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Allgemeinmedizin

Leben mit Fettleibigkeit

Adipositas - Diskriminierung auch im Gesundheitswesen

3.10.2023

Es ist gut belegt, dass Menschen mit Adipositas im Berufsleben, aber auch im Alltag viele Benachteiligungen erfahren. Bedauerlicherweise gilt das auch für medizinische Praxen und Kliniken. Dafür sollten alle Praxis­mitarbeiter sensibilisiert sein.

Adipöse Personen leiden oft unter den psychosozialen Folgen ihres Gewichts – etwa im Berufsleben. Menschen mit Adipositas werden seltener für Vorstellungsgespräche und Einstellungen in Betracht gezogen als Normalgewichtige. So belegen epidemiologische Daten, dass Adipöse weniger häufig leitende Positionen in Unternehmen bekleiden als Menschen ohne die Erkrankung – besonders ausgeprägt sind diese Effekte bei Frauen.

Umgekehrt zeigen empirische Studien: Negative Erfahrungen am Arbeitsplatz wirken sich nachteilig auf die Produktivität der Mitarbeitenden aus und können ihren Gesundheitszustand zusätzlich verschlechtern. Die Effekte reichen von Angststörungen und Depressionen bis hin zum Burnout. In diesem Zusammenhang ist es bedeutsam, dass Arbeitnehmende mit Adipositas im Schnitt krankheitsbedingt 1–2 Wochen pro Jahr mehr auf der Arbeit fehlen als Normalgewichtige. Nebem den physischen Auswirkungen der Adipositas haben daran sicher auch soziale und psychische Aspekte einen deutlichen Anteil.

Vorurteilen entgegenwirken

Im Gesundheitswesen reichen die Vorurteile gegenüber Adipösen von mangelnder Selbstkontrolle und Willensstärke bis zu Hygieneproblemen. Häufig wird Übergewichtigen auch unterstellt, Therapieempfehlungen nicht zu befolgen oder sogar unehrlich und feindselig zu sein. Andererseits berichten Betroffene, dass sie sich gerade in Bezug auf ihr Körpergewicht medizinisch nicht gut betreut fühlen.

Eine Erhebung unter Behandlern ergab, dass nur ein knappes Drittel an die Motivation von Patienten glaubt, überhaupt Gewicht verlieren zu wollen. Rund 71 % sprechen Patienten mit Adipositas gar nicht erst an, weil sie annehmen, dass kein Interesse an einer Gewichtsreduktion besteht. Im Gegensatz dazu gaben aber nur 7 % der Betroffenen an, dass sie nicht an einer Gewichtsabnahme interessiert seien.

Behutsam Hilfe anbieten

Zunächst sollten Patienten proaktiv auf das Thema Adipositas angesprochen werden. Denn ohne diese Hilfe und eine entsprechende Diagnose kann keine strukturierte Therapie erfolgen. Dabei gilt: Jede nachhaltige Gewichtsabnahme hat positive Effekte auf die Gesundheit von Menschen mit Adipositas. Das zeigen z. B. folgende Zahlen: Bei einer Abnahme des BMI um 5 kg/m2 oberhalb von 25 kg/m2 sinkt die Gesamtmortalität um 30 %. Schon eine moderate Gewichtsreduktion um 5–15 % des Ausgangsgewichts verbessert langfristig diverse klinisch relevante Risikofaktoren und kann sich vorteilig auf unterschiedliche Komorbiditäten auswirken.

Neben Lebensstiländerungen kann auch eine Pharma­kotherapie wichtig für ein ganzheitliches Adipositasmanagement sein. Der Glucagon-like-Peptide-1(GLP-1)-Rezeptoragonist Liraglutid kann Adipösen, ergänzend zu einer kalorienreduzierten Ernährung und körperlicher Aktivität,  bei einer klaren Gewichtsreduktion helfen. Seit 17. Juli 2023 steht auch der GLP-1-RA Semaglutid in Deutschland für die Indikation Gewichtsreduktion zur Verfügung.

Literatur bei der Redaktion

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