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Kongress-Ticker

FRANKFURT / Main – November

Das Primaten-Modell als Motor der Menopauseforschung

Dr. rer. nat. Reinhard Merz

27.11.2025

Nicht-humane Primaten, insbesondere Makaken (Macaca-Spezies), stellen ein essenzielles präklinisches Modell für die Menopause- und Mammakarzinomforschung dar. Im Gegensatz zu Nagetieren weisen Altweltaffen – ähnlich wie der Mensch – einen spontanen Menstruationszyklus (~30 Tage), eine natürliche Ovarialseneszenz sowie ein vergleichbares endokrines Profil und Verhalten auf. Sie entwickeln endometriale Hyperplasien, Uterusmyome, endometrioseartige Veränderungen und spontane Mammakarzinome, was sie für translationale Fragestellungen besonders wertvoll macht.

Prof. Mark Cline von der Wake Forest School of Medicine in Winston-Salem (NC, USA) gab dazu im Festvortrag einen Überblick. Im Rahmen langfristiger „gynäkologischer Primatenkohorten“ wurden typische hormonelle Fragestellungen adressiert: Besonders relevant ist der Nachweis, dass die kombinierte Hormontherapie (Estrogen + Gestagen) in der Primatenmammadrüse eine höhere proliferative Aktivität induziert als Estrogen allein – ein Befund, der früh die Ergebnisse der WHI-Studie vorweggenommen hat. Darüber hinaus konnte gezeigt werden, dass synthetische Gestagene und natürliches Progesteron unterschiedliche Genexpressionsmuster hervorrufen, was die Heterogenität der Gestagenwirkungen unterstreicht.

Neuere Forschungsansätze adressieren selektive Estrogenrezeptormodulatoren (SERMs) und Phytoestrogene. Tamoxifen zeigte im Uterus der Tiere die charakteristischen zystisch-fibrotischen Veränderungen und wies gleichzeitig genmodulierende Effekte auf. Phytoestrogene erwiesen sich im Primatenmodell überwiegend als antagonistisch gegenüber Estradiol-Signalwegen und ohne proliferativen Stimulus auf Brust- oder Endometriumgewebe.

Ein innovativer Forschungsschwerpunkt betrifft das Brust-Mikrobiom. Auf Basis postmortaler Brustgewebe sowie experimenteller Interventionen konnte gezeigt werden, dass die Brustdrüse kein steriles Organ ist. Tamoxifen veränderte das mikrobielle Profil in Richtung einer höheren Prävalenz von Lactobacillus-Spezies und Staphylokokken sowie einer Reduktion bakteroider Spezies. Parallelstudien an Mausmodellen demonstrierten, dass eine intramammäre Lactobacillus-Applikation das Tumorwachstum verzögern kann. Erste humane Daten weisen auf einen Zusammenhang zwischen bakteriellen Zellwandkomponenten in Mammatumoren und verringerter Proliferationsrate hin. Diese Befunde eröffnen neue Hypothesen zur immunmodulatorischen Interaktion zwischen Mikrobiota, endokriner Regulation und Tumorprogression.

Zusammenfassend zeigen Primatenmodelle nicht nur hohe Validität für hormonelle und onkologische Fragestellungen, sondern erweitern derzeit unser Verständnis für systemische Einflussfaktoren – inklusive Strahlenexposition, Immunalterung und nun des Brust-Mikrobioms. Die Forschung befindet sich in einer Phase langfristiger Kohortenbeobachtung mit erheblichen translationalen Implikationen für Menopause-Therapie, Prävention hormonabhängiger Tumoren und neue Mikrobiom-basierte Strategien.

Festvortrag „Preclinical studies of the menopause“

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