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Cannabinoide

BfArM: Nebenwirkungen von Cannabisarzneimitteln häufig

30.9.2022

Bei der Therapie mit Cannabisarzneimitteln sind Nebenwirkungen häufig. Das geht aus einer Analyse der Verteilung und Häufigkeit von unerwünschten Wirkungen der Medikamente hervor. Am häufigsten wurden Müdigkeit (14,9%), Schwindel (9,8%, bei Frauen sehr häufig) und Schläfrigkeit (6,0%) erfasst.

Häufig sind auch Übelkeit, Mundtrockenheit, Konzentrationsstörungen, Gedächtnisstörungen, Gleichgewichtsstörungen, verschwommenes Sehen, Desorientierung, Lethargie, Depression, Appetitsteigerung und Gewichtszunahme sowie euphorische Stimmung (letztere als ggf. auch gewünschte Nebenwirkungen) und Diarrhö. Gelegentlich wurden Palpitationen und Tachykardien, Erbrechen, Konstipation, Hypertonie, Hypotonie, Dysarthrie, Wahnvorstellungen, Sinnestäuschungen, Halluzinationen, Dissoziation und Suizidgedanken berichtet. Nebenwirkungen treten bei Frauen häufiger auf als bei Männern.

Im Freitext der Begleiterhebung wurden zudem als gelegentlich auftretende Nebenwirkungen Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit bzw. Gewichtsverlust, starkes Schwitzen, Benommenheit, innere Unruhe, Angst, Panikattacken sowie Magenschmerzen angegeben. Selten traten Geschmacksstörungen, Albträume, aggressives Verhalten und allergische Reaktionen angegeben. Die Fallzahlen für die jeweiligen Arzneimittel sind sehr unterschiedlich. Während bei Dronabinol, mit einer Fallzahl von mehr als 10.000 Fällen, auch seltene Nebenwirkungen z. T. erfasst werden konnten, ist dies für die anderen Cannabisarzneimittel, bei einer Fallzahl von weniger als 3.000 Fällen, nicht möglich.

Insgesamt sind Nebenwirkungen unter der Therapie mit Cannabisarzneimitteln also häufig. Allerdings werden über die Schwere der Nebenwirkungen in der Begleiterhebung keine Angaben gemacht. Da Nebenwirkungen aber nur selten zum Therapieabbruch geführt haben, ist grundsätzlich von weniger schwerwiegenden Nebenwirkungen auszugehen. Dennoch können diese von hoher Relevanz für die Betroffenen sein. Viele der häufigen Nebenwirkungen betreffen die Vigilanz. So können u. a. Schwindel und Gleichgewichtsstörungen oder auch verschwommenes Sehen sowie Aufmerksamkeitsstörungen neben Müdigkeit und Schläfrigkeit bis hin zur Lethargie zu Einschränkungen bei der Teilnahme am üblichen sozialen und öffentlichen Leben führen. Nicht unterschätzt werden dürfen zudem psychotische Symptome wie Halluzinationen, Sinnestäuschungen oder auch Angst bis hin zu Panikattacken, die allesamt gelegentlich und eben nicht nur selten oder sehr selten auftreten.

Nahezu alle Patienten in der Begleiterhebung wurden aufgrund einer chronischen Erkrankung bzw. Symptomatik behandelt, die mit anderen Arzneimitteln nicht zufriedenstellend behandelt werden konnte. Es ist daher davon auszugehen, dass die Cannabisarzneimittel über längere Zeiträume verschrieben werden. Insbesondere in Bezug auf die Blüten und das niedrige Durchschnittsalter sollte die Gefahr der Abhängigkeitsentwicklung in Langzeitbeobachtungsstudien stärker beleuchtet werden.

Cremer-Schaeffer P et al.; BfArM. Bulletin zur Arzneimittelsicherheit. 2022 Sep;3:4-8

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