Alle Krebspatienten sollen bei Bedarf eine angemessene psychosoziale und psychoonkologische Versorgung bekommen. So steht es im Nationalen Krebsplan. Und Prof. Dr. Peter Herschbach (München) betonte als Mitglied im Beirat der AG Psychoonkologie der Deutschen Krebsgesellschaft: „Ja, wir haben durchaus Fortschritte erzielt – wir stehen dennoch weiterhin vor großen Herausforderungen“.
Auf der Haben-Seite sieht Herschbach den psychoonkologischen Förderschwerpunkt und die bundesweite Bestandsaufnahme der psychoonkologischen Versorgung (> Gesundheitssystem). Auch die mittlerweile gesicherte Finanzierung der Krebsberatungsstellen sieht Herschbach als „echten Gewinn nach langem mühsamen Kampf“.
So weit, so gut. Auch auf offene Probleme kam Herschbach zu sprechen und verwies beispielhaft auf die häufig ungeklärte Finanzierung der stationären Psychoonkologie. Anders gelagert sind die Herausforderungen im ambulanten Setting. Die Finanzierung gemäß der Richtlinientherapie erfordert eine psychiatrische Diagnose sowie ein klassisches Antragsverfahren. Für ihn ist das völlig inadäquat, weil Krebspatienten trotz hoher Belastung oft keine psychische Störung im Sinne der ICD-Codierung haben (> Psychiatrie).
Last but not least findet er das Nutzungsverhalten der Patienten bezüglich psychoonkologischer Angebote „katastrophal schlecht“. Rund die Hälfte der als „hochbelastet“ identifizierten Patienten lehnt psychoonkologische Unterstützung schlicht ab. Oft aus Unwissenheit. Hier müsse man bei der patientenzentrierten Informationspolitik „kreativer werden“, ist sein Wunsch für die Zukunft.
Plenarsitzung „Psychoonkologie“, Vortrag von Prof. Dr. Peter Herschbach