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Gastroenterologen fordern Maßnahmenpaket gegen Mangelernährung

1.9.2022

Mangelernährung ist in deutschen Kliniken ein unterschätztes Problem, warnt die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS). Sie fordert die Anerkennung des Problems und wirksame Maßnahmen.

Mangelernährung betrifft meist alte Menschen und onkologisch Erkranke und wirkt sich negativ auf die Prognose der jeweiligen Erkrankung aus. Gründe dafür gibt es von der Grunderkrankung bis hin zur Qualität des Krankenhausessens viele. Es fehlt allerdings nach wie vor an einem systematischen Screening. Dabei hat die Mangelernährung leidvolle und teure Folgen: Betroffene haben ein höheres Risiko für Komplikationen wie Infektionen oder Druckgeschwüre. Dadurch verlängert sich die Klinik-Verweildauer bei mangelernährten Patienten Studien zufolge um 2,4 bis hin zu 7,2 Tagen. Auch die Wiedereinweisungsrate liegt höher. Die Folge: höhere Kosten pro Patienten.

„Maßnahmen, um Mangelernährung zu vermeiden und zu behandeln – etwa durch hochwertigeres und auf die Bedürfnisse der Patienten angepasstes Klinikessen sowie geschultes Personal werden im DRG-System nicht angemessen vergütet und daher in Kliniken meist eingespart“, sagt Prof. Dr. Thomas Frieling, DGVS-Vorstand und Chefarzt der Medizinischen Klinik II am Helios Klinikum Krefeld. „Aber: Das Personal und die Kosten, die man an dieser Stelle spart, ziehen letztlich höhere Kosten durch Komplikationen und längere Behandlung nach sich – eine absurde und untragbare Situation“.

Experten, die die Folgen der Mangelernährung täglich im Klinikalltag erleben, fordern deshalb konkrete Maßnahmen:

  • Strukturen zur regelhaften Erfassung des Ernährungsstatus von Patienten sollten in allen Kliniken Standard werden. Orientierung kann dabei das sogenannte „Krefelder Modell“ geben, bei dem die Sensibilisierung und Schulung von Mitarbeitenden (Bottom-up-Strategie) mit verpflichtenden Dienstanweisungen (Top-Down-Strategie) kombiniert werden.
  • Es braucht eine breitere Verfügbarkeit von ernährungsmedizinisch geschultem Personal. Dem 14. DGE-Ernährungsbericht (2018) zufolge verfügen nur 10% der deutschen Kliniken und 30% der Pflegeheime über eine auf Station verfügbare Diätassistenz, in anderen teilnehmenden Ländern Europas waren es 63 beziehungsweise 86%. Ein Ernährungsteam oder eine Ansprechperson für Ernährung gab es in 58% der Kliniken und 45% der teilnehmenden Wohnbereiche in Pflegeheimen in Deutschland, in Europa waren es 82 beziehungsweise 71%.
  • Die Vermeidung und Behandlung von Mangelernährung – unter anderem durch hochwertiges Klinikessen und ernährungsmedizinisch geschultes Personal – muss im Vergütungssystem des Gesundheitssystems endlich angemessen berücksichtigt werden.

„Es ist aktuell vielen Experten in der Gesundheitspolitik noch nicht klar, dass Ernährungstherapie auf einfache und kostengünstige Weise Leben retten, Leid reduzieren und immense Kosten im Gesundheitswesen einsparen könnte“, so Frieling. Terjung ergänzt: „Fachgesellschaften weisen seit Jahren auf die Problematik hin, die sich durch das unbeachtete und unbehandelte Problem der Mangelernährung ergibt – hier braucht es jetzt endlich Maßnahmen. Andere europäische Länder sind uns weit voraus“.

Pressemitteilung Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS), August 2022.
Deutsche Gesellschaft für Ernährung (Hrsg.). 14. DGE-Ernährungsbericht – Kapitel 2. Bonn, 2019

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