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Demenz als Todesursache

Sterbefälle steigen, aber was sagt das wirklich aus?

12.12.2025

Die Zahl der an Demenz verstorbenen Menschen in Deutschland ist weiter gestiegen. So wurden im Jahr 2024 nach den Ergebnissen der Todesursachenstatistik 61.927 Sterbefälle durch eine Demenzerkrankung verursacht. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, waren das 4,4 % mehr als im Vorjahr und 23,2 % mehr als im zehnjährigen Durchschnitt der Jahre 2015 – 2024.

Demenz in ihren verschiedenen Ausprägungen ist seit Jahren eine der häufigsten Todesursachen bei Frauen und nimmt auch bei Männern stetig zu. So war die Zahl der an Demenz verstorbenen Männer im Jahr 2024 mit 21.247 Verstorbenen um 27,9 % höher als im Zehnjahresdurchschnitt. Demgegenüber starben 40.680 Frauen an Demenz, das waren lediglich 20,8 % mehr als im Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2024.

Rund 89,1 % der im Jahr 2024 an Demenz Verstorbenen waren 80 Jahre und älter. Gegenüber dem Vorjahr stieg die Zahl der durch Demenz verursachen Sterbefälle in der Altersgruppe ab 80 Jahren um 4,6 %. Im Vergleich zum Zehnjahresdurchschnitt war dabei der Anstieg bei Männern ab 80 Jahren mit +32,9 % besonders stark, während der Anstieg bei Frauen derselben Altersgruppe nur bei 22,2 % lag.

2,6 % weniger Verstorbene aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen als im Vorjahr

Insgesamt starben im Jahr 2024 in Deutschland rund 1,01 Millionen Menschen. Das waren 2 % weniger als im Jahr 2023 (1,03 Millionen Verstorbene). Damit sank die Zahl der Sterbefälle im zweiten Jahr in Folge.

Die häufigsten Todesursachen waren wie in den Vorjahren Krankheiten der Kreislaufsysteme (339 212) und bösartige Neubildungen (230 392) – an ihnen starben mit 56,5 % mehr als die Hälfte der Verstorbenen. Die Sterbefälle aufgrund von bösartigen Neubildungen, hierzu zählen sämtliche Krebsarten, blieben fast unverändert zum Vorjahr (+0,04 %). Bei den Krankheiten der Kreislaufsysteme, dazu zählen unter anderem Herzinfarkt (Myokardinfarkt) und Schlaganfall, gab es einen leichten Rückgang (-2,6 %).

Demenz bei Frauen häufigste Todesursache, Lungenkrebs bei Männern auf Platz zwei

Krankheiten der Kreislaufsysteme und bösartige Neubildungen dominieren die Todesursachen auch bei einer getrennten Betrachtung nach Geschlecht: Zu den drei häufigsten Todesursachen von Männern zählen die chronische ischämische Herzkrankheit (39.765), bösartige Neubildungen der Bronchien und der Lunge (26.441) und der akute Myokardinfarkt (24.875). Die drei häufigsten Todesursachen von Frauen waren nicht näher bezeichnete Demenz (37.109), chronische ischämische Herzkrankheit (30.955) und Herzinsuffizienz (22.349).

Methodische Hinweise: Sterbefälle werden in der Todesursachenstatistik nach ICD ausgewiesen. Unter der Gesamtzahl der Sterbefälle aufgrund einer Demenzerkrankung wurden die Diagnosen F00 „Demenz bei Alzheimer-Krankheit“, F01 „Vaskuläre Demenz“, F02 „Demenz bei anderenorts klassifizierten Krankheiten“ und F03 „Nicht näher bezeichnete Demenz“ zusammengefasst. Dabei fallen die mit Abstand meisten Sterbefälle unter die Diagnose F03.

Kritische Hinweise: Demenz als Todesursache - eine problematische Kausalzuschreibung

  • Die offizielle Statistik nimmt oftmals ohne Hinterfragung an, dass Demenz selbst Todesursache sei - obwohl eine Demenz selten unmittelbar letal wirkt.
  • In der Literatur wird betont, dass bei multimorbiden, alten Menschen das Grundleiden, intermediäre Ursachen (z. B. Pneumonie, Sepsis, Organversagen) und Komplikationen meist die eigentlichen Auslöser des Todes sind, nicht die Demenzerkrankung selbst (Küppers et al. 2021).
  • Darüber hinaus zeigen Studien, dass bei Alzheimer-Patient:innen Bronchopneumonie oft als unmittelbare Todesursache identifiziert wird, während auf dem Totenschein / in der Statistik Alzheimer oder Demenz als Todesursache verzeichnet wird (Burns et al. 1990).
  • Methodisch kritisch ist zudem, dass die Kodierung von Todesursachen (z. B. im Totenschein oder durch automatische Systeme) erheblich von der Positionierung der Erkrankungen in der Todesursachenkaskade abhängt - ein und dieselbe Befundlage kann zu unterschiedlichen statistischen Ergebnissen führen (Stolpe et al. 2025)

Das heißt, dass die statistische Klassifizierung „an Demenz verstorben“ irreführend sein und wichtige Informationen zu Begleiterkrankungen und tatsächlichen Todesmechanismen verschleiern kann.

Pressemitteilung: Todesursachen 2024: Immer mehr Menschen versterben an Demenz. Statistische Bundesamt (Destatis), Wiesbaden, 15.10.2025 (https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2025/10/PD25_377_23211.html)

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