Die LipidSnapshot-Studie analysiert erstmals die Versorgungsrealität von Menschen mit ASCVD (atherosklerotische kardiovaskuläre Erkrankungen) plus Hypercholesterinämie in Deutschland, berichtete Dr. med. Winfried Haerer (Ulm).
Verglichen wurden Daten von 1 500 Erkrankten aus 49 kardiologischen Praxen (NK) und 82 375 Erkrankten aus 996 Hausarztpraxen (AM) über 3 Jahre. Die Ergebnisse zeigen massive Diskrepanzen zur ESC / EAS-Leitlinienempfehlung (LDL-C < 55 mg/dl, Lp(a)-Testung einmalig), monierte Prof. Dr. med. Oliver Weingärtner (Jena).
So erreichten in AM-Praxen nur 14,4 % der Hochrisikopatienten und -patientinnen den LDL-C-Zielwert, in NK-Praxen 31,5 %. Insbesondere Frauen erhielten seltener lipidsenkende Therapien (LLT), und bei AM-versorgten Patientinnen fehlte häufig jegliche LLT. Die Lp(a)-Testung erfolgte nur bei 3 % (AM) bzw. 20 % (NK) der Erkrankten – trotz kausalem ASCVD-Risiko. Geschlechts- und altersspezifische Unterschiede prägten das Bild: Frauen, besonders ältere, wiesen häufiger LDL-C-Werte ≥ 130 mg/dl auf, während Männer eher in jüngeren Jahren erhöhte Werte zeigten.
Die Therapieeskalation blieb unzureichend: < 5 % der Betroffenen erhielten PCSK9-Inhibitoren, obwohl diese bei Nichterreichen der Ziele indiziert sind. Der zweite Snapshot (2024) dokumentierte nur marginale Verbesserungen, sodass die Mehrheit der Betroffenen weiterhin unzureichend behandelt wird. Dies unterstreicht die Dringlichkeit, Leitlinien konsequent umzusetzen – v. a. durch frühere Eskalation (Kombinationstherapien) und flächendeckende Lp(a)-Diagnostik zur Risikostratifizierung.