Nach Jahren der intensiven Diskussionen über die Risiken von Januskinase(JAK)-Inhibitoren haben sich die von der offenen Phase-IV-ORAL-Surveillance-Studie hervorgerufenen Wogen wieder geglättet und weitere Daten die Sorgen etwas relativiert.
Auf der Nutzen-Seite punkten die JAK-Inhibitoren mit dem deutlich schnelleren Wirkeintritt als Biologika, ihrer guten Steuerbarkeit, was gerade in der Situation von Infektionen und Operationen wichtig ist, und mit der Option der Monotherapie, die von vielen Patienten und Patientinnen bevorzugt werde, erläuterte Prof. Dr. med. Klaus Krüger (München) in seiner Darstellung der Balance zwischen Nutzen und Risiko der JAK-Inhibitoren. Methotrexat (MTX) laufe meist am Anfang noch mit, könne aber in vielen Fällen schnell abgesetzt werden. JAK-Inhibitoren seien zudem die am besten wirksame Medikamentengruppe, wie diverse Head-to-Head-Studien gezeigt hätten. Im Vergleich zu Biologika werde eine Remission um 10–20 % häufiger erreicht. Auch das „drug survival“ sei höher als unter Tumornekrosefaktor(TNF)-Inhibitoren. Dass die Monotherapie nur marginal weniger wirksam ist als die Kombinationstherapie, belegen aktuelle Daten der Kerndokumentation für 2023, der zufolge zwei Drittel aller Betroffenen mit rheumatoider Arthritis (RA) JAK-Inhibitoren als Monotherapie erhalten. Ein weiterer, noch relativ neuer Nutzen von ihnen ist, dass sie bei einer interstitiellen Lungenerkrankung (ILD) im Kontext einer RA gut wirksam sind, so Krüger. Bei einem Großteil der Betroffenen sei die ILD unter JAK-Inhibitoren nicht progredient.
Die auf der Risiko-Seite durch ORAL-Surveillance hervorgerufenen Warnhinweise konnten inzwischen zum Teil relativiert werden.
In einem umfassenden Review wurden die Endpunkte schwerwiegende Infektionen, Malignome, schwerwiegende kardiovaskuläre Ereignisse (MACE) und thromboembolische Ereignisse (VTE) analysiert. Nur für VTE ergab sich ein erhöhtes Risiko (Hazard Ratio 1,26). Die geänderte Haltung zum Risikofaktor Alter unterstreicht laut Krüger die Neuzulassung von Upadacitinib für die Behandlung der Riesenzellarteriitis, eine Erkrankung des höheren Lebensalters. Beim kardiovaskulären Risiko bestätigen Daten des RABBIT-Registers sowohl für die Gesamtpopulation als auch kardiale Hochrisikopatienten, dass es keinen Unterschied beim MACE-Risiko zwischen den eingesetzten Medikamenten gibt.
Letztlich müssen somit die Risikofaktoren Rauchen – zu dem es keine neuen Daten gibt – und Thrombose im Auge behalten werden. Bei Malignomen betrage die Überwachung bisher erst etwa 2 Jahre und sei damit zu kurz, um das Malignomrisiko unter JAK-Inhibitoren zu beurteilen, sagte Krüger. Eine beim amerikanischen Rheumatologenkongress im vergangenen Jahr vorgestellte, noch nicht voll publizierte Netzwerkanalyse sei aber zu dem Ergebnis gekommen, dass das Malignomrisiko unter TNF-Inhibitoren niedriger sei als unter JAK-Inhibitoren und unter diesen etwas niedriger sei als unter MTX.
Vortrag „Sichere Therapie der RA – was gehört dazu?“