken. Eine Studie untersuchte nun die Wirksamkeit solcher Methoden bei Personen mit Hypertonie oder Prähypertonie. Die Ergebnisse deuten auf kurzfristige blutdrucksenkende Effekte hin, lassen jedoch keine belastbaren Aussagen zur Langzeitwirkung zu.

Die Forschenden der Universitäten Bristol und Exeter analysierten für eine systematische Übersichtsarbeit mit Netzwerk-Metaanalyse 182 Studien: 166 bei Hypertonie (≥140/90 mmHg) und 16 bei Prähypertonie (≥120/80 mmHg, aber <140/90 mmHg). Verglichen wurden verschiedene Entspannungsverfahren wie Atemkontrolle, Meditation, Yoga, Tai Chi, progressive Muskelentspannung, Musiktherapie, Achtsamkeit, Psychotherapie sowie Programme mit mehreren Komponenten. Bei einer Nachbeobachtungsdauer von maximal drei Monaten zeigten sich moderate Effekte auf den systolischen Blutdruck: Die Spannweite der mittleren Senkungen lag zwischen 6,6 mmHg (z. B. Musik) und 9,9 mmHg (Achtsamkeit). Auch meditative Bewegung wie Yoga und Tai Chi (-9,6 mmHg), progressive Muskelentspannung (-7,5 mmHg), Psychotherapie (-9,8 mmHg) sowie Meditation (-7,7 mmHg) erzielten signifikante Ergebnisse. Reduktionen wurden auch beim diastolischen Blutdruck beobachtet.

Lebensstilveränderungen und Medikamente zur Hypertoniebehandlung  

Langfristige Daten fehlen allerdings weitgehend. Nur wenige Studien untersuchten Wirkungen über drei Monate hinaus, wobei ein Rückgang der Interventionseffekte angedeutet wird. Für die Subgruppe mit Prähypertonie lagen lediglich zwei geeignete Studien mit kurzfristigem Follow-up vor; die beobachteten Blutdrucksenkungen waren gering. Insgesamt wurde die Evidenz mit sehr niedriger Vertrauenswürdigkeit bewertet - unter anderem aufgrund des Risikos für Bias, möglicher Publikationsverzerrung und unpräziser Effektgrößen. Zusätzlich bemängelte das Autorenteam unvollständige Interventionsbeschreibungen und das Fehlen relevanter Endpunkte wie kardiovaskuläre Ereignisse oder Kostenanalysen.

Die Ergebnisse legen nahe, dass Entspannungsverfahren kurzfristig zur Blutdrucksenkung bei Hypertonie beitragen können. Ob diese Effekte ausreichen, um klinisch relevante Langzeitfolgen zu beeinflussen, ist derzeit unklar. Künftige Studien sollten methodisch hochwertiger geplant, länger nachbeobachtet und auf die Nachhaltigkeit der Effekte sowie auf die Adhärenz der Teilnehmenden ausgerichtet sein. Bis dahin bleiben Lebensstiländerungen und medikamentöse Therapie die tragenden Säulen der Hypertoniebehandlung.

Pressemitteilung „Relaxation techniques may help lower high blood pressure—at least in the short term“. University of Bristol (UK), 8.4.2025 (https://www.bristol.ac.uk/news/2025/april/blood-pressure-study.html).

* Webster KE et al.: Effectiveness of stress management and relaxation interventions for management of hypertension and prehypertension: systematic review and network meta-analysis. BMJ Med. 2025 Apr 8;4(1):e001098 (DOI 10.1136/bmjmed-2024-001098).

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