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Fokus Naturmedizin

Gelenkbeteiligung bei Psoriasis natürlich behandeln

Wirkstoffe aus Wurzeln, Blättern und Rinde hemmen die Entzündung

Dr. rer. nat. Christine Reinecke

Um Gelenkschmerzen phytotherapeutisch zu behandeln, eignen sich Extrakte aus Teufelskralle und Brennnessel. Gegen die Psoriasis selbst hilft eine Salbe aus Mahonienrinde, die gezielt auf sensible Hautbereiche aufgetragen wird. Hier besitzt auch die Homöopathie einen Stellenwert.

Etwa ein Fünftel der Psoriasispatienten erlebt eine Gelenkmanifestation, die Psoriasis arthropathica. Betroffen sind die kleinen Gelenke an Finger und Zehen und die Knie. Zur Linderung der arthritischen Beschwerden können Phytopharmaka adjuvant eingesetzt werden. Die pflanzlichen Wirkstoffe werden bereits im Akutstadium empfohlen, denn der optimale Effekt tritt erst nach mehreren Wochen ein. In der Leitlinie zur Psoriasis-Arthritis wird ein phytotherapeutischer Ansatz nicht erwähnt. Allerdings firmiert Teufelskralle, Harpagophytum procumbens, in der Monografie der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) als traditionelles pflanzliches Medizinprodukt. Entsprechend wird es zur Linderung leichter Gelenkschmerzen vorgeschlagen. Dazu nimmt man eine Einmaldosis von 480 mg zweimal täglich ein, und zwar nicht länger als vier Wochen. Kontraindiziert ist Teufelskralle bei Überempfindlichkeit gegenüber der Wirksubstanz, Gelenkschmerz in Verbindung mit geschwollenen Gelenken, Rötung oder Fieber. Dann sollte ein Arzt aufgesucht werden, ebenso bei Gallensteinen.

Gesicherte Evidenz

Harpagophytum procumbens ist eine am Boden kriechende Pflanze der Kalahari-Wüste im südlichen Afrika. Die tiefen Pfahlwurzeln und die sekundären Wurzelknollen enthalten 1–3 % Iridoidglykoside, die Harpagoside, außerdem Zucker, Triterpene, Phytosterole, aromatische Säuren und Flavonoide. Harpagosid, die Hauptkomponente, hemmte in vitro die Synthese verschiedener Entzündungsmediatoren. Dies gelang, indem die Induktion der Stickstoffmonoxid-Synthase und die Expression der Cyclooxygenase-2 unterdrückt wurde. In klinischen Studien verbesserten verschiedene Wurzelknollenextrakte signifikant das klinische Bild bei Knie- und Hüftarthritis, und zwar im Hinblick auf Schmerz, Bewegungseinschränkung und Gelenkreiben. Dosiert wurde mit 50–60 mg Harpagosid täglich über 8–16 Wochen.[1] Wie ein aktuelles systematisches Review zeigt, besteht starke Evidenz für die klinische Wirksamkeit bei Zubereitungen, die mehr als 50 mg Harpagosid enthalten. Gesichert ist die Evidenz auch für entzündliche und schmerzhafte Zustände. Die Nebenwirkungen wurden ähnlich wie bei ­Placebo bewertet.[2] Bei Gelenkschmerzen ist Teufelskralle bei Weitem nicht die einzige phytotherapeutische Option.

Eine Nessel, die wirkt

Sengende Schmerzen sind die Folge, wenn die Haut mit Brennnesseln in ­Berührung kommt. Dabei bricht das durch Kieselsäure verstärkte Köpfchen des Brennhaares schräg ab, und die wie eine Einstechkanüle geformte Spitze ­sondert Natriumformiat, Acetylcholin und Histamin ab. Mit solchen Brenn­haaren besetzt sind die gesägten, spitz zulaufenden Blätter und Stängel der großen und keinen Brennnessel (Urtica dioica bzw. urens). Die Blätter selbst und die während der Blütezeit gesammelten oberirdischen Triebe enthalten Inhaltsstoffe, die antientzündlich wirken. Im Blatt sind das bis zu 2 % Flavonoide und Phenolcarbonsäuren, Triterpene und Sterole; dazu das Pigment Chlorophyll. Junges Brennnesselkraut, das übrigens noch nicht brennt, enthält dazu bis zu 0,6 % Vitamin C und viele Mineralstoffe. So ist der Brennnessel-Frischpflanzensaft ein traditionelles Arzneimittel, das zur Besserung leichter Gelenkschmerzen bei Erwachsenen verwendet wird. Nach Herstellerangaben nimmt man dreimal 10 ml am Tag ein, unverdünnt oder mit Wasser, und nicht länger als vier Wochen. Aus Brennnesselblättern wird auch ein ethanolischer Trockenextrakt gewonnen, der auf die antientzündlichen Wirkstoffe standardisiert ist. Zur unterstützenden Behandlung rheumatischer Beschwerden nimmt der ­Patient zweimal täglich zwei Hartkapseln mit je 268 mg Trockenextrakt oder zweimal eine Filmtablette mit 600 mg Extrakt. Bei der Behandlung können ­Magen-Darm-Beschwerden und Überempfindlichkeitsreaktionen wie Juckreiz und Hautausschlag auftreten.

