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Epidemiologie

Prädiabetes gefährlicher als angenommen

24.1.2022

Prädiabetes geht mit einem höheren relativen Sterberisiko, einer höheren Inzidenz von kardiovaskulären Ereignissen, KHK, Schlaganfall, Herzinsuffizienz, Vorhofflimmern, chronischer Nierenerkrankung, Gesamtkrebs, Leberkrebs, hepatozellulärem Karzinom, Brustkrebs und Demenz jeglicher Ursache einher als bisher angenommen. Das geht aus einer Übersichtsarbeit des Deutschen Diabetes-Zentrums (DDZ) hervor.

Die Effektstärken erscheinen niedriger als bei Typ-2-Diabetes, was auf einen Dosis-Wirkungs-Zusammenhang hindeutet. „Wir sprechen hier von einem sogenannten Umbrella-Review. Solche Übersichtsarbeiten fassen Daten aus Metaanalysen zusammen, die wiederum alle Einzelstudien zu einem bestimmten Thema bündeln. Hier wurde der Zusammenhang zwischen Prädiabetes und dem Risiko diabetesbedingter Begleiterkrankungen untersucht“, erklärt Prof. Dr. Michael Roden, wissenschaftlicher Direktor und Vorstand des DDZ. „Die Ergebnisse zeigen, dass der Prädiabetes mit einem erhöhten Risiko für Folgeerkrankungen wie etwa Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und generell mit einer höheren Sterblichkeitsrate zusammenhängt. Prädiabetes ist somit gefährlicher als angenommen und verlangt erhöhte Aufmerksamkeit nicht nur durch die Wissenschaft, sondern auch in der klinischen Praxis.“

Die Befunde sind auch deshalb relevant, so meldet das DDZ in einer Pressemitteilung, da Prädiabetes weltweit zunimmt. Die International Diabetes Federation (IDF) schätzte erst jüngst die Zahl der Prädiabetes-Fälle für 2021 auf mindestens 10,6% der erwachsenen Bevölkerung weltweit ‒ was 541 Millionen Menschen betrifft. Für 2045 wurde sogar ein Anstieg auf mindestens 11,4% (730 Mio.) prognostiziert. Angesichts dieser Aussichten stellt der Prädiabetes ein strategisches Zeitfenster dar, in dem die ‒ noch beeinflussbaren ‒ Risikofaktoren wie Adipositas, ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel gezielt angegangen werden können, um die Entwicklung des Typ-2-Diabetes und seiner Folgeerkrankungen zu verhindern oder zumindest zu verzögern.

Die genannten Ergebnisse werden als moderat-belastbar eingeschätzt, was bedeutet, dass die Befunde wahrscheinlich den wirklichen Zusammenhang widerspiegeln. Prof. Dr. Christian Herder aus dem DDZ ergänzt: „In Anbetracht der festgestellten Forschungslücken in diesem Bereich sind weitere Untersuchungen zu den Zusammenhängen zwischen Prädiabetes und verschiedenen Gesundheitsfolgen erforderlich, um den potenziellen klinischen und kostenbezogenen Nutzen von Interventionsmaßnahmen fundierter abschätzen zu können.“

Pressemitteilung Deutsches Diabetes-Zentrum (DDZ), Januar 2022
Schlesinger S et al., Diabetologia 2022 Feb; 65(2): 275‒285, DOI 10.1007/s00125-021-05592-3, PMID 34718834I

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