Während der Einfluss der prämenstruellen dysphorischen Störung (PMDS) auf die individuelle Lebensqualität der Betroffenen gut dokumentiert ist, blieb die Auswirkung auf die Partnerschaftsqualität sowie das psychosoziale Wohlbefinden von Angehörigen bislang weitgehend unbeachtet. Eine aktuelle zweigeteilte Online-Befragungsstudie aus Großbritannien schließt jetzt diese Lücke, indem sie sowohl Betroffene als auch ihre Partner oder Partnerinnen untersucht.
Die prämenstruelle dysphorische Störung (PMDS) ist eine zyklisch wiederkehrende, potentiell stark beeinträchtigende affektive Störung, von der etwa 1,6 % aller Frauen betroffen sind. Im Unterschied zum prämenstruellen Syndrom (PMS) sind bei PMDS die psychischen und funktionellen Beeinträchtigungen deutlich ausgeprägter und klinisch signifikant. Die psychischen Kernsymptome umfassen Reizbarkeit, Depressivität, Angst, Suizidgedanken sowie kognitive Beeinträchtigungen. Die diagnostische Abgrenzung zur PMS erfolgt gemäß DSM-5 mittels prospektiver Symptomdokumentation über mindestens zwei Zyklen.
Studie 1 nutzte online erhobene Selbstberichte (n = 403 PMDS-Betroffene, n = 187 Kontrollen), validiert durch Premenstrual Symptoms Screening Tool (PSST)-Scores, jedoch ohne hormonelle Zyklusbestätigung. An Studie 2 nahmen 151 Personen teil, die mit PMDS-Betroffenen in Partnerschaft lebten (n = 92) oder mit Personen ohne PMDS (n = 59). Erhoben wurden jeweils Lebensqualität (WHOQoL-BREF bzw. AC-QoL) und Beziehungsqualität (Perceived Relationship Quality Component Scale, PRQC) in jeweils vier bis acht Subdomänen. Die Datenanalyse erfolgte mittels MANOVA.
Studie 1: PMDS-Patientinnen zeigten signifikant reduzierte Lebensqualität in allen WHOQoL-Domänen (η² = .209, p < .001), unabhängig von der Zyklusphase (außer physische Domäne). Der Effekt der Zyklusphase war schwach, betraf nur physische und soziale Domänen, und trat vor allem in der prä- und menstrualen Phase auf. Bezüglich der PRQC wurden für PMDS-Betroffene signifikant geringere Werte in den Bereichen Zufriedenheit, Intimität, Vertrauen und Leidenschaft gefunden (alle p < 0,01), nicht jedoch für Liebe und Commitment.
Weitreichende psychosozialen Belastungen
Studie 2: Partner und Partnerinnen von PMDS-Betrofffenen berichteten v.a. von weniger Unterstützung (AC-QoL-Subskala: M = 4.2 vs. 6.1, p < 0,01), höherer Belastung sowie signifikant niedrigerer Lebensqualität, insbesondere hinsichtlich Unterstützung, Entscheidungsfreiheit, Stress, persönlichem Wachstum, Selbstwert, Pflegefähigkeit und Zufriedenheit. Nur im finanziellen Bereich zeigten sich keine Unterschiede. Auch in der Partnerschaftsqualität unterschieden sich die Gruppen deutlich: Vertrauen, Intimität, Leidenschaft und Zufriedenheit waren bei PMDS-Partner bzw. Partnerinnen reduziert, Liebe und Commitment hingegen vergleichbar.
Aus Sicht des Autorenteams verdeutlichen diese Ergebnisse die weitreichenden psychosozialen Belastungen, die mit PMDS sowohl für Betroffene als auch für ihre Partner und Partnerinnen einhergehen. Besonders hervorzuheben ist die Beeinträchtigung der Beziehungsdimensionen, die als resilienzfördernde Schutzfaktoren gelten. Die erhaltenen Werte in den Bereichen „Liebe“ und „Commitment“ legen nahe, dass trotz funktioneller Beeinträchtigungen eine emotionale Bindung bestehen bleibt – ein möglicher Anknüpfungspunkt für therapeutische Interventionen. Zugleich zeigen die Ergebnisse, dass Partner und Partnerinnen eine ähnliche Belastung wie informelle Pflegende in anderen psychiatrischen Kontexten erleben – bei gleichzeitig fehlender professioneller Unterstützung. Dies weist auf ein erhebliches Versorgungsdefizit hin.
PMDS ist also nicht nur eine zyklusgebundene affektive Störung, sondern eine komplexe psychosoziale Belastungserkrankung mit systemischen Auswirkungen. Die Ergebnisse der vorliegenden Studie unterstreichen die Notwendigkeit, Partnerschaft und Angehörigenbelastung künftig stärker in Diagnostik, Beratung und Therapie zu integrieren. Nur so kann ein nachhaltiger Behandlungsansatz gelingen, der beiden Seiten gerecht wird.
Hodgetts S et al.: Examining the impact of premenstrual dysphoric disorder (PMDD) on life and relationship quality: An online cross-sectional survey study (DOI 10.1371/journal.pone.0322314).