Die pharmakologischen Effekte verschiedener Heilpflanzen, darunter auch Urtica dioica, wurden in einer systematischen Übersichtsarbeit aufgelistet. Tatsächlich wirkt Brennnessel stark antientzündlich und antiarthritisch. [3] Eine Untersuchung über die Wirksamkeit verschiedener Urtica-Extrakte kam zu dem Ergebnis, dass der alkoholische wie auch der lipophile Extrakt signifikante bis potente antiinflammatorische Effekte ausübten. Der lipophile Extrakt, der mit Dichlormethan gewonnen wurde, zeigte eine minimale Zytotoxizität auf Makrophagen, der ­polare Extrakt war moderat zytotoxisch. Möglicherweise könnten also die ­lipophilen Extrakte effektiver sein als die traditionellen Tinkturen, die meist mit Ethanol, Methanol oder Wasser ausgezogen werden. Die dafür verantwortlichen bioaktiven Bestandteile müssten allerdings chemisch noch genauer bestimmt werden.[4]

Auch in Kombination wirksam

Wie ein Brennnesselblätter-Extrakt kombiniert mit Hagebutte, Teufelskralle und Vitamin D bei Patienten mit Gonarthritis wirkt, wurde in einer Studie genauer unter die Lupe genommen. Die Studienautoren prüften die Wirksamkeit und Sicherheit der Blätter- und Wurzelextrakte sowie des Saftkonzentrates in einem randomisierten, placebokontrollierten, doppelblinden Paralleldesign über zwölf Wochen. 92 Patienten nahmen entweder 40 ml der Phyto-Kombination ein oder Placebo. Zu Studienbeginn und nach sechs bzw. zwölf Wochen wurde der WOMAC Arthritis-Index und Lebensqualitätsparameter dokumentiert, ebenso der Verbrauch von Analgetika. Am Anfang unterschieden sich die WOMAC-Scores zwischen den Gruppen nicht. Doch während der Studie verbesserten sich die Mittelwerte bei beiden Gruppen signifikant. Die Gruppenunterschiede wiesen auf eine signifikante Überlegenheit zugunsten des ­Extraktes hin (pU 

Birkenblätter für die Grunderkrankung

Verstanden wird die Psoriasis als eine Immunstörung mit entzündlichen Manifestationen an der Haut. Von dieser chronischen, schubweise verlaufenden Erkrankung sind 2–3 % der Bevölkerung betroffen. Bei leichten Formen kann die Naturheilkunde in Monotherapie eingesetzt werden, in allen anderen Fällen wirkt sie unterstützend. Sinnvoll ist dabei eine kombinierte innere und äußere Anwendung. Auch wenn orale Phytotherapeutika den Verlauf nur maßvoll beeinflussen können, sind Birkenblätter eine interessante Option. Die lichtbedürftige, aber sonst anspruchslose Birke mit der charakteristischen hellen Rinde bildet deltaförmige Laubblätter, die sehr deutlich in Blattspreite und Blattstiel gegliedert sind. Betulae folium enthält Triterpensaponine, Gerbstoffe, Bitterstoffe und einen hohen Anteil (2–3 %) an Flavonoiden. Die Inhaltsstoffe wirken antioxidativ und antiphlogistisch. Empfohlen werden 15 ml Birkenblätter-Frischpflanzenextrakt, die dreimal am Tag mit reichlich Flüssigkeit eingenommen werden. Der Saft ist für Patienten ab zwölf Jahren geeignet. Unerwünschte Wirkungen sind eher selten; wenn, dann wurden Übelkeit, Erbrechen und Durchfall oder allergische Reaktionen beobachtet. Für die Teezubereitung wird eine mittlere Tagesdosis von 2–3 g Droge berechnet. Dazu wird ein Esslöffel Birkenblätter (ca. 2 g) mit 150 ml sprudelnd kochendem Wasser übergossen und nach etwa 10–15 Minuten abgeseiht. Mehrmals täglich trinken. Dabei ist zu beachten: Bei akuten rheumatischen Beschwerden mit Rötung, Schwellung oder Überwärmung der Gelenke oder andauernden Beschwerden sollte ein Arzt konsultiert werden.

