Die Autoren des gerade aktualisierten Cochrane-Reviews „Musiktherapie für autistische Menschen“ suchten nach Studien, die die Wirkung von Musiktherapie mit einer ähnlichen Therapie ohne Musik („Placebotherapie“), der Standardbehandlung oder gar keiner Therapie verglichen. Gegenüber der letzten, 2014 veröffentlichten Version konnten sie 16 neue Studien aufnehmen, sodass die Evidenz in dieser Übersichtsarbeit nun auf 26 Studien mit einer Gesamtzahl von 1.165 Teilnehmern beruht. Die Studien untersuchten die kurz- und mittelfristige (drei Tage bis acht Monate) Wirkung von musiktherapeutischen Interventionen für autistische Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in Einzel- oder Gruppensettings (> Psychiatrie).

Dabei wurde deutlich, dass Musiktherapie im Vergleich zu Placebotherapie oder Standardbehandlung wahrscheinlich (GRADE-Bewertung der Vertrauenswürdigkeit der Evidenz: moderat) zu einer Verbesserung der Gesamtsymptomatik bis zum Ende der Therapie führt. Sie trägt wahrscheinlich auch dazu bei, die Lebensqualität zu verbessern und einzelne Symptome zu lindern. Musiktherapie führt dabei, entsprechend der ausgewerteten Studien, zu keinen unerwünschten Ereignissen. Aus der Evidenz lässt sich nicht ablesen, ob Musiktherapie Maße der sozialen Interaktion sowie der verbalen und nonverbalen Kommunikation bis zum Ende der Therapie verbessert. Es bleiben etliche offene Forschungsfragen, insbesondere zur längerfristigen Wirkung von Musiktherapie.

Die Musiktherapeutin Prof. Dr. phil. Rosemarie Tüpker (Münster) definiert Musiktherapie wie folgt: „In therapeutischen Zusammenhängen dient die Musik der Wiederherstellung, Erhaltung oder Förderung von Gesundheit, der Integration von sozial Ausgeschlossenen oder innerpsychisch Ausgeschlossenen, der Verminderung von Leiden, der Verbesserung der Lebensqualität bei Beeinträchtigungen oder der Begleitung bei schwerer Krankheit, in Krisensituationen oder am Ende des Lebens“ (DOI 10.1007/978-3-658-10219-7).