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HIV 2021

Anzahl Neuinfektionen so niedrig wie vor zwei Jahrzehnten

25.11.2022

Die Zahl der Neuinfektionen in Deutschland liegt so niedrig wie zuletzt vor zwei Jahrzehnten. Der Anteil der diagnostizierten HIV-Infektionen wird wie im Vorjahr mit etwa 90% angegeben. Das geht aus einer Auswertung des Robert Koch-Institut (RKI) zur HIV/AIDS-Situation in Deutschland.

Die Analyse zeigt, dass sich im Jahr 2021 geschätzt 1.800 Personen mit HIV infiziert haben, genauso viele wie 2020. Der Anteil der antiretroviral therapierten HIV-Infektionen wird mit 96% angegeben, von denen ebenfalls etwa 96% als erfolgreich therapiert gelten. Somit sind zumindest zwei der drei Zielwerte des von UNAIDS formulierten „95-95-95-Ziels“ erreicht („Fast-Track-Targets“ 2030). Die Schätzung für 2021 steht unter dem Vorbehalt, dass möglicherweise eine geringere Test-Inanspruchnahme während der Pandemie die Zahl der Neuinfektionen unterschätzt.

Der RKI-Präsident Lothar H. Wieler (Berlin) betont, dass unabhängig hiervon „diese Fallzahlen immer noch zu hoch sind, [und] es weiterer Anstrengungen bedarf, vor allem um die zielgruppenspezifischen Testangebote und den Zugang zu Therapie und Prophylaxe zu verbessern“. Die Trends in den drei am stärksten betroffenen Gruppen verlaufen unterschiedlich. Bei Männern, die Sex mit Männern haben (MSM), ist die Zahl der geschätzten Neuinfektionen, von 1.100 im Jahr 2020 auf etwa 1000 im Jahr 2021 gesunken. Bei Personen mit einer Infektion auf heterosexuellem Weg stagniert die Zahl der Neuinfektionen dagegen seit einigen Jahren und lag Ende 2021 bei etwa 440. Beim Gebrauch intravenöser Drogen haben sich 2021 etwa 320 Menschen mit HIV infiziert, bei dieser Gruppe zeigt die Modellierung einen deutlichen Anstieg seit 2010 und eine Stabilisierung seit 2019.

Kondome bleiben der Grundpfeiler der Prävention

Die Zahl der Menschen mit HIV in Deutschland lag Ende 2021 bei 90.800. Von diesen sind etwa 8.600 HIV-Infektionen noch nicht diagnostiziert. Daher sind leicht zugängliche Testangebote wichtig, Testbereitschaft und die Kenntnis von Infektionsrisiken. HIV-Infektionen auf heterosexuellem Weg z. B. gibt es vor allem über sexuelle Kontakte zu Personen mit intravenösem Drogengebrauch, MSM und im Ausland mit HIV-infizierten Personen. Der Anteil der Menschen mit diagnostizierter HIV-Infektion, die eine antiretrovirale Therapie erhalten, liegt 2021 unverändert bei etwa 96%. Bei fast allen Behandelten ist die Behandlung erfolgreich, so dass sie nicht mehr infektiös sind. Etwa ein Drittel aller neudiagnostizierten HIV-Infektionen wurde 2021 erst mit einem fortgeschrittenen Immundefekt diagnostiziert, fast jede fünfte Infektion sogar erst mit dem Vollbild AIDS. HIV wird in erster Linie durch Menschen übertragen, deren HIV-Infektion noch nicht diagnostiziert wurde. Zudem ist bei Spätdiagnosen die Sterblichkeit höher. Kondome zu benutzen bleibt ein Grundpfeiler der Prävention von HIV und weiteren sexuell übertragbaren Erreger.

Mit der Präexpositionsprophylaxe (PrEP) steht ein zusätzliches Instrument zur Verhinderung von Infektionen zur Verfügung. Seit September 2019 übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für Menschen mit substanziellem HIV-Risiko. Der Einfluss der PrEP auf das Infektionsgeschehen kann aufgrund der Veränderungen des Sexual- und Testverhaltens im Kontext der COVID-19-Pandemie nicht verlässlich eingeschätzt werden. Der Rückgang von HIV-Neudiagnosen und der geschätzte Rückgang von Neuinfektionen seit 2019 deuten jedoch auf eine Verhinderung von Neuinfektionen durch PrEP-Gebrauch hin.

Pressemitteilung Robert Koch-Institut (RKI), November 2022
Heiden M et al.; Epid Bull 2022;47:3-18 (DOI 10.25646/10814).

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