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Kongress-Ticker

Berlin / hybrid – Oktober

Digitale Therapie-Unterstützung

Dr. rer. nat. Reinhard Merz

27.11.2025

Digitale Gesundheitsanwendungen und elektronische patientenberichtete Outcomes (ePROs) verändern zunehmend die onkologische Versorgung. Klinische Studien und praxisnahe Implementierungen zeigen, dass die systematische Erfassung und Nutzung von Symptomen, die Patientinnen selbst digital melden, die Kommunikation verbessert, Komplikationen reduziert und sogar das Überleben verlängern kann.

Ein zentrales Konzept ist die Fernüberwachung von Symptomen (Remote Symptom Monitoring, RSM) über ePRO-Systeme. Patientinnen erfassen regelmäßig Symptome auf mobilen Endgeräten; bei Überschreiten definierter Schwellenwerte wird das Behandlungsteam automatisch alarmiert. Pflegekräfte reagieren in über 75 % der Fälle innerhalb von 48 Stunden, wodurch frühzeitige Interventionen möglich werden. Studien belegen eine Verbesserung der Lebensqualität um etwa ein Drittel und eine Verlängerung des medianen Gesamtüberlebens um 5 Monate gegenüber der Standardversorgung (31,2 vs. 26,0 Monate).

Wirkmechanismen dieser Effekte sind mehrfach belegt: Proaktive Überwachung verhindert symptomgetriebene Komplikationen, erhält die Funktionsfähigkeit der Patientinnen und ermöglicht eine längere, intensivere Krebstherapie. Darüber hinaus stärkt sie das Vertrauen und die Beziehung zwischen Patientinnen und Behandlungsteam.

Die Integration solcher Systeme in die klinische Routine ist technisch und organisatorisch herausfordernd, aber machbar. Erfahrungen aus den USA zeigen, dass ePRO-Programme auch in ressourcenarmen Regionen erfolgreich implementiert werden können. In Deutschland wurde mit dem Digitale-Gesundheitsanwendungen(DiGA)-Gesetz ein regulatorischer Rahmen geschaffen, der digitale Tools erstattungsfähig macht.

Neuere Ansätze wie autonome Systeme mit KI-gestützter Datenauswertung gehen über reine Überwachung hinaus. Sie unterstützen Patientinnen beim Selbstmanagement, geben individualisierte Empfehlungen und können auf Basis objektiver Daten aus Wearables reagieren. Studien wie Pre-Cycle zeigen, dass solche Systeme schwere Nebenwirkungen verringern und das Wohlbefinden verbessern können.

Die nächsten Schritte liegen in der Personalisierung und Integration: adaptive Benutzeroberflächen, Schnittstellen zu elektronischen Patientenakten, KI-basierte Risikoprognosen sowie hybride Modelle aus Fernüberwachung, Coaching und Selbstmanagement. Digitale Therapieunterstützung ist damit kein add-on, sondern eine notwendige Weiterentwicklung der onkologischen Versorgung.

Session „Digital tools for off-site care“

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