Eine aktuelle US-Studie untersuchte den Einfluss von GLP-1-Agonisten auf das Ernährungsverhalten aktueller, ehemaliger, potentieller und Nicht-Nutzer dieser Medikamente. Die Ergebnisse zeigen, dass aktuelle Nutzerinnen täglich 194 kcal weniger konsumierten als Nicht-Nutzerinnen (p<0,01), während bei Männern keine signifikante Differenz bestand. Unter Therapie reduzierten Frauen ihre Kalorienaufnahme um bis zu 987 kcal/Tag, Männer um bis zu 798 kcal/Tag.
Auffällig war, dass männliche Nutzer, die eine GLP-1-RA-Verwendung planten, vor Therapiebeginn 205 kcal/Tag mehr als Nicht-Nutzer aufnahmen (p<0,01), was auf prätherapeutische Verhaltensmuster hindeutet.
Besonders der Konsum hochkalorischer Lebensmittel sank zudem deutlich: verarbeitete Produkte (-50 %), zuckerhaltige Getränke (-50 %), rotes Fleisch (-30 bis -50 %) und Alkohol (-43 %). Gleichzeitig stieg die Aufnahme von Obst (+25 %), Blattgemüse (+20 %) und Wasser (+15 %). Interessanterweise blieb die geschmackliche Präferenz für energiedichte Lebensmittel wie verarbeitete Snacks oder Rindfleisch trotz reduziertem Konsum erhalten. Nicht-Nutzer von Inkretinmimetika zeigten signifikant höhere Präferenzen für Fisch, Nüsse und pflanzliche Proteine (p<0,01), was auf eine Diskrepanz zwischen geschmacklicher Attraktivität und tatsächlichem Verhalten unter GLP-1-Therapie hindeutet.
Die Studie legt nahe, dass GLP-1-Agonisten nicht nur über Appetithemmung wirken, sondern auch physiologische Mechanismen wie Geschmackswahrnehmung oder Sättigungsregulation beeinflussen. Geschlechtsspezifische Unterschiede könnten hormonelle oder soziokulturelle Faktoren widerspiegeln. Limitationen umfassen die Heterogenität der Wirkstoffe (z. B. Semaglutid vs. Tirzepatid), mögliche Verzerrungen durch Selbstauskünfte und fehlende Langzeitdaten.
Für die Praxis bedeuten diese Erkenntnisse, dass GLP-1-Therapien gezielt begleitet werden sollten: Patienten und Patientinnen profitieren von Beratung zur Umstellung auf nährstoffreiche Lebensmittel, auch wenn Präferenzen für Ungesundes bestehen bleiben. Zukünftige Forschung sollte klären, wie spezifische Wirkstoffe und Langzeiteffekte das Ernährungsverhalten prägen. Die Studie unterstreicht das Potential von GLP-1-Agonisten, sowohl Kalorienaufnahme als auch Essgewohnheiten nachhaltig zu modulieren.
Dilley D et al.: Characteristics and food consumption for current, previous, and potential consumers of GLP-1 s. Food Quality and Preference. 2025 Aug;129:105507 (DOI 10.1016/j.foodqual.2025.105507).