Für die Therapie der Herzinsuffizienz (HI) ist in den USA seit 2019 ein neues Implantat zur Barorezeptor-Stimulation in der A. carotis zugelassen. Die Indikationen für den Einsatz sowie Studiendaten zu Wirksamkeit und Sicherheit präsentierten Prof. Dr. med. Stefan Anker (Berlin) und Dr. med. Jörn Schmitt (Gießen).
Ist die leitliniengerechte medikamentöse Therapie von Patienten mit moderater bis schwerer chronischer Herzinsuffizienz maximal ausgereizt und immer noch keine zufriedenstellende Verbesserung der Symptomatik zu verzeichnen, kommen verschiedene Device-Therapien zum Einsatz. Bezüglich der therapeutischen Möglichkeiten klafft jedoch eine Lücke zwischen der Cardiac Resynchronization Therapy (CRT), die sich nur für 28 % der Patienten im NYHA-Stadium III mit einer linksventrikulären Ejektionsfraktion (EF) ≤ 35 % eignet, und dem Einsatz von Herzunterstützungs- und Ersatzsystemen (VAD) bis hin zur Herztransplantation im terminalen HI-Stadium, erläuterte Anker. Diese könnte nun aber geschlossen werden. Denn medikamentös austherapierte Patienten im NYHA-Stadium III mit einer EF ≤ 35 % könnten von einem neuen Implantat profitieren, das eine elektrische Aktivierung der Barorezeptoren in der Arteria carotis bewirkt. Diese Barorezeptoren nehmen normalerweise Veränderungen des Blutdrucks wahr und senden Signale an das Gehirn, das wiederum über das autonome Nervensystem die Funktion von Herz, Gefäßen und Nieren reguliert. Der neue Barorezeptor-Stimulator gleicht das bei der HI bestehende Ungleichgewicht in dieser Regulationsschleife aus. Die Implantation erfolgt in einem einstündigen Verfahren. Dabei wird der Pulsgenerator, vergleichbar dem eines Herzschrittmachers, schlüsselbeinnah unter die Haut implantiert und die mit ihm verbundene Elektrode an der Arteria carotis platziert.
Sicher und wirksam in klinischen Studien
Basierend auf den Ergebnissen der Phase-II-Studie HOPE4HF (2012) erhielt das neue Implantat die CE-Zulassung für die Behandlung der Hypertonie (2012) sowie der Herzinsuffizienz (2014). Zur Zulassung durch die FDA 2019 führten die Ergebnisse der prospektiven, randomisiert-kontrollierten, zweiarmigen, multizentrischen Studie BeAT-HF (2016) mit 467 Patienten [1]. Der Barorezeptor-Stimulator konnte in den primären Endpunkten zu Sicherheit (MANCE; Rate derjenigen ohne schwere neurologische, kardiovaskuläre oder prozedurbezogene Nebenwirkungen) und Wirksamkeit (Lebensqualität, 6-Minuten-Gehtest, NT-proBNP-Spiegel) mit signifikanten und klinisch relevanten Ergebnissen überzeugen und punktete auch durch seinen gesundheitsökonomischen Mehrwert. Nach sechs Monaten hatten sich die Lebensqualität (MLwHF; Minnesota Living with Heart Failure questionnaire) um 14 Punkte und die Belastungstoleranz im 6-Minuten-Gehtest um im Mittel 60 Meter Gehstreckenverlängerung signifikant verbessert. Funktional konnten sich 52 % vs. 29 % (Kontrollgruppe) der Patienten um eine
NYHA-Klasse, 13 % vs. 2 % um zwei Klassen verbessern (alle p < 0,001). Der Barorezeptor-Stimulator erreichte zudem eine relative Reduktion des NT-proBNP von 25 % (p < 0,004). Die MANCE-freie Rate lag bei 97 %.
Zile MR et al., J Am Coll Cardiol 2020; 76: 1–13
Pressekonferenz „Barostim™ – Eine neue Therapieoption bei Herzinsuffizienz“ (Veranstalter: CVRx Inc.)