Das Therapieteam gegen aktinische Keratose hat sich vergrößert: Tirbanibulin-Salbe lässt die Präkanzerosen verschwinden. Vorteil im Vergleich zu den bereits etablierten Topika: kurze Behandlungsdauer von nur fünf Tagen, kaum kosmetisch störende Nebenwirkungen.
Um zu verhindern, dass sich aus aktinischen Keratosen (AK) ein Plattenepithelkarzinom entwickelt, müssen diese Präkanzerosen beseitigt werden. Dazu haben sich in den vergangenen Jahren eine ganze Reihe von Topika etabliert: etwa 5-Fluorouracil, Imiquimod, Diclofenac/Hyaluronsäure oder die photodynamische Therapie (PDT). Seit Sommer 2021 steht nun eine neue Option im Kampf gegen AK zur Verfügung: Tirbanibulin, wie Professor Dr. med. Julia Welzel aus Augsburg berichtete.
Neu ist der Wirkmechanismus: Tirbanibulin ist ein Mikrotubuli-Inhibitor. Er bindet selektiv α- und β-Tubulin und hemmt die Tubulin-Polymerisation, was den Zellzyklus unterbricht und zum Zelltod (Apoptose) führt. Zudem hemmt Tirbanibulin den Src-Tyrosinkinase-Signalweg und wirkt antiproliferativ.
Die Effektivität wird unter anderem von zwei Phase-III-Studien belegt, über die Welzel berichtete. Rund 300 Patienten mit AK (überwiegend auf der unbehaarten Kopfhaut) trugen entweder fünf Tage lang Tirbanibulin-Salbe (10mg/g) oder lediglich die Salbengrundlage auf [1].
Ergebnis aus den gepoolten Daten der beiden Studien: Nach 57 Tagen konnte bei 49% der Verum-Patienten eine komplette Abheilung aller Keratosen festgestellt werden, im Kontrollarm waren es nur 9%. Bei 72% der Tirbanibulin-Behandelten waren immerhin 75% der Läsionen verschwunden (18% im Kontrollarm). 204 Patienten mit vollständiger Abheilung wurden ein Jahr lang nachbeobachtet. Nach einem Jahr hatten 73% dieser Patienten allerdings wieder neue Läsionen.
Damit entspricht die Effektivität der Tirbanibulin-Salbe in etwa der der bereits etablierten AK-Topika, wie Welzel erläuterte. Vorteilhaft sind bei dem neuen AK-Externum jedoch die kurze Therapiedauer und die einfache Anwendung: Die Tirbanibulin-Salbe (verpackt in fünf einzelne Sachets) muss nur fünf Tage lang einmal täglich aufgetragen werden. Zudem ist die Anwendung sicher. Aufgrund des neuen Wirkmechanismus kommt es kaum zu Entzündungen oder Nekrosen im behandelten Areal. Entsprechend gibt es auch kaum kosmetisch störende Effekte wie Verfärbungen oder Rötungen.
Als Nebenwirkungen wurden in den Studien vorübergehender Pruritus und leichte Schmerzen an der Applikationsstelle genannt, die aber spontan wieder abklangen. Keiner der Studienteilnehmer brach wegen unerwünschter Effekte die Behandlung ab. Derzeit gilt die Zulassung nur für eine Fläche von 25cm2, doch Welzel ist der Ansicht, dass eine größere Fläche ebenfalls sicher behandelt werden kann.
Webinar „Neuigkeiten bei Topika“, Vortrag von Prof. Dr. Julia Welzel (Veranstalter: Almirall Hermal GmbH), 26.01.2022
1 Blauvelt A et al., Phase 3 Trials of Tirbanibulin Ointment for Actinic Keratosis, N Engl J Med 2021; 384: 512‒520, DOI 10.1056/NEJMoa2024040