- Anzeige -
Management

Praxisabgabe

Ruhestand rechtzeitig planen

Uwe Zoske

10.11.2021

Wer die Planung des Ruhestands kurzfristig angeht und diesen hauptsächlich durch den direkten Verkauf der Praxis finanzieren will, ist quasi den Gesetzen des Marktes ausgeliefert. Andere Optionen der Praxisaufgabe bieten bei früher Planung hingegen finanziell sicherere und attraktivere Lösungen.

Irgendwann kommt der Tag, an dem man sich zum ersten Mal darüber Gedanken macht, wann man denn in den Ruhestand eintreten möchte. Für viele Ärzte ist es ein sehr schwieriges, weil auch emotionales Thema. Aber auf jeden Fall eine Situation, die sich ohne Wenn und Aber stellen wird. Je besser man darauf vorbereitet ist, auch wirtschaftlich, desto leichter fällt es dann auch zu sagen, dass man sich den wohlverdienten Ruhestand gönnt. Der Markt hat sich in den vergangenen Jahren aber drastisch verändert. Wer heute seine Praxis insbesondere auf dem Land verkaufen möchte, wird sich schwer tun, einen Käufer zu finden. Viele Ärzte haben sich schon damit abgefunden, ihre Praxis einfach aufzugeben. Die Politik reagiert mittlerweile darauf und schafft Programme, um (künftigen) Ärzten die Ansiedlung einer Praxis schmackhaft zu machen. Die Erfolge sind jedoch bescheiden.

Aktuelle Situation auf dem Praxismarkt

Der Blick auf den Praxismarkt zeigt ein Bild, das fast schon als dramatisch zu bezeichnen ist. Die Zahl der zu veräußernden Praxen steigt, überall werden Nachfolger gesucht, die Anzeigenseiten der Zeitschriften sind voll und häufig finden die angebotenen Praxen keinen Abnehmer. Und den Gesetzen des Marktes folgend, fallen bei einem „guten“ Käufermarkt die Preise drastisch bis hin zur nicht möglichen Veräußerung. Dieser Trend ist seit Jahren ungebrochen und es ist kein Ende abzusehen. Ganz im Gegenteil, denn erschwerend kommt hinzu, dass die Zahl der kaufwilligen Ärzte sinkt. Hier ist auch in Zukunft keine Wende zum Guten erkennbar.

Aktuelle Situation der Ärzte

Mit der Praxisgründung war für viele Ärzte der spätere Verkauf der Praxis zur Finanzierung des Ruhestandes einkalkuliert. Diese Einnahmen fallen nun in der Regel weg oder haben sich so drastisch reduziert, dass sie nur noch einen Teil der benötigten Summe abdecken. Für viele ein ernstzunehmendes Problem, denn der geplante Lebensstandard im Alter ist dadurch stark gefährdet. Umso wichtiger ist es, den Ruhestand langfristig vorzubereiten.

Abhängig von der Ausgangssituation und der geplanten Ausstiegsvariante kann dieser Zeitraum 1–10 Jahre betragen. Denkbar sind drei verschiedene Arten der Praxisübergabe.

Verkauf

Das Szenario des ausschließlichen Verkaufs beginnt damit, den Verkaufspreis zu kalkulieren. Das geschieht in der Regel durch das modifizierte Ertragswertverfahren, welches den materiellen und immateriellen Praxiswert abbildet (> Praxismanagement). In der Regel werden in diesem Verfahren die vergangenen drei Jahre betrachtet. Es gilt festzuhalten, dass das Ergebnis in letzter Konsequenz eine durchaus fiktive Zahl abbildet, da der eigentliche Verkaufspreis durch den Markt bestimmt wird – und genau hier treffen die zuvor beschriebenen Szenarien zu. Die Vorstellungen des Verkäufers stehen häufig im krassen Gegensatz zu denen des potenziellen Käufers. Dies stellt  daher die unattraktivste Variante der Praxisabgabe dar. Sollte es jedoch das gewünschte Modell sein, ist es empfehlenswert, den Verkauf mit einem Vorlauf von 1–2 Jahren zu beginnen. Sollte es möglich sein, die Praxis erfolgreich zu veräußern, sollten Sie sich rechtzeitig darüber informieren, wo ihr Kapital sicher und ertragreich angelegt werden kann.

Viele Landärzte haben sich schon damit abgefunden, ihre Praxis einfach aufzugeben.

Einbindung eines jungen Arztes

Hat man mal die Mitte 50 erreicht, ist es sinnvoll, sich Gedanken über die Nachfolgeregelung zu ­machen. Ein sehr zu empfehlender Weg ist die frühzeitige Einbindung eines Arztes mit Interesse, die Praxis zu übernehmen. Da man für die Suche in der Regel sehr lange Zeit benötigt, ist ein frühzeitiger Beginn sinnvoll. Entweder nach und nach oder am Ende Ihres Berufslebens verkaufen Sie dann Ihre Anteile an den Interessenten und sichern einen harmonischen Übergang.

Weiterer Vorteil: Sie können sich mit einer entsprechenden Vereinbarung immer wieder aktiv einbringen und Ihre finanzielle Situation auch in der Zukunft  verbessern.

Teilhaber

Auch die Gründung eines Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) kann eine Option sein. In der Rechtsform einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR), einer eingetragenen Genossenschaft (eG) oder einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) besteht die Möglichkeit, einen jungen Kollegen als Partner in das zu gründende MVZ zu integrieren. Die Rechtsform des MVZ bietet entscheidende Vorteile gegenüber einer Berufsausübungsgemeinschaft (BAG), denn die Zulassung ist nicht personengebunden (> Medizinrecht). Hier erhält die Trägergesellschaft als juristische Person die Zulassung. Somit ist eine spätere Expansion der Praxis sehr viel einfacher möglich. Sie als Praxisabgeber können, müssen aber nicht Leistungserbringer sein. Sie haben also in einer Übergangszeit die Möglichkeit, noch in der Praxis zu arbeiten, um ihren neuen Kollegen einzuweisen, können aber genauso ihre ärztliche Tätigkeit bei Erreichen Ihres Austrittsalters beenden. Durch die weiterhin bestehende Teilhaberschaft besteht dann die Möglichkeit, dass ihr Praxisanteil in Form einer Altersrente ausbezahlt wird oder aber durch das Halten von Anteilen eine laufende Dividende erzielt werden kann. Hier gibt es einige attraktive Gestaltungsmöglichkeiten.

FAZIT:

Grundsätzlich ist die Form der Abgabe abhängig von Ihren ganz persönlichen Zielsetzungen und Präferenzen. Sie sollten aber auf jeden Fall rechtzeitig damit beginnen und den Erlös nicht als festen Bestandteil Ihrer Altersrente einplanen, eher als ein willkommenes Zubrot. Auch die Zuhilfenahme eines entsprechenden Beraters kann durchaus eine hilfreiche Unterstützung sein.

Der Autor

Uwe Zoske
Risikomanagement und Marketingberatung
med3
55130 Mainz

zoske@med3.net

Literatur beim Autor

Bildnachweis: privat

Lesen Sie mehr und loggen Sie sich jetzt mit Ihrem DocCheck-Daten ein.
Der weitere Inhalt ist Fachkreisen vorbehalten. Bitte authentifizieren Sie sich mittels DocCheck.
- Anzeige -

Das könnte Sie auch interessieren

123-nicht-eingeloggt