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Kongress-Ticker

FRANKFURT / Main – November

Immunsystem und Wechseljahre

Dr. rer. nat. Reinhard Merz

7.11.2025

Im Rahmen des Symposiums „Hormone und Immunsystem“ stellte Prof. Dr. med. Christian Mang ­(Hörnum) aktuelle Erkenntnisse zur immunologischen Wirkung von Steroidhormonen im Kontext von Menopause und Hormonersatztherapie (HRT) vor.

Im Mittelpunkt stand die Frage, wie Estrogene und Gestagene das Immunsystem beeinflussen und welche klinischen Implikationen sich daraus für Tumorbiologie, Infektionsanfälligkeit und therapeutische Entscheidungen ergeben.

Mang arbeitete heraus, dass Steroidhormone nicht ausschließlich reproduktive oder metabolische Funktionen erfüllen, sondern wesentlich an der Regulation immunologischer Signalwege beteiligt sind. Ähnlich den Glukokortikoiden können Estrogene Immunreaktionen dämpfen und tragen damit zur Energieökonomie und Gewebeadaption bei. Gleichzeitig wirken sie als Wachstumsfaktoren und fördern proliferative Prozesse, was in der Schwangerschaft physiologisch erforderlich ist, in anderem Gewebe jedoch potenzielle onkologische Risiken birgt. Er zeigte diese Balance aus Stimulation und Kontrolle als evolutionär sinnvolles Prinzip, das durch die Interaktion von Estrogenen mit zytotoxischen T-Zellen moduliert wird.

Als zentrale Lehre daraus wurde das pharmakologische Prinzip „Sola dosis facit venenum“ hervor­gehoben. Auch für die moderne HRT gilt eine niedrige, fein abgestimmte Dosierung als essenziell, um Wachstumsprozesse zu unterstützen, ohne immunologische Kontrollmechanismen übermäßig zu unterdrücken. Mang stellte auch Daten zur COVID-19-Pandemie vor, die auf eine protektive Rolle weiblicher Sexualhormone bei schweren Virusinfektionen hinweisen, unter anderem durch Reduktion proinflammatorischer Zytokinantworten und Förderung immunologischer Toleranzmechanismen.

Abschließend betonte er, dass die HRT weit mehr sei als eine Therapie gegen vasomotorische Symptome. Sie wirkt osteoprotektiv, kardioprotektiv, endothelprotektiv und immunsystemmodulierend. Dennoch bestehen weiterhin offene Fragen zu optimaler Kombination und Dosierung. Eine niedrig dosierte und gewebespezifisch ausgerichtete Hormontherapie könnte der Schlüssel zur sicheren Nutzung des immunmodulatorischen Potenzials von Steroidhormonen sein.

Vortrag „Hormone und Immunsystem“

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