Kunst kann sich positiv auf das Gemüt auswirken. Ob das auch beim Betrachten von Gemälden am Bildschirm funktioniert, hat jetzt ein internationales Forschungsteam der Universität Wien, des Max-Planck-Instituts für Psycholinguistik in Nijmegen und des Max-Planck-Instituts für empirische Ästhetik (MPIEA) in Frankfurt am Main untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass sich bereits nach wenigen Minuten der Bildbetrachtung eine deutliche Verbesserung des Wohlbefindens einstellt.
Die Autoren verweisen darauf, dass stressreduzierende, angstvermindernde oder depressionslindernde Optionen von traditioneller Kunstperzeption auch in der Medizin gezielt Anwendung finden, z. B. bei der Ausstattung von Krankenhausräumen, Wartezimmern oder der Kunsttherapie. Die Erkenntnisse aus dieser Studie sind besonders auch für Menschen interessant, denen ein persönlicher Besuch im Museum zum Beispiel aus gesundheitlichen Gründen nicht möglich ist.
Für die Studie besuchten 240 Studienteilnehmer online eine interaktive Monet-Kunstausstellung bei „Google Arts and Culture“ (artsandculture.google.com), in der Bilder von Seerosen zu sehen sind. Mittels Fragebogen gaben die Probanden Auskunft über ihren Gemütszustand sowie darüber, wie viel Freude sie beim Betrachten der Bilder empfanden und für wie sinnhaft sie dieses Erlebnis für sich einstuften.
Einige Teilnehmer waren empfänglicher für Online-Kunst als andere
Die Ergebnisse zeigten bereits nach wenigen Minuten der Bildbetrachtung eine deutliche Verbesserung des Wohlbefindens. Auch seelische Verstimmungen und Sorgen der Teilnehmer reduzierten sich binnen kürzester Zeit. „Das Betrachten von Kunst online ist sehr effektiv und kann leicht in den Alltag integriert werden. Es birgt somit ein bisher weitgehend ungenutztes Potenzial zur Steigerung des Wohlbefindens“, erklärt die Erstautorin der Studie MacKenzie Trupp (Wien). Darüber hinaus zeigte sich, dass einige Teilnehmer für Kunst empfänglicher waren als andere und stärker von deren Wirkung profitierten. Diesen Vorteil konnten die Forscher mithilfe eines speziellen Verfahrens zur Ermittlung der „Aesthetic Responsiveness“ („Ästhetische Empfänglichkeit“) vorhersagen.
Hinweis: Das verwendete Bild von Claude Monet - Der Seerosenteich - steht hier online zum Betrachten zur Verfügung.
Pressemitteilung„Wie das Betrachten von Kunst online unser Wohlbefinden beeinflussen kann“.Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik, Frankfurt/Main, 4.5.2023 (https://idw-online.de/de/news813698).
Trupp, MD etal.: Who Benefits From Online Art Viewing, and How: The Role of Pleasure,Meaningfulness, and Trait Aesthetic Responsiveness in Computer-Based ArtInterventions for Well-Being. Computers in Human Behavior. 2023 Aug; 145:107764 (DOI 10.1016/j.chb.2023.107764).