An der Studie nahmen 60 von 64 konsekutiven Patienten einer interdisziplinären Schmerztagesklinik in Nürnberg teil. Neben dem Deutschen Schmerzfragebogen beantworteten die Patienten einen Fragebogen zum Anwendungsverhalten von KAM. KAM wurde gemäß den Richtlinien des US-National Center for Complementary and Integrative Health (NCCIH) definiert. Es zeigte sich, dass 96,7% der Befragten an KAM interessiert waren und alle 60 Teilnehmer KAM zur Beeinflussung der Schmerzen genutzt hatten (3‒26 verschiedene Methoden, Median 12). Am häufigsten angewandt wurden Massage (95%), Akupunktur (73%), Nahrungsergänzungsmittel und Vitaminpräparate (je 72%). Die Wirksamkeit wurde überwiegend als kurz anhaltend bewertet. Verordnet wurde KAM oft vom Fach- (61,7%) oder Hausarzt (60%). Als größte Motivation für die Anwendung diente der Wunsch, selbst aktiv werden zu wollen (76,7%). Eine stärkere Beeinträchtigung durch Schmerzen war mit einer vermehrten Inanspruchnahme von biologischen KAM-Methoden verbunden, während eine höhere Schmerzintensität mit einer geringeren Nutzung biologischer und alternativer KAM-Methoden korrelierte.

Aus Sicht der Autoren verdeutlicht die hohe Inanspruchnahme von KAM bei chronischen Schmerzpatienten, wie wichtig es für behandelnde Ärzte ist, Kenntnisse über die einzelnen Methoden zu besitzen und kompetent darüber mit den Patienten zu kommunizieren. Aktuelle Leitlinien, z.B. zur Fibromyalgie oder die Nationale VersorgungsLeitlinie „Nicht-spezifischer Kreuzschmerz“, sehen lediglich in einzelnen Verfahren wie „meditative Bewegungsformen“, „Massage“, „manuelle Therapie“ oder „Entspannungsverfahren“ eine gewisse Wirksamkeit. Eine Vielzahl der gängigen KAM-Verfahren in Deutschland stellt die Ende 2021 veröffentlichte Leitlinie „Komplementärmedizin in der Behandlung von onkologischen PatientInnen“ kritisch, umfassend, aber durchaus praxisnah dar.