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Früherkennung

Nationales Früherkennungsprogramm Lungenkrebs vorgestellt

7.11.2023

Wissenschaftler von drei Fachgesellschaften haben erstmals Eckpunkte eines nationalen Früherkennungsprogramms vorgestellt, das vor allem das Sterberisiko für langjährige Raucher deutlich senken kann. „Wir geben behandelnden Ärztinnen und Ärzten sowie der Gesundheitspolitik klar definierte Empfehlungen an die Hand, die ein einheitliches, strukturiertes, qualitätsgesichertes Früherkennungsprogramm ermöglichen, das effektiv, sicher und zudem kosteneffizient ist“, sagt Prof. Dr. med. Torsten Blum (Berlin), einer der federführenden Autoren des nun vorgelegten Positionspapiers.

Die für die Anwendung des Computertomographie-Screenings notwendige Rechtsverordnung des zuständigen Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz könnte schon zum Jahreswechsel in Kraft treten. Anschließend hat der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA), der über den Leistungsanspruch gesetzlich krankenversicherter Menschen entscheidet, 18 Monate Zeit für die Erarbeitung einer notwendigen Richtlinie. „Ein unstrukturiertes Lungenkrebs-Screening ohne konkrete Richtlinien-Vorgaben ist somit vielleicht schon zum Jahresbeginn möglich, ein strukturiertes Programm aber erst mit den Beschlüssen des G-BA“, stellt Prof. Dr. med. Hans Hoffmann (München), zweiter federführender Autor des Positionspapiers, fest. „Als Kliniker wünschen wir uns natürlich zeitnah gute Richtlinien für ein strukturiertes Lungenkrebs-Screening-Programm in Deutschland, da es Menschenleben retten wird. Wir wissen aber auch um die damit einhergehende Arbeit und Verantwortung für den G-BA. Seitens der im Lungenkrebs-Screening beteiligten Fachgesellschaften unterstützen wir den zuständigen Bundesausschuss in seiner Arbeit, da wir alle ein wirksames und sicheres nationales Programm möchten“.

Lungenkrebs-Früherkennungsprogramm

Obwohl Nutzen und Sicherheit von Lungenkrebs-Screenings wissenschaftlich unstrittig sind, gilt es aber bis zum Vorliegen der G-BA-Richtlinie, weiterhin auf die Gefahren hinzuweisen. Die Botschaft ist hierbei klar: Niedrige Teilnahmequoten sowie hohe Raten an Überdiagnosen oder falsch-positiven Befunden gefährden die Früherkennungsziele, können aber durch klare Strukturvorgaben vermieden werden. „Im Rahmen unserer HANSE-Studie zur Lungenkrebsfrüherkennung konnten wir an drei Klinik-Standorten in Norddeutschland zeigen, dass ein strukturiertes Lungenkrebs-Screening-Programm im bestehenden Gesundheitssystem gut integrierbar und machbar ist“, zeigt Prof. Dr. med. Jens Vogel-Claussen (Hannover), Leiter der HANSE-Studie und dritter federführender Autor des neuen Positionspapiers. „Die Umsetzung unserer Empfehlungen wird zu einer wirksamen und sicheren Lungenkrebs-Früherkennung in Deutschland führen. Aber auch zukünftig ist eine Beteiligung der Fachgesellschaften wichtig, um ein nationales Programm aufgrund neuer Forschungserkenntnisse gemeinsam weiterzuentwickeln.“

Konkret soll sich das Lungenkrebs-Früherkennungsprogramm an Menschen im Alter zwischen 50 und 75 Jahren richten, die mindestens 25 Jahre rauchen oder deren Rauchstopp weniger als zehn Jahre zurückliegt. Auch Betroffenen mit mindestens 15 Packungsjahren - sprich: wer beispielsweise eine Packung pro Tag über 15 Jahre hinweg geraucht hat - soll das Screening ermöglicht werden. Dies träfe insgesamt auf rund 3,3 Millionen Männer sowie etwa 2,2 Millionen Frauen in Deutschland zu, stellen die Experten dar. Die sich jährlich wiederholende Vorsorgeuntersuchung soll von einer zentralen Stelle koordiniert werden. Das Lungenkrebs-Screening selbst wird mittels niedrigdosierter Computertomographie vorgenommen werden. „Die Lungenkrebsfrüherkennung im Rahmen eines gut strukturierten Screening-Programms ist eine der wichtigsten Empfehlungen der vergangenen zehn Jahre im Bereich Lungenkrebs“, hebt DGP-Präsident Prof. Dr. med. Wolfram Windisch (Köln), Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP). „In diese organisierten Vorsorgeuntersuchungen müssen aber auch verpflichtend Programme zur Rauchentwöhnung eingebettet werden, da deren Zusatznutzen wissenschaftlich klar belegt ist.“

Noch gibt es in Deutschland kein Lungenkrebs-Screening als flächendeckend organisierte Vorsorgeuntersuchung für Risikogruppen. Vergleiche mit dem seit Jahren etablierten Mammografie-Screening zur Brustkrebs-Früherkennung bei Frauen weisen laut der Experten aber auf die enormen Erfolgsaussichten hin. Neben den medizinischen und gesundheitlichen Aspekten hat das Positionspapier auch die ökonomischen Punkte im Blick: „Der Lungenkrebs nimmt jeweils den ersten Rang bei den direkten und indirekten krebsbedingten Gesundheitskosten in Europa ein“, sagt Blum. „Nach unserer Vorstellung sollen die Krankenkassen die Kosten für das Lungenkrebsscreening tragen. Mehrere gesundheitsökonomische Modelle konnten mittlerweile die Kosteneffektivität von jährlichen niedrigdosierten CT-Lungenkrebs-Screening-Programmen nachweisen“, so der Wissenschaftler.

Pressemitteilung „Früherkennung von Lungenkrebs: Medizinische Fachgesellschaften stellen erstmals Eckpunkte eines möglichen nationalen Screening-Programms vor.“ Deutsche Röntgengesellschaft, Berlin, 11.10.2023 (https://www.drg.de/de-DE/10673/screening-programm-lungenkrebs/).
* Vogel-Claussen J et al.: Positionspapier zur Implementierung eines nationalen organisierten Programms in Deutschland zur Früherkennung von Lungenkrebs in Risikopopulationen mittels Low-dose-CT-Screening inklusive Management von abklärungsbedürftigen Screeningbefunden. Rofo. 2023 Oct 10 (DOI 10.1055/a-2178-2846).

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