Sanft auf sensiblen Hautbereichen

Eine der wenigen Pflanzen, die spezifisch und mit Evidenz bei Psoriasis verwendet werden können, ist die gewöhnliche Mahonie, Mahonia aquifolium.[6] Interessant an dem Berberitzengewächs mit den immergrünen Stechdornblättern, den gelben Blütenständen und den blauen Beeren ist seine Rinde. Denn Mahonienrinde enthält die Alkaloide Berberin, Berbamin und Oxyacanthin, die antiphlogistisch und antiproliferativ wirken, aber auch keratolytisch. Diese Wirkung ist mit Dithranol vergleichbar. Das Harz der brasilianischen Araroba-Bäume war lange Zeit der Goldstandard der Psoriasistherapie, obwohl es aktive Sauerstoffspezies bildet, die die Haut reizen und die Kleidung irreversibel gelb einfärbt. Im Gegensatz dazu irritiert Mahonienrinden-Extrakt nicht. Auch empfindliche Regionen wie Gesicht, Hautfalten und Anogenitalbereich können behandelt werden, in hartnäckigen Fällen mit einem Okklusivverband. Belege für die Evidenz der Rinde liefern sieben Studien, die in einem Review genauer untersucht worden waren. In fünf Studien verbesserten sich die Psoriasissymptome signifikant unter der Behandlung mit Mahonia, die als Creme, Salbe oder Tinktur verwendet worden war. Behandelt wurde vier Wochen lang dreimal täglich oder zwei- bis dreimal am Tag über zwölf Wochen bzw. einmal täglich über sechs Monate. Die Nebenwirkungen waren gering.[7] Eine Creme mit eingearbeiteter homöopathischer Urtinktur wird zwei- bis dreimal täglich aufgetragen. Urtinktur ist eine Presssaftmischung mit Ethanol, Wasser oder Glycerol. Auch eine D1-Dilution von Berberis aquifolium Urtinktur kann mehrmals täglich lokal angewandt werden. Dadurch geht die Schuppenbildung zurück, die Schuppen ­lösen sich von der Haut. Auch die Hautrötung verringert sich und die Entzündung lässt nach. Verdünnte Urtinkturen (D2, D3, D4, D6 und D12) von Mahonienrinde verhalten sich gemäß dem homöopathischen Arzneimittelbild organotrop zur Haut, das heißt, sie wirken auf dieses Gewebe und können bei Psoriasis ein­gesetzt werden. Wie eine vergleichende Analyse ergab, besteht zumindest ­therapeutische Äquivalenz zwischen Salben mit pflanzlichen homöopathischen Inhaltsstoffen und der üblichen Behandlung mit Salben, die ein Kortikoid oder Calcipotriol enthalten.[8]

Dass Psoriasispatienten generell von einer klassischen homöopathischen ­Behandlung profitieren, zeigte eine Beobachtungsstudie. Darin wurden 82 Patienten evaluiert, die im Durchschnitt 14 Jahre unter der Schuppenflechte litten und zuvor überwiegend konventionell behandelt worden waren. Während des zweijährigen Untersuchungszeitraums erhielten die Patienten durchschnittlich sechs homöopathische Präparate, darunter Natrium muriaticum, Sulfur, Sepia succus und Calcium carbonicum. Im Behandlungsverlauf hatten sich die ­Diagnosen und die Schwere der Beschwerden deutlich und mit einer großen Effektstärke verbessert (Cohen’s d = 1,02–2,09). Verbessert hatten sich auch die körperlichen und mentalen Lebensqualitätsparameter. Die konventionelle Behandlung nahm ab und die Arztbesuche gingen deutlich zurück, so das Fazit der grundlegenden Studie.[9]

Die Autorin

Dr. rer. nat. Christine Reinecke
70378 Stuttgart

dres.reinecke@t-online.de
www.hello-biology.com

Dr. Christine Reinecke ist promovierte Diplom-Biologin und ­seit über 25 Jahren freiberufliche Autorin zahlreicher Publikationen der Naturheilkunde, Medizin und Pharmazie

[1] Dragos D et al., Nutrients 2017; 9(1): 70
[2] Menghini L et al., Phytother Res 2019; 33(9): 2152–2162
[3] Yang CL et al., Clin Rev Allergy Immunol 2013; 44(3): 284–300
[4] Johnson TA et al., Phytomedicine 2013; 20(2): 143–147
[5] Moré M et al., Planta Med 2017; 83(18): 1384–1391
[6] Talbott W et al., Am J Clin dermatol 2015; 16(3): 147–165
[7] Janeczek M et al., J Clin Aesthet Dermatol 2018; 11(12): 42–47
[8] Jong MC et al., Complement Ther Med 2013; 21(5): 453–459
[9] Witt CM et al., Eur J Acad Dermatol Venerol 2009; 23(5): 538–543

Bildnachweis: Ralf Blechschmidt, vencavolrab, filmfoto, Martin Keiler (iStockphoto); privat

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