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Dermatologie

Innovative Therapiestrategien rücken in den Fokus

Neurodermitis und Hautmikrobiom

Der Ausgangspunkt aktueller Therapieansätze für die atopische Dermatitis (AD) ist die Veränderung der mikrobiellen Zusammensetzung auf der Haut. Nun wird in Studien versucht, dieses Wissen mit verschiedenen Behandlungsansätzen therapeutisch nutzbar zu machen.

Zahlreiche chronisch-entzündliche Hauterkrankungen sind durch eine Dysbiose, eine unphysiologische Zusammensetzung des Mikrobioms, gekennzeichnet. „Bei der Neurodermitis kommt im Vergleich zur ­gesunden Haut Staphylococcus aureus (S. aureus) häufiger vor und andere Staphylokokkenarten treten verringert auf, sodass S. aureus die anderen Staphylokokken verdrängt“, erklärte Prof. Dr. med. Stephan Weidinger (Kiel).

Aktuell werden verschiedene Therapien verfolgt. Zum einen können vorteilhafte bakterielle Produkte eingesetzt werden, um S. aureus zu verdrängen oder effektiv zu bekämpfen. Eingesetzt wird dafür die Applikation von Lysaten nicht pathogener Bakterien wie Vitreoscilla filiformis (V. filiformis). Eine Studie unterstützt diesen Therapieansatz, denn sie zeigt, dass eine kutane Applikation von Lysaten des apatho­genen Bakteriums V. filiformis die Entzündungs­aktivität der atopischen Dermatitis verringert.

Zum anderen können andere vorteilhafte Bakterien wie Koagulase-negative Staphylokokken (KNS) auf die Haut aufgebracht werden, um S. aureus zu verringern. Damit befasste sich eine Studie aus den USA, bei der sich Patienten einer autologen Transplantation „guter Keime“ unterzogen. Patienten ­wurden eingeschlossen, die Träger von S. aureus sind, und bei ihnen wurden aus nicht läsionaler Haut KNS isoliert, die antimikrobielle Aktivität aufwiesen. Die KNS wurden in eine Creme eingearbeitet. ­Anschließend wurde in einem zweiarmigen Versuch die topische Anwendung eines Vehikels mit der Anwendung der KNS-Creme verglichen. Es zeigte sich eine starke Abundanz von S. aureus.

Ebenso interessant ist auch die Art der Applikation. Eine weitere offene Pilotstudie befasste sich mit Roseomonas-mucosa-Stämmen, die mittels Sprayapplikation auf die Haut aufgebracht wurden. Diese Stämme produzieren Sphingolipid, das für die Hautbarrierefunktion wichtig ist und bei der Neurodermitis gestört zu sein scheint. Ein Teil der Patienten wurde mit aufsteigenden ­Dosen besprüht und der andere Teil erhielt bereits zu Beginn eine hohe Dosis. In beiden Behandlungsarmen konnten therapeutische Effekte festgestellt werden, wie eine Reduktion des SCORAD (Scoring atopic dermatitis) und des EASI (Eczema Area and Severity Index). Die Effekte waren in der Gruppe mit der fixen hohen Dosis größer. Ein weiterer Ansatz ist, Probiotika mittels Bädern, Teilbädern oder Umschlägen auf die Haut zu bringen. Eingesetzt wird dafür ein Pulver, das einen bioaktiven Bakterienkomplex aus neun verschiedenen Milchsäurebakterien enthält und durch das Einrühren in Wasser die Bakterien aktiviert. Die Effekte wurden in mehreren Studien beschrieben: die Verdrängung von S. aureus und die Wiederherstellung des mikrobiellen Gleichgewichts, die Anreicherung probiotischer Bakterien auf der Haut, die Stabilisierung der Hautbarriere, z. B. durch Steigerung des Ceramidgehalts, den positiven ­Einfluss auf das dermale Immunsystem. Eine erste klinische Pilotstudie zu probiotischen Teilbädern umfasste die tägliche Anwendung probiotischer Teilbäder an ­definierten Hautarealen für zehn Minuten über einen Zeitraum von 14 Tagen. Es zeigte sich, dass S. aureus an den behandelten Arealen stark abgenommen hatte, die Diversität gestiegen war und dass einzelne der im Komplex enthaltenen Bakterien, Laktobazillen, in der Abundanz zugenommen hatten. Zudem wurde auch eine Verbesserung der klinischen Scores beobachtet, z. B. der SCORAD und die patientenberichteten Symptome. Red.

Literatur bei der Redaktion

Industriesymposium „Stadiengerechte Basistherapie bei atopischer Dermatitis und Betrachtung des dermalen Mikrobioms als neuer Ansatzpunkt in der Behandlungs­strategie“ (Veranstalter: MEDICE Arzneimittel Pütter GmbH & Co. KG)

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