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Einsamkeit im Alter

Hausärzte sollten soziales Umfeld bei älteren Patienten abfragen

3.1.2023

Hausärzte sollten besonders mit älteren Patienten Gespräche über soziale Beziehungen initiieren, empfehlen die Autoren einer Studie. Mit einem proaktiven Ansatz können Tabus gebrochen und von Einsamkeit bedrohte Patienten identifiziert werden.

Im Rahmen des Forschungsprojektes HoPES3 wurde in einer explorativen clusterrandomisierten kontrollierten Studie die Wirksamkeit einer vielschichtigen Intervention untersucht, die unter anderem die Förderung sozialer Aktivitäten bei älteren Patienten zum Ziel hatte. Patienten wurde dabei auch ein Gespräch über ihre Spiritualität („spirituelle Anamnese“) angeboten, das zudem Fragen zu ihren sozialen Beziehungen beinhaltete. Als Spiritualität wurde im Rahmen der Studie HoPES2 all das definiert, was dem Leben eines Menschen Sinn gibt und als Kraftquelle zur Verfügung steht. Die vorgelegte Studie sollte die Erfahrungen der Patienten hinsichtlich Akzeptanz, Durchführbarkeit, Gesprächsinhalt und wahrgenommenem Nutzen resp. Schaden der Interventionen untersuchen, die sich auf soziale Beziehungen und Aktivitäten fokussierten.

Insgesamt wurden mit 29 Patienten semistrukturierte Interviews aus der Interventionsgruppe ab 70 Jahren per Telefon durchgeführt. Dabei zeigte sich unter anderem, dass Einsamkeit im Alter das Resultat einer langen biographischen Geschichte ist, der komplexe Ursachen zugrunde liegen. Die vom Praxisteam vorgeschlagenen Aktivitäten zur Förderung soziale Aktivitäten (z. B. Teilnahme an lokalen Gruppen, Web-Informationen) wurden jedoch nur selten akzeptiert oder durchgeführt, wenn aber doch, dann berichteten die Patienten von starken Vorteilen. Die Patienten berichteten zudem, dass das Interesse ihrer Hausärzte an ihrem Leben zu einer vertrauensvolleren Arzt-Patienten-Beziehung geführt habe.

Basierend auf ihren Studienergebnissen ermutigen die Autoren Hausärzte dazu, Gespräche über soziale Beziehungen bei älteren Patienten zu initiieren. Ein solcher proaktiver Ansatz kann helfen, Tabus zu brechen und Patienten zu identifizieren, die von Einsamkeit bedroht sind. Es muss jedoch sichergestellt werden, dass die Patienten Zeit haben, um die biografischen Entwicklungen zu beschreiben, die zu ihrer aktuellen Situation geführt haben. Die Einbettung des Gesprächs in einen breiteren Kontext wie einer „spirituelle Anamnese“ oder einer allgemeinen Diskussion der persönlichen Ressourcen des Patienten kann hilfreich sein, um dafür Raum zu schaffen.

Bei HoPES3 („Holistic Care Program for Elderly Patients to Integrate Spiritual Needs, Social Activity and Self-Care into Disease Mangement in Primary Care“) handelt es sich um eine Studie, die von Juni 2018 bis Juli 2020 in Hausarztpraxen im Raum Heidelberg und Tübingen durchgeführt wurde. Ziel der Studie war es, die hausärztliche Betreuung von chronisch kranken, älteren Patienten zu verbessern. Hierfür sollten drei Aspekte gestärkt werden, die erwiesenermaßen sehr wichtig für das Wohlergehen von älteren Menschen sind, aber bislang eher weniger bei der Behandlung berücksichtigt werden: Die persönlichen Kraftquellen der Patienten, soziale Kontakte und Selbstfürsorge. Kooperationspartner sind das Institut für Allgemeinmedizin und interprofessionelle Versorgung des Universitätsklinikums Tübingen, Klinik und Poliklinik für psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Technischen Universität München und der Gesundheitstreffpunkt Mannheim. Die Studie wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.

Mächler R et al.; Patient Educ Couns. 2023 Feb;107:107571 (DOI 10.1016/j.pec.2022.11.013).

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